45 Jahre ist Dimitrios Kalpakidis alt. Nur bei wenigen Fußballern reicht die Hingabe zu ihrem Sport so weit, dass sie in diesem Alter überhaupt noch im verletzungsanfälligen und konditionell besonders beanspruchenden Hallenfußball mitmischen.
Zur Einordnung: Peter Brdonkalla (Dorstfelder SC) ist 43, Marcel Greig (Hörder SC) 41 Jahre alt. Für beide werden längst Bezeichnungen wie „Routinier“ oder „Hallen-Liebhaber“ verwendet. Kalpakidis ist nochmal älter.
TuS Bövinghausen schafft es in die Endrunde
Wie Greig erreichte Kalpakidis die Endrunde der Dortmunder Hallenstadtmeisterschaft. Der Trainer, der den TuS Bövinghausen gemeinsam mit Danny Voß coacht, ist auf dem Weg dorthin wieder zum Spielertrainer geworden.
Doch nicht nur das: Aufgrund der drohenden Insolvenz, der völlig unsicheren Zukunft und der deshalb höchst schwierigen Kaderplanung war es keine Selbstverständlichkeit, dass der TuS die Endrunde erreicht – obwohl er als Oberligist rein nominell zu den besten Mannschaften der Stadt gehört.

Die Vorrunde bestritt Bövinghausen nur zu fünft. Alle Spieler, darunter der „aus einem Bierrausch heraus“ verpflichtete Heimat-Urlauber Fabio Rummenigge, mussten durchspielen – darunter auch Kalpakidis.
Wie sehr er die Hallenstadtmeisterschaft liebt, zeigte sich gleich in der ersten Halbzeitpause gegen A-Ligist SF Nette (1:1), als „Dimi“ seine Ansprache hielt und gleichzeitig für einen besseren Halt ein neues Paar Schuhe aus einem Beutel kramte, den Trainerkollege Voß ihm hinhielt.
„Bodenlose Verhältnisse“ beim TuS Bövinghausen
„Es ist bodenlos, was wir hier für Verhältnisse haben“, schimpfte er nach Erreichen der Zwischenrunde. Er machte klar, wem der Verein zu verdanken habe, dass die Stadtmeisterschaft nicht zur Blamage geriet: ihm, Voß und ihren Überredungskünsten.
Mit einem deutlich breiteren Kader erreichte Bövinghausen über die Halle Huckarde und das Entscheidungsspiel gegen A-Ligist Saraejvo-Bosna (4:1) schließlich auch die Endrunde.
„Unter diesen Voraussetzungen ist das eigentlich für mich fast schon so, als wenn du den Titel gewinnst“, sagt Kalpakidis. Auf dem Weg dorthin grätschte, sprintete und pumpte der Hallen-Liebhaber. Als Tim Oberwahrenbrock ihn in der Vorrunde gegen den TuS Deusen sehr steil schickte, hallte es „Tim, vor zehn Jahren vielleicht!“ zurück in Richtung des Torhüters.
Kalpakidis wird nicht müde zu betonen, was für ein Kraftakt das Erreichen der Helmut-Körnig-Halle war. „Jetzt kann man sagen: Was labert der da? Die sind ein Oberligist“, nimmt der 45-Jährige einen berechtigen Einwand vorweg.
Dimitrios Kalpakidis will „nicht irgendwo stehen bleiben“
Nicht nur die offensichtlichen Voraussetzungen – der dünne Kader und die unsichere Zukunft – erschwerten Kalpakidis und Voß die Arbeit. Auch die Trainingsquantität sei ausbaufähig gewesen. Planungssicherheit hatte Kalpakidis quasi nie. „Ohne Gewähr“ war der geflügelte Satz, wenn er den Kader für die kommende Runde durchgab.
Wo endet der wilde Ritt von Kalpakidis und Bövinghausen durch die 39. Dortmunder Hallenstadtmeisterschaft? Das immer erklärte Ziel war die Endrunde. „Jeder der mich kennt, weiß, dass ich nicht irgendwo stehen bleiben möchte“, sagt Kalpakidis.

Hält der Mann mit den griechischen Wurzeln es für möglich, dass er tatsächlich Stadtmeister wird? „Wir haben eigentlich keine Chance, unter diesen Voraussetzungen den Titel zu gewinnen. Unmöglich ist aber nichts. Griechenland ist 2004 auch Europameister geworden. Auch wenn wir rein sportlich kein Oberliga-Niveau haben. Was haben wir dann? Landesliga-Niveau? Westfalenliga-Niveau? Auch so eine Mannschaft kann Stadtmeister werden“, sagt Kalpakidis.
Zunächst muss der Klub von der Provinzialstraße die Gruppenphase und damit den Samstag überstehen. Losfee Andreas Edelstein, Vorsitzender des Fußballkreises, meinte es nicht gut mit dem TuS.
„Huckarde wird sich mit Sicherheit Chancen gegen uns ausrechnen“
Neben Titelverteidiger und Regionalligist Türkspor Dortmund bekommt es das Oberliga-Schlusslicht mit dem konstanten und extrem gut organisierten Bezirksligisten Westfalia Huckarde zu tun.
Nicht unwahrscheinlich, dass es gegen die Westfalia um das Weiterkommen geht. „Huckarde wird sich mit Sicherheit Chancen gegen uns ausrechnen – und wir werden uns Chancen gegen sie ausrechnen“, sagt Kalpakidis.

Personell verbessern werde sich die Lage nicht mehr. Kapitän Yanni Regäsel könnte noch zum Team stoßen, ein oder zwei weitere Spieler streicht Kalpakidis eventuell sogar aus dem Kader, „weil sie für die Halle vielleicht nicht so tauglich sind“. Er selbst wird ohne jeden Zweifel nochmal selbst auf dem Kunstrasen der Helmut-Körnig-Halle stehen. Mit Gewähr.
„Schon eine große Sache“ sei das für ihn, der zweimal mit dem TuS Eving-Lindenhorst den Titel gewann und mit dem BSV Schüren ebenso oft im Finale scheiterte.
„Ich weiß, wie Fußball funktioniert“
Dass rund um die Stadtmeisterschaft angesichts seines Alters eine der am häufigsten gestellten Fragen lautet, ob „Dimi“ wieder spielt, weiß er. „Mir ist das alles egal. Es darf nicht unter die Gürtellinie gehen. Über alles andere kann ich lachen. Ich muss das vertreten, was ich will“, sagt Kalpakidis. Und das ist: spielen.
Beim Bezirksligisten Kirchhörder SC sei er im Vorjahr einer der Besten gewesen. Und in diesem Jahr? „Ich würde sagen, dass ich nicht der Schlechteste gewesen bin.“ Lob freue ihn. Ich weiß, wie Fußball funktioniert.“ Und Kalpakidis gibt immer alles. Es ist die einzige Gewähr für den TuS Bövinghausen.