Negatives in Positives zu verwandeln. Das versteht die Mannschaft, die den Dortmunder Westfalenliga-Doppelpack mit dem 2:0-Sieg in der Relegation gegen Peckeloh perfekt machte, bestens. Der FCB steigt in die Oberliga auf, wenn Düren keine Regionalliga-Lizenz erhält oder Kaan-Marienborn in der Kreisliga C starten darf. Ein Bild, das den Geist dieses FC Brünninghausen, nicht besser hätte zeigen können: Onur Tekin, dieser wieder so starke Sechser, lag kringelnd vor Lachen in der Mitte. Drumherum sangen in der Lippetaler Sonne seine Teamkollegen das Lied, mit dem der Peckeloh-Anhang vergeblich versucht hatte, den elementaren Zentralspieler zu provozieren: Es sollte so gar nicht gelingen. Im Gegenteil: Die Mitte des FCB war richtig stark. „Tekin hat die Hosen voll“, sangen die Brünninghauser voller Ironie. Starke Reaktion!
Diese Reaktionen, verbal, aber auch fußballerisch, zeugen schon monatelang von der Charakterstärke dieser Mannschaft. An 22 von 30 Spieltagen führte der FCB das Tableau an. Türkspor Dortmund, der große Rivale in dieser Saison, jagte und jagte Brünninghausen. Immer wieder hoffte TSD, dass jetzt die Stunde der Nordstadt-Mannschaft schlagen würde. Öfter hieß es dann auch: Brünninghausen tut sich gerade etwas schwer. Aber dann hieß es auch wieder: Mit ihrer Moral und dem Glauben an sich hat es der FCB im Spiel wieder verstanden, die richtige Reaktion zu zeigen.
Türkspor kassiert FCB ein
Erst zwei Spieltage vor dem Ende kassierte Türkspor Brünninghausen dann doch ein. Was machte dieses Team: Es schüttelte sich kurz, fegte Westfalia Herne aus dem eigenen Stadion und fuhr stabil nach Lippetal, um im „Nachsitzen“ das Oberliga-Ticket zu lösen. Und wie sollte es anders sein? Der Gegner startete besser in die Partie. Der FCB schien beeindruckt von der Peckeloher Mehrheit auf der Tribüne und von der forschen Herangehensweise des Gegners. Nein, wir haben nie reinhören können, aber immer, wenn nach der ersten Halbzeit Spielertrainer Florian Gondrum und Trainer Rafik Halim gemeinsam ruhig diskutierend zur Kabine schlenderten, müssen sie analytische und dann auch psychologische Fähigkeiten vom Feinsten ausgetauscht haben, denn immer passierte was. Meistens in den Köpfen der Spieler! Sie legten zu, jetzt auch gegen Peckeloh. Dieses Trainergespann ist definitiv der große Erfolgsfaktor: Rafik Halim, früher eleganter Außenspieler, sieht viel, ist rhetorisch stark und hat Ideen, was zu tun ist. Gondrum, Mann der Tat, reißt die Mannschaft auf dem Feld mit. Er ist der Typ ackernder Stürmer. Selbst wenn sein Gesichtsausdruck auf dem Feld manchmal eine gewisse Genervtheit auszudrücken scheint, signalisiert sein Körper in den Zweikämpfen: Ich will das Dingen gewinnen.
Und die Jungs ziehen dann auch mit. Verlass ist dann auf den starken Torwart Leon Broda. Anis El Hamassi, dieser Außenverteidiger mit einer Wahnsinns-Technik und einem Aktionsradius bis zum gegnerischen Fünfmeterraum, ist ein Hingucker. Sebastian Kruse und Pascal Wieczorek oder Firat Cinar beeindrucken mit Umsicht und dem Gespür für die richtige Entscheidung. Links wuchs Niklas Malchrowitz im ersten Seniorenjahr zum mitentscheidenden Faktor. Wie er den Ball überlegt zum 2:0 gegen den SC Peckeloh versenkte, hatte das schon von was von großer Abgeklärtheit.
Ziegelmeir geht in die A-Liga
Davor Onur Tekin, der die Hosen nur voll hat, wenn er in einer coolen Jeans sein Portemonnaie mit sich trägt, aber bestimmt nicht als Zweikampfmonster auf dem Feld, spielte eine ganz starke Saison. Lukas Ziegelmeir, der tatsächlich in die Kreisliga A wechselt und da unter chronischer Unterforderung leiden dürfte, wird ihm bestimmt fehlen.
An wen werden die Brünninghauser noch denken, wenn sie sich an dieses verrückte Jahr erinnern? Mit Sicherheit an Dietrich Liskunov. Diesen kämpfenden Angreifer mit seiner Wucht hat die Fußball-Romantik nach Brünninghausen geschickt. Ja, er will das nicht immer gerne lesen: Aber mit Liskunov lassen sich Pferde stehlen. Dieser Typ reißt jeden mit, wenn der Teamkollege nicht vor Lachen mal kurz Luft holen muss. Und er liefert: Hinter Gondrum ist „Didi“ zweitbester Torschütze des FCB, Gondrum hat 21, Liskunov 18. Aber über allem stand das Team, zu dem jeder im Kader einen Beitrag leistete. Daher könnte hier jeder Name stehen.
Ein paar Worte noch zu einem, mit dem Brünninghausen vielleicht gar nicht erst in die Relegation gemusst hätte. Kevin Brümmer aber verletzte sich schwer am Knie. Dieser Ausnahmespieler führte Regie. Am Sonntag nach der Relegation hatte er keine Chance: Die Party war ein Selbstläufer. Also ließ er sich ein wenig treiben. Denn auch ihm sei der Trost, dass aus Negativem Positives werden dürfte. In Brünninghausen ist das doch so.