Kevin Brümmer will auf Fußball doch nicht ganz verzichten „Meinen Humor verliere ich nie“

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Das Karriereende des wohl besten Dortmunder Amateurfußballers seiner Zeit bewegte im Sommer Menschen über seine Vereinsgrenzen hinweg. Fünf Monate nach dem zweiten Kreuzbandriss geht es Kevin Brümmer (31) den Umständen entsprechend gut, was die wichtigste Nachricht ist. Und in unteren Ligen dürfen sich sogar ein paar Vereine Hoffnung machen, einen irgendwann wieder hergestellten Kevin Brümmer „for fun“ in ihren Reihen haben zu dürfen. Im Interview spricht der ehemalige Aplerbecker und Brünninghauser über seinen Zustand, seine Pläne, aber auch über seine Vereine.

Kevin Brümmer, die erste Frage kann sich nur um Ihr wertes Befinden drehen. Wie geht es Ihnen aktuell? Was macht Ihr Knie?

Ich fühle mich sogar etwas besser als zum vergleichbaren Zeitpunkt des ersten Kreuzbandrisses. Ich habe Ende Oktober das neue Kreuzband eingesetzt bekommen. Bei bestimmten Bewegungen schmerzt es noch, im Großen und Ganzen aber geht es mir gut.

Also sind Sie mitten in der Reha?

Ich kann momentan noch nicht arbeiten, daher arbeite ich in der Tat intensiv an meiner Gesundung. Wegen meines Berufes habe ich im Sommer ja auch gesagt, ich beende meine Karriere. Denn ich möchte schnell wieder und dann ohne weitere Blessuren arbeiten.

Höre ich das richtig heraus, dass Stand heute ein Comeback in irgendeiner Form doch möglich ist?

Also, meinen Entschluss habe ich schon mit Bedacht gefasst. Da ich ja, wenn überhaupt, in gut einem halben Jahr erst wieder richtig trainieren könnte, lasse ich das auf mich zukommen. Ich glaube nicht, dass ich noch einmal auf diesem Niveau spielen möchte oder kann, aber vielleicht bekomme ich das ja etwas schonender aus Spaß an der Freude in einer tieferen Liga hin.

Es ist wohl für einen Fußballer durch und durch doch nicht so einfach, ganz ohne zu leben…

Wohl wahr, zumindest ein bisschen! Wenn ich zum Beispiel bei Brünninghausen-Spielen bin, schmerzt das Zusehen und besonders das Nicht-Helfenkönnen schon. Ich war zwischendurch aber auch mal sieben, acht Wochen gar nicht da. Aber verfolgt habe ich das Geschehen natürlich trotzdem. Der Fußballer in mir wird so ganz ohne wohl nicht können.

Schmerzt das Zusehen auch, weil der FCB ohne Ihre Klasse im Keller der Oberliga gegen den Abstieg kämpft?

Das bedauere ich natürlich sehr. Ich glaube, die müssen noch mehr eine Einheit werden. Nach dem Aufstieg müssen sich die Jungs auch an die Gedankenschnelligkeit der Oberliga gewöhnen. Das geht schon mit den Leuten, die sie haben. Aber ich denke auch, dass nach hoffentlich wenigstens noch drei Punkten aus den beiden verbleibenden Spielen eine Analyse erfolgt und auch das Thema echte Verstärkung auf den Tisch kommt. Natürlich sehe ich auch Dinge, aber ich werde Rafik Halim und Florian Gondrum da bestimmt keine schlauen Ratschläge von außen geben.

Sie werden also nicht der Dietmar Hamann des Amateurfußballs?

(lacht) Um Gottes Willen. So möchte ich definitiv nicht werden. Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte meinen Segen, als er sich die vermeintlichen Experten mal vorgeknöpft hat.

Aber wenn Sie jemand vom Dortmunder FCB fragt?

Dann helfe ich natürlich gerne, was aber während der vergangenen Wochen während meiner Abwesenheit auch nicht gut möglich gewesen wäre. Aber das würde ich mit Rafik und Flo (Florian Gondrum, d. Red) persönlich und bestimmt nicht öffentlich besprechen.

Öffentlich sagen könnten Sie aber, ob Sie an den Klassenerhalt glauben?

Natürlich tue ich das, denke aber schon, dass die Mannschaft sich steigern muss. Ich denke, dass in der Oberliga Lotte und Aplerbeck richtig spielstark sind. In diesem Bereich sehe ich Brünninghausen nicht schlechter als große Teile der Liga. Ich habe das Spiel des FCB gegen den immerhin Dritten Schermbeck gesehen. Das war spielerisch von Schermbeck keinen Deut besser als Brünninghausen. Nur hatten sie die individuelle Klasse eines Timur Karagülmez, der dann alle drei Tore zum 3:2 macht. Vielleicht müssen sie sich öfter belohnen.

Kommen wir zum Erfreulichen: Was macht Ihren Ex-Klub ASC 09 Dortmund zu einem verdienten Tabellenzweiten?

Ich darf verraten, dass ich Anfang der Woche den Sportlichen Leiter Samir Habibovic mal wieder angerufen habe, um auch darüber mehr zu erfahren. Und was er sagte, deckt sich mit meinen Beobachtungen. Einen großen Anteil hat das Trainerteam. Marco und Marcel Stiepermann beide waren Spieler auf hohem Niveau. Du der Vorteil ist: Das ist noch gar nicht lange her. Die können sich gut in Spieler hereinversetzen. Ich habe von Marco gehört, dass er auf seiner Profizeit berichtet hatte, auch Trainer gehabt zu haben, die ihn nicht so oft spielen ließen. Also weiß er, wie Leistungsträger ticken, aber auch, wie er Ergänzungsspieler besser macht. Und natürlich steckt in der Mannschaft große Qualität.

Woran machen Sie die fest?

Ein Spiel, das ich auch zu Anfang gesehen habe, war das torlose Derby gegen Brünninghausen. Das sah nach vorne schon vielversprechend aus, aber hinten wirkte das noch nicht sonderlich souverän. Und da haben die Stiepermanns offenbar angesetzt. Der ASC hat erst acht Gegentore. Das spricht für Qualität und Einstellung. Und vorne hat Aplerbeck Maxi Podehl und Marco Stiepermann, die in jedem Spiel ein Tor machen können. Und dann reicht eben mal ein 1:0. Für diese Phrase bezahle ich gerne drei Euro: Fußball ist ein Ergebnissport.

Ich erhöhe auf sechs Euro: Für ein 1:0 gibt es auch nur drei Punkte. Wie viele werden die Aplerbecker noch holen? Oder anders gefragt: Erreicht neben dem FCB auch der ASC seine Ziele?

Ich weiß gar nicht, ob der Aufstieg überhaupt das Ziel war. Wie ich es verstanden habe, war oben Mitspielen das Ziel. Und das wird gelingen. Denn beim ASC habe ich den Eindruck, dass da eine echte Mannschaft spielt. Da rennt jeder für jeden, auch für den, der mal einen Fehler macht. Vorausgesetzt, sie gewinnen jetzt noch gegen Finnentrop und in Vreden, kommt ganz viel darauf an, wie sie aus der Winterpause kommen, ob sie alles ins neue Jahr übertragen bekommen. Wenn das gelingt, hat der ASC wirklich gute Chancen auf den Aufstieg.

Schließen wir den Rahmen und kommen zu Ihnen zurück. Sie klingen sehr aufgeräumt und verzichten auch nicht auf Ihren guten Humor. Sorgen muss sich also keiner um Sie machen?

Nein, nein! Und Humor gehört für mich immer dazu. Den verliere ich nicht.

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