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Giovanni Schiattarella: „Eine Katastrophe, wie fahrlässig Italien gehandelt hat“
Coronavirus
SV Brackel-Trainer Giovanni Schiattarella ist aktuell in Zeiten der Coronakrise täglich mit seiner Familie in Italien in Kontakt und hat eine klare Meinung zum Umgang mit dem Virus.
Für Giovanni Schiattarella ist es momentan eine schwere Zeit. Der leidenschaftliche Trainer des SV Brackel 06 kann momentan nicht seinem liebsten Hobby nachgehen und seine Spieler in den Übungseinheiten auf dem Platz dirigieren. Auch die Partien in der Landesliga fallen aktuell aus. Zudem bereitet dem Coach noch eine andere Sache Sorgen: das Ausmaß der Coronakrise in Italien.
Die Ausbreitung des Coronvavirus hat das Land an der Adria in den vergangenen Wochen voll im Griff. Mit dem Stand vom 24. März hat Italien 63.927 Infizierte. 6077 Menschen sind bereits verstorben. Die Familie des Trainers mit italienischen Wurzeln ist glücklicherweise noch nicht betroffen.
Giovanni Schiattarella: „Wir sind jeden Tag in Kontakt und schreiben oder telefonieren“
„Meine Mutter hat sechs Geschwister. Viele von meinen Onkeln und Tanten leben in Neapel, genauso wie meine Cousinen und Cousins. Zum Glück gab es noch keinen Todesfall“, erzählt Schiattarella.
„Wir sind jeden Tag in Kontakt und schreiben oder telefonieren. Zudem verfolge ich die Nachrichten in den Medien. Zum Glück ist der Süden, wo Neapel liegt, nicht so dramatisch betroffen wie der Norden.“ Er vermutet jedoch, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich das Virus auch im Süden ausbreitet.
Die Lage und der Umgang mit dem Virus findet der Coach beängstigend. „Es ist eine Katastrophe, wie fahrlässig Italien in der Anfangszeit mit dem Virus umgegangen ist. Man wusste doch, dass das Virus besonders in den Skigebieten sehr verbreitet ist. Da hätte man in Italien bereits reagieren müssen.“
Giovanna Schiatarella: „Mit den Maßnahmen hätte man früher anfangen müssen“
Gerade im Vergleich zu Italien findet Schiattarella die Maßnahmen, die in Deutschland getroffen werden, sinnvoll und richtig. Seiner Meinung nach hätte Italien eigentlich einen Vorsprung gegenüber anderen Ländern gehabt, was konkrete Handlungsvorgaben für die Menschen vor Ort betrifft – aber dies wäre nicht umgesetzt worden.
„Die Maßnahmen, die es jetzt hier in Deutschland gibt, gibt es in Italien erst seit zehn oder elf Tagen. Damit hätte man früher anfangen müssen. Ich denke, man hat das Virus in Italien unterschützt und gedacht, dass es sich um eine Grippe handelt. Das war fahrlässig“, meint der Trainer.
Ein weiterer Grund, warum sich das Virus so extrem in Italien ausbreitet, ist nach Ansicht des Coaches das andere System der Krankenversicherung, das dort herrscht im Vergleich zu Deutschland.
Giovanna Schiatarella: „Ich denke, meine Familie wird trotzdem etwas finden, um die Zeit rumzubekommen“
„Hier kann man zum Arzt gehen und sich sämtliche Dinge verschreiben lassen. Und dies wird alles über die Krankenversicherung abgedeckt. Diese gibt es zwar in Italien auch, aber hier muss zu vielen Leistungen noch etwas dazugezahlt werden. Das ist für viele Italiener problematisch.“
Ein Blick nach Neapel zu seiner Familie verdeutlicht Schiattarella auch, was es demnächst vielleicht auch in Deutschland geben könnte: In Italien herrscht nämlich bereits seit einiger Zeit eine Ausgangssperre. „Ich denke, meine Familie wird trotzdem etwas finden, um die Zeit rumzubekommen. Sie kochen sicher oft zusammen - bei uns kommen ja meist viele Generationen in einem Haus zusammen.“
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
