Bevor Kevin Brümmer (31) beim ASC 09 Dortmund zum besten Amateurfußballer seiner Zeit wurde, hatte Giovanni Schiattarella (heute 41) das Aplerbecker Publikum jahrelang mit kreativem und trickreichem Offensivfußball verwöhnt.
Jetzt arbeiten beide zeitgleich daran, dass ihr neuer gemeinsamer Verein FC Brünninghausen attraktiven Fußball spielt. Aber nicht nur daran, erklärt Schiattarella in seinem ersten Interview nach seiner Demission beim SV Brackel 06 vor mehr als einem Jahr. Kurze Erklärung: Da sich Trainer und Autor seit mehr als 15 Jahren sehr gut kennen, erscheint das Gespräch in der Du-Form.
Giovanni, was du so die vergangenen Monate gemacht hast, wissen die meisten ja schon, da sich viele Fußballer in deinem Bistro in der Innenstadt treffen. Was aber interessant ist: Hast du dich unabhängig der Gespräche auch mit dem Dortmunder Fußball beschäftigt?
Natürlich, wenn du einmal dabei warst, lässt du das nicht so einfach zurück. Ich habe das sehr regelmäßig verfolgt, kenne viele Namen und Ergebnisse. Ich weiß aber auch, was in der Oberliga passiert. Ohne es geahnt zu haben, dass ich mal die Ehre erhalten soll, habe ich auch zwei Brünninghausen-Spiele als interessierter Zuschauer verfolgt. Das waren ganz knappe Niederlagen gegen Bövinghausen und Schermbeck.
Du hast aber auch mal gesagt, du seist mit deinem Leben abseits des Trainerjobs mit Familie und Beruf ganz glücklich. Es gab aber immer das Aber, oder?
Ja, ich hatte immer gesagt und für mich war auch immer klar, dass wenn einer der ganz großen Vereine des Dortmunder Amateurfußballs sich melden sollte, ich sofort Lust und Motivation bekommen würde. Und der FC Brünninghausen ist einer von ganz, ganz wenigen Vereinen, wo ich sofort Feuer und Flamme bin.

Es ist kein Geheimnis, dass Reza Hassani, Brünninghausens Sportlicher Leiter, und du befreundet seid. Wann hat er dich gefragt, ob du dir den FCB vorstellen könntest?
Erst, als Florian Gondrum seinen Abschied bekannt gegeben hat. Mein Freund Rafik Halim hatte ja zuvor erklärt, er könne und wolle aus familiären Gründen den Aufwand nicht betreiben. Dann hatten Reza und der FCB selbstverständlich auf die Karte Florian Gondrum gesetzt. Erst als Flo sagte, er wolle auch im Sommer aufhören, hat Reza mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte.
Und?
Ich konnte mir das nicht nur einfach vorstellen, sondern war sofort voller Freude und Ehrgeiz, um eine Einigung zu erzielen. Nach Reza hat auch der Vorstand Horst Tieling mit mir geredet. Ich fand, das war ein sehr gutes Gespräch.
Wie bewertest du die Idee des Vereins, dich und Kevin Brümmer als gleichberechtigte Trainer zu installieren?
Sehr positiv. Mit einer Identifikationsfigur des Vereins – die der beste Amateurfußballer der Stadt war – zusammenzuarbeiten, freut mich sehr. Reza, Kevin und ich hatten bereits ein Dreiergespräch. Wir kannten uns ja nur vom Sehen und von ein paar netten Gesprächen. Und das erste intensive Gespräch über Fußball war schon mal sehr gut. Die Chemie zwischen uns stimmt. Wir ticken ähnlich, weil wir nicht nur selbst spielerische Fußballer waren, sondern weil wir auch variabel in der Offensive spielen lassen wollen. Die Oberliga, und das spürt der FC Brünninghausen ja auch gerade, ist aber eine brutale Liga, was das Fehlerbestrafen angeht. Das heißt: Wir werden nur erfolgreich sein, wenn wir uns defensive Stabilität erarbeiten. Auch das sieht Kevin wie ich. Anfang der Woche werden wir uns dann unter vier Augen unterhalten. Und dann immer öfter.
Was machst du denn sonst so bis zum Sommer?
Auf der Couch liegen (lacht). Nein, im Ernst: Ich werde viele Gespräche führen. Mit Leuten, die neben denen, die zugesagt haben, auch bleiben sollen und hoffentlich auch wollen. Aber Kevin, Reza und ich werden natürlich jetzt auch in die Planungen gehen, wie wir in der kommenden Saison auflaufen. Ich habe vor, einiges an Spielen zu sehen.
Welche Rolle spielt da die Ligenzugehörigkeit? Ihr seid ja nur zwei Punkte vom Abstiegsplatz entfernt…
In den Gesprächen wegen meiner Anstellung war das überhaupt kein Thema. Ich mache das, weil ich von Brünninghausen überzeugt bin. Ich mache das auf jeden Fall und gehe auch davon aus, dass die Spielergespräche so enden, dass wir uns auf sie in der Oberliga oder, wenn es schlecht läuft und was ich nicht glaube, in der Westfalenliga auf sie verlassen können.
Welche Möglichkeiten lässt euch der Verein?
Er hat klar kommuniziert, dass wir viele junge Leute einbinden sollen. Das finde ich klasse. Ich hatte schon immer in meinen zehn Jahren als Trainer Spaß daran, junge Spieler weiterzuentwickeln. Aber natürlich brauchen wir ein paar Erfahrene. Ich bin optimistisch, dass wir die Riesenqualität des FC Brünninghausen auch in der kommenden Saison aufbieten können.

Deine Arbeit mit jungen Leuten ist allgemein anerkannt. Heute gestandene Spieler erzählen, dass du sie sehr gefördert hast. Bleibst du denn auch der emotionale Typ, der viele Register zieht, um deine Jungs zu pushen?
Fußball muss doch aus Emotionen bestehen. Ich entwickle mich auch immer weiter, aber meine Emotionalität kann ich doch gar nicht ablegen. Wenn ich plötzlich der ganz Ruhige sein will, nimmt mir das wohl auch keiner ab (lacht).
Das heißt, wenn ich dich demnächst mal wieder in deinen Laden kommen und dich frage, ob du Lust auf Fußball hast, dann erhalte ich eine andere Antwort als die vergangenen Male?
Definitiv, aber Lust auf Fußball hatte ich immer. Ich habe ja auch ständig mit vielen Leuten darüber gesprochen. Aber du willst natürlich auf deine sich wiederholenden Fragen nach meiner Lust auf den Trainerjob im Verein hinaus. Ja, da werde ich jetzt mit einem klaren Ja antworten.
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