Jetzt Vorsitzender eines Gartenvereins Früherer Erfolgstorwart schmeißt sich nun anders rein

Jetzt Vorsitzender eines Gartenvereins: Früherer Erfolgstorwart schmeißt sich nun anders rein
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Vom Fußballer zum Funktionär – ein Schritt, der nicht ungewöhnlich ist, zumal es für Amtsträger ein Vorteil ist, wenn er Stallgeruch hat. Ein Evinger durch und durch ist jetzt auch öfter auf Fotos zu sehen, gerade bereitete er das Sommerfest vor. Nur ist Roland Fröhling (52), diese Erscheinung von Torwart, nicht Vorsitzender einer seiner Ex-Vereine, sondern vom Gartenverein „Zur Sonnenseite“.

Nummer eins in Brechten

Dreieinhalb Zimmer und Balkon hätten ihm nicht gereicht. Als Deutschland 2006 sein Sommermärchen schrieb, schien auch Fröhling schon im benachbarten Gartenverein die Sonne. Stallgeruch dufte fortan nach Blüten. „Und wie das ja immer so ist, suchen sie dann irgendwann jemanden, der ein Amt übernimmt“, erzählt Fröhling zunächst von seinem aktuellen Leben.

„Ich hatte mal gesagt, die Jungen müssten nachrücken. Daran erinnerte mich dann vor sechs Jahren ein älteres Mitglied. Prompt war ich nach der Wahl Vorsitzender.“ Was auch passte, denn fast jeder in Eving wusste schon, wer Roland Fröhling war.

Die Nummer eins nämlich, aber auf dem Feld, war Roland Fröhling überall, wo sie im Stadtbezirk Eving Fußball spielen. Er wurde in der Jugend von Phönix Eving groß. „Ich war Müllmann, mit Hase (Mitspieler Andreas Haselhoff, d. Red.), und später mit meinem Schwager Norman Sambale auf dem Wagen. Das waren auch Gründe, warum ich nach ein paar Jahren im Betriebssport zum TV Brechten ging. Da war ich erst in der K1 („Früherer gängiger Begriff für die 2. Mannschaft, d. Red), dann rückte ich als zweiter Mann in die Landesliga-Mannschaft auf. Und als sich unser Stammtorwart verletzte, machte mich Heiner Schacht zur Nummer eins.“

Heiner Schacht übrigens, Trainer der erfolgreichen Brechtener Mannschaft, die auch Hallenstadtmeister wurde, hat in Fröhlings Fußballherz einen Sonderstatus: „Auf dem Platz ein Arsch, in der Kabine eine Seele von Mensch . Er war aber auch fachlich sehr gut.“

Viele gute Trainer

Als die gute Brechtener Zeit dem Ende entgegen ging, schloss er sich dem TuS an. „Wir hatten tolle Trainer: Michael Ruhl, Wolfgang Knäpper und Volker Rieske.“ Dann aber rief der Heimatverein Phönix, der vor dem Umbruch stand.

„Spieler wie Rafael Wrosok, Torsten Richter und Michael Schacht hörten auf. Mit Trainer Peter Walter, auch ein Top-Typ, und einem jungen Marcel Großkreutz wurden wir aber trotzdem die beste Dortmunder Mannschaft. Das freute auch den damaligen Vorsitzenden Dieter Beuchel, der in seinem früheren Leben Kumpel meines Vaters war. Diese Verbindung hielt sehr lange.“

Fröhling sah sich als Torwart, der für seine Zeit das Torwartspiel gut beherrschte. Da kam mir meine frühen Jugendjahr als Feldspieler zu Gute. Ich war mit meiner Größe natürlich auch ein sehr präsenter Torwart. Aber ich hatte eben Abi Chargui im Torwart. Er war der Beste in Dortmund zu dieser Zeit. Da habe ich mich hinten angestellt.“

Das Leben des Roland Fröhling beruhigte sich. Er ging 2007 noch zu SuS Derne, am Ende zur ÖSG Viktoria, ehe er den FV Scharnhorst trainierte. Roland Fröhling wechselte das Aufgabengebiet bei der DEG, seit mehreren Jahren ist er Fahrer des Vorstandes, sodass jetzt ein Vorsitzender Vorsitzende fährt. Er wohnt noch immer in Eving in Sichtweite der Sonnenseite. Zum Amateurfußball von heute hat er Abstand genommen.

