
© Nils Foltynowicz
Jonas Telschow: „Warum sollen mir meine Mitspieler den Wechsel zu Bövinghausen krummnehmen?“
Fußball-Westfalenliga
Jonas Telschow wechselt im Sommer vom FC Brünninghausen zum TuS Bövinghausen. Am Donnerstag bestritt er Spiel eins nach der Wechsel-Verkündung. Telschow traf zwar, aber es lief bescheiden.
Ein Elfmeter als Versprechen! An Entschlossenheit mangelt es einem der besten Angreifer dieser Stadt keinesfalls – selbst wenn im Sommer ein viel diskutierter Tapetenwechsel ansteht.
Jonas Telschow (21) tauscht ein paar Buchstaben im Vereinsnamen aus. Anstatt „rünnin“ steht bald „övin“ auf seinem Trikot. Davor bleibt ein großes „B“ und danach „ghausen“. Völlig ungerührt schritt der Torjäger Mitte der ersten Hälfte im Trikot seines aktuellen Klubs, des FC Brünninghausen, gegen den Landesliga-Ersten Hombrucher SV zum Elfmeterpunkt. Eiskalt, im neuen Fußballerdeutsch heißt es „humorlos“, verwandelte er zum 1:1.
Auch nach dem fast schon für sein Team peinlichen 2:5 war Telschow so gar nicht nach Scherzen zumute. Dennoch beantwortete er bereitwillig ein paar Fragen nach dem Spiel. Der ersten, wie es für ihn nach Bekanntgabe des Wechsel zum TuS Bövinghausen im blau-weißen Dress war, entgegnete er mit der gleichen Gegenfrage wie der zweiten danach, wie seine Teamkollegen seinen Wechsel aufgenommen haben. „Wieso?“ Als wäre es die größte Selbstverständlichkeit, dass sich jeder vor einem Wechsel zu 100 Prozent mit seinem aktuellen Arbeitgeber noch identifiziert. Als wäre es die größte Selbstverständlichkeit, dass die Mannschaft einen Wechselwunsch des Torjägers einfach so akzeptiert.
Jonas Telschow: Kein Zweifel an der Integrität
Aber im Falle Telschow ist es der Fall. Im weiteren Gespräch lässt er keinen Zweifel an seiner Integrität aufkommen. Was sauber begann, soll auch sauber enden. „Ich habe wirklich nicht den geringsten Zweifel in mir, dass der Wechsel gut für mich ist, aber auch nicht daran, dass ich bis zum letzten Spieltag alles für den FCB gebe. Das ist noch mein Verein.“
So spielte er auch gegen Hombruch, so ärgerte er sich auch über die Niederlage: „Ich bin da voll bei unserem Trainer Rafik Halim, der gerade gesagt hat, dass wir uns selbst ganz früh in der Vorbereitung nicht so präsentieren dürfen.“ Telschow machte „viel zu viele Fehlpässe“ aus. „Und fünf Gegentore dürfen wir schon gar nicht kassieren.“ Heißt für ihn: „Auf uns warten drei Wochen intensiver Arbeit.“
Denn: „Solche Ergebnisse sollen in der Meisterschaft nicht unser Anspruch sein.“ Der FCB möchte wieder dahin, wo er im Sommer angefangen hatte. Acht Spiele zum Auftakt mit sieben Siegen und einem Remis (gegen Telschows Bald-Klub) bedeuteten eine echte Ansage an die Konkurrenz, die da schon einen weiteren Aufstiegsaspiranten in der Liga sahen. Der FCB fiel aber etwas ab, ist allerdings noch immer Dritter. Auch in Telschows Sinne ist es, wenn es oben bis zum Schluss spannend bleibt.
Zurück zur eingangs erwähnten Gegenfrage zur Reaktion der Mannschaft: Sie wird wissen, dass sich ihr Angreifer bis zum Schluss für sie reinhängt. Und sie weiß, dass ein Wechsel nach Ablauf der Vertragslaufzeit zu einer Mannschaft, die aller Voraussicht nach bald in einer höheren Liga spielt, nicht verwerflich, sondern irgendwo auch logisch für einen ist, der bereits kurz sein Glück in der Oberliga beim ASC 09 versucht hatte, dann aber in der Westfalenliga Spielpraxis und Selbstvertrauen sammelte. Denn schon damals war Beobachtern klar: Früher oder später gehört der Junge in die Oberliga.
Telschow: „Wieso sollen Teamkollegen mir das krummnehmen?“
„Wieso“, bekräftigt Telschow, „sollen die Teamkollegen mir das krummnehmen? Das ist doch ein ganz normaler Wechsel.“ Ganz normal in dem Sinne, dass sich ein junger Spieler für die ehrgeizigere Perspektive entschieden hat. Nicht ganz normal, weil ein Weltmeister ganz erheblichen Anteil an der Veränderung hat.
„Das ist ja mittlerweile bekannt, dass Kevin Großkreutz mir den Wechsel zusätzlich schmackhaft gemacht hat. Aber selbst wenn der TuS nicht aufsteigt, was ich nicht glaube, ist ein Wechsel der nächste Schritt für mich, den ich bewusst gehe. Die haben neben Kevin einen herausragenden Kader.“
Noch aber sind die Bövinghauser „die“ und die Brünninghauser „wir“. Daran, dass Telschow mit seinem aktuellen Kader das Maximum erreichen möchte, lässt er wirklich keinen Zweifel zu. Klingt ja alles ganz logisch. Also „wieso auch“?
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
