Lückenkemper: "10,95? Da ist noch mehr drin!"

Leichtathletik: Weltmeisterschaften

"London war einfach ein Wahnsinn, die Stimmung war unvergleichlich", schwärmte die Dortmunderin Gina Lückenkemper nach ihrer Rückkehr von der Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Auf einer Pressekonferenz in ihrer Heimat Soest ließ die Sprinterin der LG Olympia Dortmund die Wettkämpfe Revue passieren - und erklärte auch ihren Trick mit der 9-Volt-Batterie.

SOEST

, 17.08.2017, 12:02 Uhr / Lesedauer: 2 min
Gina Lückenkemper erlebte in London eine Weltmeisterschaft voller Emotionen.

Gina Lückenkemper erlebte in London eine Weltmeisterschaft voller Emotionen.

Immer wieder wird die Dortmunder Sprinterin auf ihre 10,95 Sekunden im 100-Meter-Vorlauf angesprochen, und wildfremde Leute gratulieren. „Die Konkurrentinnen haben mich danach groß angeschaut, und jetzt wissen die meisten, wer ich bin“, sagt sie grinsend. Aber die 20-Jährige kann mit der über sie hereingebrochenen Begeisterung umgehen. „Ich drehe schon nicht durch“, verspricht sie.

Keine Enttäuschung

Dass im Halbfinale für sie mit 11,16 Endstation war, ist keine Enttäuschung für die LGOerin: „Das Finale sollte dieses Mal einfach noch nicht sein, ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden“, erklärt sie und führt aus: „Im Halbfinale waren die Bedingungen völlig anders. Es war sehr kalt, und wir mussten in unserer knappen Wettkampfkleidung lange warten. Das war sehr unangenehm.“

Auch die unvermeidliche Frage „Wie war das mit der 9-Volt-Batterie“ bringt die schnellste Frau Deutschlands nicht ins Stottern. „Ich will damit gar nicht hinter dem Berg halten. Fest steht, dass diese Methode, bei der die Synapsen aktiviert werden, in Deutschland bisher noch kaum bekannt ist“, erklärt die Studentin und lacht: „Als unser Neuro-Athletiktrainer Lars Lienhard mich bat, an der Batterie zu lecken, habe ich mir zunächst an die Stirn getippt, hatte Angst, aber es dann doch getan.“

"Nicht mit der Zungenspitze" 

Sie warnt aber Nachahmer: „Die Batterie darf nicht mit der Zungenspitze berührt werden, das tut weh. Je weiter hinten man das tut, desto weniger merkt man.“ Sie ist überzeugt, dass diese Methode ihren Weg machen wird. Inzwischen liegen in ihrem Schrank dafür drei Batterien.

Jetzt braucht der Kopf erst einmal Ruhe, und die 20-Jährige bezieht in den nächsten Tagen ihre erste eigene Wohnung. Auch ihr Pferd hat sich sehr über ihre Rückkehr gefreut, und nach dem ersten Ausritt stellte sie fest: „Ich hatte mehr Muskelkater als mein Pferd.“ Erst am Freitag wird sie wieder die Laufschuhe anziehen.

Neue Pläne

Nun werden mit Trainer Uli Kunst neue Pläne geschmiedet und Ideen für die Zukunft entwickelt. Für 2018 gibt es noch keinen Fahrplan, jedoch will sie sich trotz der Erfolge dieses Jahres nicht von den 100 Metern verabschieden. Und die 200 Meter werden künftig wieder im Fokus stehen. „Die 10,95 von London sind der Wegweiser in eine neue Richtung. Auch da wird noch etwas drin sein“, kündigt sie an.

Das Highlight werden die Europameisterschaften in Berlin im August 2018 sein, aber im Winter will sie bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle als Lokalmatadorin glänzen. Dass sie über die 60 Meter sehr stark ist, zeigte sich zuletzt bei den Titelkämpfen in Leipzig. Für Coach Uli Kunst war dieser für viele unerwartete Erfolg keine Überraschung, er sagt: „Das war einfach die Konsequenz aus gutem Training.“

Frischer Ehrgeiz

Noch ist Gina Lückenkempers Ehrgeiz nicht gestillt, und bei den renommierten internationalen Sportfesten in Zürich und Berlin wird sie über 100 Meter und mit der deutschen Nationalstaffel an den Start gehen. Ende September reist Gina Lückenkemper mit einer Gruppe des Sozial-Projektes des Deutschen Leichtathletik- Verbandes („Plan Deutschland e.V.“) nach Afrika, besucht Ghana und Benin, und für sie ist es ein Bedürfnis, dort die Patenschaft für ein Mädchen zu übernehmen. Darauf freut sie sich riesig.