„Ich war neulich mal in Kemminghausen. Da standen auf dem Parkplatz zwei Autos mit Gelsenkirchener Kennzeichen, die Spielern gehören. „Wie sollen sich die Jungs denn mit dem Klub identifizieren. Und wie sollen sich die Zuschauer mit den Spielern identifizieren, wenn sie nicht aus der Nachbarschaft kommen?“

Abstand vom Amateurfußball

Für Fröhling liegt genau darin ein Grund, „warum die Evinger Vereine vor 20 Zuschauern spielen“. Es ist übrigens nicht so, dass der Evinger Junge die Gelsenkirchener an sich nicht mag. Denn zur Überraschung vieler trug schon der junge Roland Fröhling gerne mal ein Trikot des VfB Stuttgart.

Wie passt das denn bitte nach Eving, dem Heimatvorort vieler BVB-Legenden und- Fans, einer echten Hochburg? „Wie viele kleine Kinder fand ich die gut, die Erfolg hatten. Die Bayern mochte ich aber nicht, dafür stand ich nach dem Aufstieg 1977 und dem folgenden vierten Platz der Stuttgarter auf den Spieler Ottmar Hitzfeld und die Förster-Brüder. Ich musste lange immer das Trikot mit der Nummer vier haben, weil damals ja die Nummern fest zu Positionen gehörten. Obwohl ich ein Stopper wie Karlheinz Förster sein wollte, hatte ich dann doch Freude am Torwartsein gefunden.“

Kein Poster für kleinen Fan

Dass sie so einen sogar zum Vorsitzenden eines Vereins machen, in deren Gärten viele schwarz-gelbe Fahnen wehen, verdankt Fröhling seinem Naturell: „Ich verteile Sprüche, stecke aber auch ein. Ich habe auch großem Respekt vor dem BVB, aber ich habe nie zu ihm gefunden.“ Eine Geschichte möchte Fröhling aus der großen Zeit erzählen, als der BVB sogar 1997 den Weltpokal gewann.

„Das werde ich nie vergessen. Ich hatte mir damals während der Pause ein Training im Rabenloh angesehen. Da fuhr Manager Michael Meier, in der Hand bestimmt 100 Poster, vor. Ein kleiner Junge nahm all seinen Mut zusammen und bat Meier um ein Poster. Was machte der? Meier zeigte Richtung Geschäftsstelle und sagte dem Kleinen: Da bekommst du für drei Mark eins. Dafür stand der BVB für mich lange.“

Und so steht der Amateurfußball heute für ihn meistens für fehlende Identifikation. „Wenn ich nach Kemminghausen gehe, kenne ich höchstens noch Tuna Kayabasi. Und der ist sportlicher Leiter. Vielleicht sehe ich mir aber mal bald ein Oberliga-Spiel an.“

Erinnerungen an TV Brechten

Dabei wird er dann denken, dass an seine Brechtener Zeit nichts herankam: „Eine Klasse-Truppe, ein toller Trainer, die Erfolge, das Klammern nach dem Training. Das war Fußball, wie Leute meines Schlags ihn liebten. Ich wäre eher der Typ, der wie die Männer früher nach dem Mittagessen am Platz eine Wurst, die immer ging, essen würde, ein schönes Bier trinkt und dann bekannten Jungs zusieht.“

Roland Fröhling muss wieder ran. Er verrückt Stühle und Bänke für das Sommerfest. Im Verein Sonnenseite fühlt er sich auf der Sonnenseite des Lebens. Anpacken, ob Bälle oder Bänke, liegt auch dem Roland Fröhling von heute, dem fahrenden Funktionär, noch.

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