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Aller Empfehlungen zum Trotz: Veranstalter Kaspar Funke hätte Signal Iduna Cup zu Ende gebracht
Reiten - Signal Iduna Cup
Während alle anderen Sportveranstaltungen aufgrund des Coronavirus abgesagt wurden, fand der Signal Iduna Cup in den Westfalenhallen statt. Der Veranstalter erklärt die Gründe.
Bis zum Sonntagmorgen waren Reiter in den Westfalenhallen unterwegs. Der Signal Iduna Cup fand wie geplant statt, bis am Sonntagvormittag das Turnier durch eine Anordnung der Stadtverwaltung vorzeitig abgebrochen wurde. Kaspar Funke, Turnierleiter und Geschäftsführer des Veranstalters ESCON Marketing GmbH, klärt die Hintergründe auf und sagt auch, ob er noch einmal so handeln würde.
Herr Funke, der Signal Iduna Cup ist am Sonntagvormittag abgebrochen worden, korrekt?
Ja, das ist richtig. Während der Dressur für Junge Reiter [U21 Dressur, Anm. d. Red.]. Während das erste Pferd im Viereck unterwegs war, gab es die offizielle Anordnung der Stadt.
Davor fanden noch zwei andere Wettbewerbe statt?
Ja, das ist korrekt.
Dabei hat die Stadt Dortmund bereits am Samstagabend bekanntgegeben, alle öffentlichen Veranstaltungen zu verbieten?
Am Samstagabend kam diese Informationen als Gerücht bei mir an. Ich nahm diesbezüglich um 23 Uhr Kontakt zu meiner Bezugsperson der örtlichen Behörden auf und diese Person teilte mir mit, dass noch keine Aussetzung des Turniers nötig sei und dass die Veranstaltungen stattfinden kann. Wir hatten dann ausgemacht, dass ich sofort angerufen werde, wenn wir das Turnier abbrechen müssen, sodass wir schnell reagieren können.
Dann erreichte Sie die offizielle Anordnung der Stadt erst am Sonntag?
Ja, gegen 10.30 Uhr. Davor gab es keine Anordnung in geschriebener Form. Ich habe während solch eines Turniers auch nicht die Möglichkeit, jederzeit die aktuellen Mitteilungen der Stadt zu verfolgen. Ich hörte nur von einer Absage der Stadt von Veranstaltungen in allgemeiner Form – nicht konkret davon, dass das Turnier abgebrochen werden muss.
Aber Sie als Veranstalter hatten jederzeit das Recht, die Veranstaltung abzubrechen.
Wir waren die ganze Zeit bemüht und haben alles versucht, alle Auflagen der Stadt so umzusetzen, wie sie uns erteilt wurden. Wir haben sogar Lob von den städtischen Behörden dafür bekommen, wie vorbildlich wir die Maßnahmen umgesetzt haben. Ich hatte ein gutes Gewissen. Außerdem weiß ich auch von anderen Veranstaltungen in NRW, die am Wochenende veranstaltet wurden.
Am Samstag hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn empfohlen, auch keine Veranstaltung mehr mit unter 1000 Besuchern stattfinden zu lassen. Warum haben Sie darauf nicht reagiert?
Die Anzahl der Besucher hat die 80 kaum überschritten. Zudem saßen die Besucher weit auseinander. Wenn es danach geht, dürfte ja auch keiner mehr in einen Supermarkt gehen.
Können Sie sicher sein, dass niemand Ihrer Starter mit dem Coronavirus infiziert ist?
Ich bin kein Mediziner. Wir konnten auch keine Tests durchführen, weil zum einen die Kapazitäten fehlen und zum anderen es einige Tage dauert, bis die Ergebnisse da sind. Wir haben von jedem Einzelnen hier die Adresse, Telefonnummer, Mailadresse etc. aufgenommen, sodass eine Kontaktaufnahme der Stadt unkompliziert möglich ist. Diese Liste werden wir bei der Stadt abgeben. Andererseits muss man auch fragen, warum das Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund stattgefunden hat, wo 60.000 Menschen auf engem Raum waren – und das in der Nähe des Kreises Heinsberg, wo es ja bekanntlich die meisten Infizierten gibt.
Ihre Starter kamen nicht nur aus Deutschland. Sie kamen aus Österreich, Portugal, Irland oder Belgien. Jens Spahn hatte auch die Empfehlung gegeben, dass Menschen, die zuletzt beispielsweise in Österreich waren, freiwillig zwei Wochen Zuhause bleiben sollen...
Wir hatten diesbezüglich keine Hinweise, dass es ein Einreiseverbot gibt oder Ähnliches. Wir hatten auch eine Anfrage einer italienischen Reiterin. Sie hatte dann abgesagt, dass sie nicht starten möchte, weil sie Angst vor den Reaktionen hatte, wenn die Ansage kommt, dass sie für Italien startet. Ähnlich ging es auch einem chinesischen Reiter, der sich bereits ein halbes Jahr in Deutschland befindet.
Wissen Sie, was Ihre Starter in der Zeit vor dem Turnier gemacht haben – die Inkubationszeit beträgt zwei Wochen?
Wir haben uns mit der Behörde darüber abgestimmt, dass es wenn es genauere Nachfragen gibt, sich die Stadt an die einzelnen Personen wendet. Wir geben alle Kontaktdaten weiter, ergänzende Informationen können dann eingeholt werden.
Wenn die Stadt nicht reagiert hätte, hätten Sie dann die Veranstaltung bis zum Ende durchgezogen?
Ja, das hätte ich. Bis Samstagabend hatten wir noch die Information, dass wir das Programm bis 17 Uhr absolvieren dürfen. Wir wären weiterhin sehr sorgsam gewesen und wären bei allem auf Nummer sicher gegangen.
Denken Sie, dass Sie trotzdem ihren Anteil daran geleistet haben, dass sich das Coronavirus nicht weiter verbreitet?
Wir haben alles gegeben, dass die Vorkehrungen und Maßnahmen der Stadt mit absoluter Sorgfalt eingehalten wurden. Es war eine top Zusammenarbeit mit den Westfalenhallen. Alle haben mitgeholfen. Die Reiter haben alle unsere Schritte verstanden. Von der Stadt Dortmund haben wir ein Lob bekommen.
Würden Sie noch einmal so handeln?
Ja, natürlich würde ich noch einmal so handeln.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
