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Klub möchte den Corona-Blues vertreiben, um im Ernstfall wieder ganz oben anzugreifen
Fußball
Ein Dortmunder Klub war arg von der Corona-Pandemie gebeutelt. Jetzt richtet der Verein ganz leicht wieder den Fokus auf den Sport. Er möchte für den Ernstfall gewappnet sein.
Die Fußballteams müssen gerade einen Spagat hinbekommen. Auf der einen Seite stehen die neuen Corona-Maßnahmen. Die sehen vor, dass im gesamten November kein gemeinsames Training und auch keine Spiele stattfinden dürfen. Auf der anderen Seite müssen die Spieler und Trainer darauf vorbereitet sein, dass es im Dezember weitergehen könnte. Die Beschränkungen gelten nur für den November.
Thomas Gerner, Trainer des Bezirksligisten Mengede 08/20, hat seinen Jungs am Dienstag auch einen Trainingsplan geschickt. Die Spieler müssen in die WhatsApp-Mannschaftsgruppe durch Screenshots ihren Nachweis erbringen. Es stehen Acht- und Zehn-Kilometer-Läufe auf dem Programm. Hinzu kommen Stabilisationsübungen.

Thomas Gerner, Trainer von Bezirksligist Mengede 08/20, schickt seine Jungs wieder zum Laufen. © Stephan Schuetze
Noch vor zwei Wochen hatte sich Gerner keine großen Gedanken mehr um den Fußball gemacht. Der Corona-Blues hatte ihn eingeholt. Acht Mitglieder seiner ersten Mannschaften hatten Corona, das gesamte Team musste in Quarantäne. Zum Glück musste niemand ins Krankenhaus. Gerners Lust auf den Sport tendierte trotzdem gegen Null.
Die beiden Vereine Mengede 08/20 und RW Germania hatten auch zusammen einen Offenen Brief an den Verband geschrieben, endlich die Saison pausieren zu lassen. „Die Zahlen der Infizierten und der ausgefallenen Spiele sind doch immer weiter gestiegen. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass der Verband viel früher eingeschritten wäre“, sagt Gerner.
Der Fußball fehlt Thomas Gerner
Am Mittwoch sagte er schon wieder, dass ihm der Fußball fehle. Auf der anderen Seite betont er, dass es keinen Sinn ergebe, wenn in diesem Jahr Fußball gespielt würde. Trotzdem sieht er sich in der Pflicht, mit Feuer vorwegzugehen und die Spieler zu motivieren. Deshalb appelliert er an seine Jungs, sich an den Trainingsplan zu halten. „Allein schon aufgrund der Prophylaxe. Wenn es wieder losgeht, müssen wir bereit sein“, sagt Gerner.
Und es gibt noch einen zweiten Grund: die aktuelle Tabellensituation. Mengede 08/20 liegt aktuell in der Gruppe 9 mit 15 Punkten auf Rang drei, vier Zähler hinter dem Tabellenführer FC Nordkirchen. 08/20 hat aber noch zwei Spiele mehr auf dem Konto. „Jeder weiß, ich bin immer zu 100 Prozent auf den Erfolg fokussiert. Wir haben eine gute Ausgangslage. Und ich will auch ganz lange oben dabei bleiben.“
Verständnis für seine Spieler
In diesen Momenten spricht er als Sportler. Eine Minute später dann als Mensch und Vaterfigur seiner Spieler. „Wenn es mit dem Fußball wieder beginnt, wollen wir etwas erreichen. Trotzdem steht immer die Gesundheit und die Arbeit im Mittelpunkt. Das hat Vorrang und hier bringe ich für alles Verständnis auf“, sagt Gerner.
Der Coach hat mitbekommen, dass Spieler sich Gedanken machen, wie es für sie fußballerisch weitergeht. Folge die nächste Quarantäne, könnte es nämlich Ärger mit dem Arbeitgeber geben. „In solchen Fällen rückt der Fußball in weite Ferne. Arbeit geht vor. Von dem, was manche Spieler hier verdienen, können sie noch nicht einmal den Sprit bezahlen.“
Deshalb hätte Gerner Verständnis dafür, wenn Spieler aus beruflichen Gründen beim Fußball kürzertreten würden. „Sollten wir vielleicht deshalb nicht aufsteigen, weil Spieler berufsbedingt aufhören mussten, kann ich gut damit leben. In dieser Phase muss man die richtigen Prioritäten setzen“, sagt Gerner.
Bisher hat sich aber noch kein Akteur an ihn gewandt und ihm gesagt, dass er aufhören möchte. Im Gegenteil, die Jungs zeigen sich einsichtig, dass sie sich fithalten müssen. Am Mittwochmorgen kamen auch die ersten Screenshots in die Gruppe geflattert. Routinier Dennis Schultze-Adler ging mit einem Neun-Kilometer-Lauf gleich vorweg.