
© Stephan Schütze
In der Hinrunde noch Kreisliga A, jetzt steht ein 19-Jähriger in der Westfalenliga-Startelf
Fußball-Westfalenliga
Sein Vater gehörte zu den härtesten Verteidigern Dortmunds, er selbst machte nun einen gewaltigen Sprung. Von der Kreisliga A in die Westfalenliga-Startelf innerhalb weniger Wochen.
Der Vater (51) geht nicht als Kind von Traurigkeit in die Geschichte des Dortmunder Amateurfußballs ein. Sein Sohn (19) gab sich nach einem umkämpften Derby da schon zurückhaltender, selbst wenn sein Einstand im ersten Seniorenjahr in der Westfalenliga geglückt war.
Thomas Biller, der alte Kämpfer, der Defensivarbeiter, blickt heute mit Abstand auf seine aktiven Jahre, auch die als Trainer zurück. Selbstironisch witzelte er auf der Schürener Tribüne am Rande des Derby BSV gegen Westfalia Wickede: „Wieso? Ich war doch defensiv der feine Techniker.“ Er lacht. Es solle aber jetzt nicht um ihn und die Vergangenheit gehen, sagt er und blickt nach vorne. Der erfahrene Mann ist dann auch ein wenig stolz, dass sein Filius Yannick in vorderster Front Biller-Ehrgeiz verbreitet. Aber anders: Dass er gerade erst als Kreisliga-Torjäger von den Sportfreunden Sölderholz drei Ligen höher gewechselt war, spürten Papa Thomas und die Wickeder Fans fast gar nicht. Dem jungen Thomas aber wäre ein Satz wie der von Yannick wohl nicht über die Lippen gekommen: „Ich muss mich erst etwas eingewöhnen.“
Nur einmal blitze das Feuer des Ex-Evingers auf der Tribüne auf: Sein Spross war elfmeterreif gelegt worden. „Hey“, brüllte er. Dann aber kamen sofort die Sorgen eines Vaters durch. Es ging unten auf dem Platz für den Wickeder Angreifer nicht weiter. Er musste minutenlang hinter dem Tor behandelt werden. Thomas Biller lief hin, half seinem Jungen auf, tröstete ihn kurz und entließ ihn mit einem Schulterklopfen zur Bank. Jetzt war es liebevoll wie früher in Billers Garten: „Wir haben den Rasen sogar fußballgerecht gemäht, damit wir kicken konnten. Da hatten wir beide Spaß“, erinnerte sich der Papa, der dann etwas beruhigter war, als es dem Junior zumindest etwas besser ging. „Ich habe schon einen mitgekriegt“, sagte Yannick Biller. „Ich hoffe, dass da nichts Langwierigeres bleibt.“
Westfalia Wickede: Biller trifft beinah per Lupfer
In die kleine Sorge mischte sich aber auch eine Menge Freude in die Gefühlswelt des Talentes, denn er hatte seine Feuertaufe zwar torlos, aber mit guten Kritiken gemeistert. Fast hätte er auch per Lupfer das 1:0 für seine neuen Farben besorgt. Aber: „Hauptsache gewonnen. Gleich ein Derby. Und ich habe in der besseren Mannschaft spielen dürfen. Mir hat es bis auf die eine Aktion auch richtig Spaß gemacht“, gab sich der echte Neuner kollegial, aber schon auch selbstbewusst.
Stichwort gute Kritiken. Denn das blieb auch dem Trainerteam nicht verborgen: „Der Junge hat sich gut gemausert. In der Vorbereitung war er ständig da, hat sich reingehangen. Auch heute im Spiel hat er sich richtig engagiert. Ein, zwei Aktionen kann er vielleicht besser ausspielen, dann kommt er zum Torerfolg. Für den ersten Westfalenliga-Auftritt war das gut“, fand Co-Trainer Daniel Dukic. Und Trainer Marko Schott war ohnehin in einer Laune, in der er alle Spieler herzen wollte.
Auch Thomas Biller versprach, dass er beim Abendessen nur positive Worte finden werde: „Warum denn nicht? Er hat gut gespielt. Haben Sie denn etwa gesehen, dass da ein Kreisliga-Spieler auf dem Platz stand? Ich jedenfalls nicht!“ Die ehrliche Antwort auf Billers Frage lautet, damit die Harmonie perfekt ist: „Wir auch nicht!“
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
