Ist der Preisunterschied zwischen Männern und Frauen beim Amateurfußball noch zeitgemäß?

Pro und Kontra

Ein Geschenk ans weibliche Geschlecht oder ein Fall von umgekehrter Geschlechterdiskriminierung? Auf den meisten Dortmunder Fußballplätzen zahlen Frauen weniger Eintritt als Männer.

Dortmund

, 11.03.2019, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Beim ASC sind auch viele Frauen auf den Tribünen.

Beim ASC sind auch viele Frauen auf den Tribünen. © Stephan Schuetze

Eine Regel aus den 80ern, die es ins 21. Jahrhundert geschafft hat? Oder ein legitimes Lockmittel, um auch Spielerfrauen für den Sport ihrer Männer zu begeistern? Deshalb fragen wir: Ist der Preisunterschied zwischen Männern und Frauen beim Amateurfußball noch zeitgemäß?

Von Daniel Otto

Ja, weil es keinen stört - Warum etwas ändern?

Bei solch einem sensiblen Thema ist es mir wichtig, vorab ein paar Dinge klarzustellen: Männer und Frauen sollten gleichberechtigt behandelt werden. Chancen auf dem Arbeitsmarkt, Gehälter, Kindererziehung – da sollte es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern geben. Das gilt auch für die Dortmunder Fußballplätze. Es sollte egal sein, ob jemand als Mann, Frau oder Transsexueller ein Fußballspiel sehen will.

Etwas anderes ist es, wenn Fußballer oder Fußballerinnen eine Begleitung mit zum Spiel bringen. In solch einem Fall kann eine Ermäßigung oder eine komplette Entlastung von Eintrittspreisen sinnvoll sein. Für die Beziehung des Sportlers, der seinen Partner kostenlos dahin mitnehmen kann, wo er seine Sonntage verbringt. Ein Getränk nimmt er oder sie ja trotzdem zu sich, mit dem der Verein Umsatz macht.

Allerdings stellt sich natürlich die Frage, ob eine Regelung, die über Jahrzehnte Bestand hatte und akzeptiert war, die vielleicht sogar die eine oder andere Frau überhaupt erst zum Fußballfan gemacht hat und an der sich offenbar niemand wirklich gestoßen hat, jetzt mal eben so gekippt werden sollte.

Natürlich ist es merkwürdig, wenn Frauen beim Männerfußball neben „Behinderten und Rentnern“ auf der Preistafel stehen und weniger zahlen. Aber die Aufstände an den Kassenhäuschen sind zumindest bislang ausgeblieben. Und warum sollte ein Verein, der auch von Eintrittsgeldern lebt, dann etwas ändern?

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Von Thomas Schulzke

Nein, es ist nicht zeitgemäß - Anreize schaffen

iebe Fußballklubs, es tut wirklich nicht weh, von Frauen bei einem Amateur-Fußballspiel denselben Preis zu verlangen wie von den Männern. Das ist nämlich gang und gäbe in unserer Gesellschaft. Egal ob Paare zum BVB, ins Kino, zum Ballett oder zu einem Handballspiel gehen – überall greifen beide Geschlechter gleichtief in die Tasche. Im Jahr 2019 bei Eintrittsgeldern zwischen Mann und Frau zu unterscheiden, ist ungefähr genauso zeitgemäß, wie zu empfehlen, Babys auf dem Bauch schlafen zu lassen.

Vereine müssen hier viel kreativer werden. Sie müssen nicht versuchen, Frauen durch billigere Eintrittsgelder auf den Platz zu locken. Wenn die Frauen Interesse an dem Sport und den Aktiven haben, sind sie sowieso bereit, den vollen Betrag zu zahlen. Haben sie kein großes Interesse, aber einen familiären Bezug zu einem Spieler, Trainer oder Betreuer, muss der Verein Anreize setzen, das Amateur-Fußballspiel zu einem Familienereignis zu machen. Hier sind die Vereine gefragt.

So geben sie den Frauen nur das Gefühl, Zuschauer zweiter Klasse zu sein. „Hey, schön, dass du als Frau den Weg zu unserem Sportplatz gefunden hast. Dafür belohnen wir dich damit, dass du weniger Eintritt bezahlen musst.“ Nein, so funktionieren die meisten Frauen nicht. Und wenn es die Klubs schaffen, mehr Anreize zu schaffen, mehr Frauen anzulocken und als Vollzahler einzustufen, dann klingelt es sogar in den Kassen.