
© Stephan Schuetze
Nach Didion-Entlassung: Fünf Hombrucher Spieler brechen mit dem Vorstand und verlassen den Klub
Fussball-Landesliga
Sie hatten Erklärungen der Vereinsführung erwartet und bekamen vollendete Tatsachen präsentiert. Fünf Spieler des Hombrucher SV ziehen daraus die Konsequenz, nicht mehr für den Klub zu spielen.
Als sie sich von ihren Teamkollegen verabschieden wollten, schlug ihnen noch einmal die ganze (neue?) Härte entgegen. Alexander Voss, Fabian Lienig, Mirko Burkamp, Julian Voß und Robert Meyer wurden der Mannschaftskabine verwiesen. Sie alle hatten nach einer emotionalen Sitzung am Dienstagabend an der Deutsch-Luxemburger-Straße erklärt, nicht mehr für den Landesligisten spielen zu wollen.
Mannschaft wurde im Ungewissen gelassen
Der Grund: Der Umgang der Vereinsführung mit Ex-Trainer Sebastian Didion, der am Samstag aus heiterem Himmel von seiner Demission erfahren hatte. So plötzlich, wie es kommuniziert wurde, war die Entscheidung dann aber wohl gar nicht zustandegekommen: Schon seit einigen Wochen soll feststehen, dass sich der Klub von Didion trennen wolle.
Die Mannschaft wurde aber bis zur WhatsApp-Nachricht von Didion selbst am Samstag im Ungewissen gelassen: „Es wusste niemand“, sagt einer, der am Dienstagabend dabei war. „Das war dann auch der Hauptkritikpunkt.“
Keine zufriedenstellenden Erklärungen
Die Vereinsführung um den 1. Vorsitzenden Thomas Richarz beharrte demnach auf der Entscheidung, habe auch keine zufriedenstellenden Erklärungen gegeben: „Ich will keine dreckige Wäsche wachen“, sagt Stürmer Alexander Voss, „aber das Team wurde komplett übergangen.“

Alexander Voss hat dem HSV den Rücken gekehrt. © Folty
Voss gehört zu den unumstrittenen Stammspielern unter dem Trainerteam Didion und Enke, sein Abgang wird der Mannschaft wohl am meisten wehtun. Kapitän Fabian Lienig konnte nur bis zu seiner schweren Knieverletzung mitwirken und fällt seitdem aus. Voß und Meyer spielten sportlich in dieser Saison noch keine Rolle. Burkamp war fester Bestandteil des Spieltagskaders: „Ich finde es nicht tragbar und nicht gerechtfertigt, wie der Verein mit Didi umgegangen ist“, sagt Letzterer.
Menschlich nicht zu vertreten
Alex Voss, mit vier Toren immerhin zweitbester Torjäger des HSV, hatte am Dienstagabend noch seine Trainingstasche dabei: „Ich wollte eigentlich mittrainieren. Aber nach dem, was ich da gehört habe, war es für mich klar, dass das nicht geht. Menschlich war es für mich nicht mehr zu vertreten.“

Mirco Burkamp (2.v.r.) und Robert Meyer (r.) auf der Hombrucher Bank. © Folty
Der 28-Jährige spricht von fehlenden Werten wie „Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Wertschätzung“, die ihn zu seinem Schritt bewogen hätten. Das Wort Wertschätzung fällt auch bei Julian Voß, „Wertschätzung, von der oft gesprochen wird, die uns Spielern gegenüber aber nicht gegeben wurde.“
Vereinsführung sagt nichts
Aus der Vereinsführung war zu Wochenbeginn nichts zu hören. Thomas Richarz ging zwei Tage lang nicht ans Telefon, Geschäftsführer Willi Thiemann verwies auf Richarz und der Sportliche Leiter Detlev Severidt auf eine Vorstandssitzung am Wochenende, vor der es vom Verein keine Äußerungen zur Causa geben wird. Richarz bestätigte das am Mittwochabend: „Wir sortieren uns gerade und werden uns in der kommenden Woche äußern.“
Die Spieler, die dem Verein nun den Rücken kehren, sind von den handelnden Personen schwer enttäuscht, Details über den genauen Ablauf des Dienstagabends will aber niemand nennen.
Keine zwei Optionen
Fabian Lienig spielt seit seinem ersten B-Jugend-Jahr in Hombruch, spricht lediglich von einem „sehr emotionalen“ Abend: „Wenn man realisiert, dass man die Jungs, die man bislang drei-, viermal die Woche gesehen hat, nicht mehr sieht, dann ist das schon krass. Trotzdem gab es für mich keine zwei Optionen.“

Der am Knie verletzte Fabian Lienig in der Mitte von Sebastian Didion (links) und Alex Enke (rechts). © Folty
Mindestens ein weiterer Spieler soll mit dem Gedanken spielen, dem Klub den Rücken zu kehren. Es wird ein bisschen Arbeit auf die Sportliche Leitung zukommen, um den Aderlass zu kompensieren.
Keine Rückkehr denkbar
Einen Plan für die Zeit danach hat keiner der fünf, obwohl keiner – bis auf Lienig, der mit seinen Knieproblemen noch nicht weiß, ob er weitermacht – mit dem Fußball aufhören will. Eine Rückkehr zum HSV aber ist nicht vorstellbar, oder?
„Man soll im Fußball nie nie sagen“, sagt Alex Voss, „aber so lange die führenden Personen so handeln, kann ich es mir nicht vorstellen.“