Griechischer Klub mischt Dortmunder Kreisliga auf - beim Training werden Spieler vermisst

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Griechischer Klub mischt Dortmunder Kreisliga auf - beim Training werden Spieler vermisst

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Ein griechischer Traditionsverein mischt Dortmunds Kreisliga auf. Dabei stand der Klub vor Kurzem noch vor der Auflösung. Spieler werden oftmals beim Training vermisst.

Dortmund

, 08.04.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Sie waren die Ersten, die sich mit einem eigenen Verein ein Stück Heimat nach Dortmund holen wollten. Sie kennen auch keinen anderen ausländischen Klub im Ruhrgebiet, der älter ist. Griechen gründeten 1966 in der Nordstadt einen Verein, der lange nicht nur ein Treffpunkt für Landsleute war, sondern auch erfolgreichen Fußball spielte.

Die Pioniere wählten damals einen Namen aus der römischen Mythologie, der heute wieder gut zu den aktuellen Erfolgen passt.

Fortuna ist die Schicksals– und Glücksgöttin. Dieser Name gefiel den Gründungsvätern so sehr, dass sie ihren Verein FC Fortuna 66 nannten. Ihre sportliche Heimat fanden sie an der Eberstraße. Den Platz teilte sich die Fortuna lange mit dem heute fast versunkenen Traditionsverein SC Dortmund 97/08. Die gemeinsame Heimstätte trägt mittlerweile den Namen des Bezirksligisten FC Roj. Somit spielen ein griechischer und ein deutscher Verein auf einem Platz mit kurdischem Namen. Und der Trainer der Fortuna möchte „uns mehr verdeutschen“, sagt er. Wie er das wohl meint?

Bevor er das erläutert, zeichnet Thomas Anifantis ein Stimmungsbild aus der Mannschaft: „Wir sind zwar fast alle Griechen, aber schon auch multikulti.“ Der Torjäger des FC Fortuna traf in zehn Spielen zwölfmal. Damit hat er seinen Anteil am Erfolg der Mannschaft. Sie führt die Tabelle der Kreisliga C4 an, hat aber das Manko, dass die Verfolger Lüner SV III und Phönix Eving II mit Siegen in Nachholspielen den FC überholen würden. Auch die Baroper Drittvertretung ist noch dran. „Wir hatten vor einigen Wochen unnötige Niederlagen und Unentschieden kassiert“, erklärt der Offensivspieler. „Dabei wollten wir unbedingt aufsteigen.“

FC Fortuna: Keine Leute beim Training

Irgendwo aber muss es ja auch herkommen, dass der beste Schütze Panagiotes Skartsanis bislang erst 15 Einsätze hatte. Und das liegt nicht daran, dass die C4 nach zwei Rückzügen (Ay Yildiz Derne III und SG Lütgendortmund II) gerade noch eine 13er-Liga ist. 20 Spiele haben sie mittlerweile schon absolviert, die Fortunen. „Jetzt kommt mein Punkt des Eindeutschens“, hakt Trainer Sotirios Makris ein.

„Ich habe zu meiner aktiven Zeit in der TSC Eintracht-Jugend, später auch bei den Evinger Vereinen gespielt, war zuletzt im Lüner Raum unterwegs. Viele von uns Südländern leben den Fußball noch immer nach dem Motto: Kommste heut‘ nicht, kommste morgen! Das führt dazu, dass wir seit Monaten keine Leute zum Training zusammenbringen und dann auch in den Spielen zuletzt nicht immer 90 Minuten auf der Höhe waren.“

FC Fortuna: Spieler sind zu schnell eingeschnappt

Leistungsträger Anifantis versucht eine Erklärung: „Wir sind fast alle Gastronomen, können daher zeitlich nicht trainieren. Seit Sommer haben wir uns vielleicht fünfmal zum Training getroffen. Wir sehen uns nur zu den Spielen.“ Und da geht natürlich zwangsweise etwas verloren.

Da hat dann der Coach weiteren Erklärungsbedarf: „Natürlich weiß ich, dass die Jungs arbeiten. Dann hat uns natürlich Corona geschadet, aber einige von uns sind auch zu schnell eingeschnappt. Ich wünsche mir dann von einigen Spielern auch mal das deutsche Gegenhalten, sowohl was die eigene Leidensfähigkeit wegen der Trainingsbereitschaft als auch im Spiel angeht. Sobald mal ein Gegner austeilt, hadern wir zu schnell“, moniert Makris.

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„Wir hätten gerne mehr als 41 Punkte“, bekräftigt der Coach. „Wir haben ja auch starke Spieler. Unsere Zehn Evangelos Mitsiotos hatte sogar mal in der Jugend von RW Essen gespielt. Er ist gerade mal 21 und könnte deutlich höher spielen. Nach einer Verletzung kann er bei mir zurzeit in Ruhe reifen. Dann haben wir noch weitere Leute mit wenigstens A-Liga-Niveau.“ Die Mannschaft sei jung und trotz aller Mentalitätsfragen lernwillig: „Ein paar Leute, die unseren ambitionierteren Weg nicht mitgehen wollen, haben uns bereits verlassen. Wir waren die Gejagten und sind aktuell Jäger. Aber wir wollen jetzt nichts mehr abgeben“, gibt sich der Trainer kämpferisch. Das sind verhältnismäßig neue Töne aus Dortmunds Norden.

Seit dem Aufstieg in die A-Liga 2013 kam der FC nicht mehr so richtig sportlich in die Gänge. Seit 2018 spielt die Mannschaft in der C-Liga. Zehnter, Dritter und in der nicht gewerteten Corona-Saison Sechster lauteten die unauffälligen Platzierungen. „Der Verein hat mich 2019 gebeten, zu helfen, weil er vor der Auflösung stand. Ich kenne viele Leue, mit denen wir jetzt die Wende schaffen können“, fügt Makris hinzu. Jetzt soll alles besser werden. Die Motivation können sich die Jungs derzeit nur in den Spielen erarbeiten. Wenn es nach Makris geht, ändert sich das schnell: „Ich muss dazu sagen, dass ich zuletzt auch länger gesundheitliche Probleme hatte, dennoch versucht habe, immer da zu sein. Jetzt bin ich gesund, unsere Corona-Situation entspannt sich. Dann sind wir eben jetzt der Jäger.“

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So schlecht stünden die Chancen auch weiterhin nicht: „Unsere Konkurrenten nehmen sich noch gegenseitig die Punkte ab. Dann müssen wir da sein. Die Chancen stehen bei 50:50. Und in der kommenden Saison unter besseren Bedingungen sortieren wir uns dann richtig.“

Sie sind nicht die Ersten, die solche Ziele haben. Was für die Griechen und Freunde vom FC Fortuna spricht: Sie haben sich doch immer gehalten. Den sprichwörtlichen langen Atem, der Fußballern irgendwann den Erfolg bringt, gibt es wohl in allen Sprachen. Fortuna steht ja nicht nur für Schicksal, sondern auch für Glück. Und auch das, wissen die Griechen und die multinationalen Mitspieler, können sie sich erspielen, aber auch erarbeiten. Für beides steht Makris, der Grieche mit den „deutschen Tugenden“.