Michael van Gerwen: „Ich war kein Darts-Fan“
Darts
Die erfolgreichsten Dartsspieler Europas werfen ab Donnerstag in der Dortmunder Westfalenhalle den EM-Titel aus. Michael van Gerwen verrät im Interview, was seinen Sport so ausmacht.

Will seinen EM-Titel in der Westfalenhalle verteidigen: der Niederländer Michael van Gerwen. © Friso Gentsch
Er ist der beste Dartspieler der Welt. Der Niederländer Michael van Gerwen (29) steht auf Platz eins der Weltrangliste. Doch anders, als viele andere große Sportler, träumte van Gerwen nicht von Beginn an, Profi zu werden. Im Interview verrät er, was ihn von anderen Spielern unterscheidet, wie er mit dem enormen Lärm der Zuschauer bei Dartsspielen umgeht, warum er anfing mit dem Dartsspielen und wieso seine Familie einen großen Anteil an seinen Erfolgen hat.
Dartspiele werden von einem großen Geräuschpegel begleitet. Inwiefern brauchen Sie das während eines Dartsspiels? Haben Sie dadurch mit der Konzentration zu kämpfen?
Die Zuschauer sind ein wichtiger Teil dieses Sports und es ist großartig, vor einer großen Kulisse zu spielen. Manchmal ist es schwierig, den Fokus hochzuhalten. Dennoch werfe ich erfolgreicher, wenn die Zuschauer stimmungsvoll am Spiel teilnehmen, als wenn es sehr ruhig in der Arena ist.
Wie bereiten Sie sich hinter den Kulissen vor?
Das kommt auf die Situation und die Wichtigkeit des Spiels an. Auf der einen Seite gibt es Momente, in denen ich sehr nervös bin, auf der anderen Seite strahle ich dann aber auch sehr viel Ruhe aus. Ich versuche weitestgehend, Nervosität mit Dingen, die mir wichtig sind, zu verdrängen.
Wer war zu Jugendzeiten Ihr Vorbild?
Um ehrlich zu sein, war ich gar kein Dartsfan während meiner Jugendzeit. Da ich kein guter Fußballspieler war, spielte ich stattdessen halt Darts. Anfangs durfte ich immer spielen, wenn meine Eltern mit ihren Freunden fertig waren. Ich erkannte früh, dass ich sehr gut in diesem Sport war. Ich denke, es war wichtig für meine Karriere, dass ich kein wirkliches Vorbild hatte, da ich mich dadurch auf mein Talent konzentrieren und meine Art des Spielens entwickeln konnte.
Ihre Frau Daphne ist häufig im Zuschauerbereich zu sehen. Wie wichtig ist die Rückendeckung Ihrer Familie für ein Dartsspiel wirklich?
Meine Familie ist für mich das Wichtigste, und ich freue mich immer, wenn meine Frau Daphne mich unterstützt. Das Grand Slam Turnier letztes Jahr war wirklich außergewöhnlich für mich, da es das erste Turnier war, in dem mich meine Tochter Zoe unterstützte. Alles was ich gewinne, ist für die beiden.
Gerade bei Finish-Würfen strahlen Sie eine einmalige Lockerheit aus. Wie nervös sind Sie wirklich vor einem Finish-Wurf, wenn Millionen von Menschen ihrer Handbewegung zusehen?
Das sind Dinge, die man mit der Zeit lernt. Dartsspiele sind sehr schnell, sodass nicht viel Zeit zum Überlegen bleibt. Ich werfe einfach die Pfeile und hoffe, das gewünschte Feld zu treffen (lacht). Aber auch dabei ist es wichtig, konzentriert zu bleiben und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Auch für Sie gab es einige Rückschläge. Wie kommen Sie mit Niederlagen und sportlichen Krisen klar?
Natürlich ist es hart und verheerend zu verlieren. Das macht einfach keinen Spaß. Aber damit muss man lernen umzugehen. Egal wie sehr man es auch versucht, man kann nicht jedes Spiel gewinnen.
Durch viele internationale Turniere sind Sie eher selten daheim. Wie groß ist Ihre Freude darauf, wieder in den Niederlanden zu sein? Worauf freuen Sie sich am meisten vor einem Heimatbesuch?
Am liebsten verbringe ich dann Zeit mit meiner Familie, besonders viel mit meiner Frau Daphne und meiner Tochter Zoe. Ich möchte ihnen ein wunderschönes Leben bieten. In der Zeit, in der ich zu Hause bin, trainiere ich nicht so viel, weil an nahezu jedem Wochenende ein Turnier ansteht.
Bei Siegen sieht man Sie bescheiden, bei Niederlagen gelassen. Wie viel Emotionen stecken in diesen Momenten denn wirklich in Michael van Gerwen?
Ich freue mich natürlich über jeden Sieg. Ich würde mich als sehr zielstrebig und ehrgeizig bezeichnen, weswegen ich alle Turniere, in denen ich antrete, gewinnen möchte. Es fällt mir schwer, als Verlierer vom Feld zu gehen. Dennoch muss man sich gerade nach spielentscheidenden Würfen möglichst fair verhalten.
Sie stehen in der Weltrangliste auf Platz eins. Was macht Sie besser als alle anderen?
Es ist ein super Gefühl, auf Platz eins zu stehen. Ich arbeite härter als die anderen, um mich auf diesem Platz behaupten zu können. Viele Spieler jagen mich und wollen mich vom Thron verdrängen. Zum Beispiel Peter Wright und Rob Cross spielen auch auf Weltklasse-Niveau. Ich muss mich selber weiter steigern und darf mich auf guten Leistungen nicht ausruhen.
Was erhoffen Sie sich in Dortmund?
Meine Erwartungen sind es, jedes Turnier zu gewinnen, sonst bräuchte ich nicht antreten. Die Europameisterschaft wird schwierig, aber ich bin davon überzeugt, dass ich Erfolg haben werde. Ich hatte ein starkes Jahr 2018 und liebe es, in Deutschland zu spielen. Ich freue mich riesig auf Dortmund, muss jedoch Bestform abliefern, um meinen Titel zu verteidigen.