Fußballer eines Dortmunder Amateurklubs messen sich - und helfen dabei Bedürftigen

© Jens Lukas

Fußballer eines Dortmunder Amateurklubs messen sich - und helfen dabei Bedürftigen

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Sich untereinander messen und dabei auch noch Gutes tun? Dieser Aufgabe hat sich momentan ein Dortmunder Amateurfußballverein angenommen. Die ersten Erfolge sind schon sichtbar.

Dortmund

, 08.02.2021, 13:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ein Dortmunder Amateurfußballklub präsentiert sich mit einer speziellen Idee von seiner sozialen Seite: Der Verein hat eine Aktion - genau genommen eine Challenge - veranstaltet, die einerseits fit hält, andererseits aber auch bedürftigen Menschen hilft.

Irgendwie war es das noch nicht. Spieler und Trainerteam des Kreisligisten SV Körne fühlten sich nicht ausgelastet: „Sieben Spiele sind doch keine Saison“, fasst Trainer Viktor Pusch die Gefühlslage beim Aufsteiger in der neuen Liga zusammen. Also erwärmten sich die Körner für eine Idee, die lebensnotwendige Wärme spendet. Kontakt halten, sich bewegen und dabei noch Gutes tun: Der SV präsentiert seine besondere Laufchallenge. Für jeden von den Spielern gelaufenen Kilometer spendet das Trainerteam 20 Cent für den „Wärmebus“.

Die Geschichte hinter dieser schönen Aktion ist die von Sportlern, für die das Soziale zählt – in jeder Hinsicht. Es kam der Tag, an dem Spieler und Trainer genug von der Pause hatten: „Seit 26. Oktober hatten wir nicht mehr gemeinsam trainiert. Auch für uns Trainer, also neben mir Holger Wiedemann, Christian Niekisch und Tim Exner sowie Betreuer Daniel Grabemann, war klar: Irgendwas müssen wir machen“, erklärt Pusch. Und da die Coaches ahnten, dass simples Laufen irgendwann langweilt, erfanden sie die Challenge, die Herausforderung.

Soziale Menschen setzen in der Regel auch auf Mitbestimmung: Also überließen Pusch und Co. dem Mannschaftsrat die Entscheidung, an wen die erlaufenen Prämien gehen sollten. „Ich fand die Idee der Jungs toll, an Menschen aus unserer Nähe zu spenden, denen es viel schlechter als uns – nicht nur jetzt, sondern immer – geht.“

Viktor Pusch, seit zwei Jahrzehnten aktiv im jüngsten Körner Verein, kennt die Zeiten, als sein Verein auf Uralt-Asche mit Steinbeilage im „Affenkäfig“, das Feld ist umzäunt, denkbar ungünstige Voraussetzungen hatte. Längst haben auch die Spieler des SV eine Komfortzone, die den Verein für alle Altersklassen attraktiv macht. Das aber verleitet hier keinen dazu, die Käfig-Tür gedanklich nach innen und außen zu verschließen.

Der Wärmebus ist derzeit in der Dortmunder City unterwegs. Er fährt also nicht weit vom Winkelriedweg entfernt herum, aber den heimeligen SV Körne und die frierenden Obdachlosen trennen Welten. Zu ihnen fährt Wärmebus. An Bord hat er warme Getränke, eine Notfallausrüstung und Heizstrahler - bald unterstützt von einer Spende der Körner Kicker. Denn für diese Sache schwitzen die Fußballer gerne.

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Eine Challenge braucht Regeln. Und die sind klar definiert. 750 Kilometer, also 150 Euro, müssen schon innerhalb eines Monats vom 22. Januar bis zum 21. Februar rumkommen. „Sollten die Jungs das nicht schaffen, wovon nie auszugehen war und auch auszugehen ist, müssten sie die 150 Euro aus der Mannschaftskasse spenden. Wir wollen ja schon etwas in der Hand haben.“ Aber der Zwischenstand, zwei Drittel haben sie schon geschafft, spricht ganz klar dafür, dass das Geld vom Trainerteam kommt und die Mannschaft ihre Kasse für Reisen oder Feste – ja, da war mal was und kommt auch bestimmt im Sommer was wieder – gefüllt hält.

Dass dem so ist, verdanken die Körner gar nicht mal den Laufwundern. „Interessant, wer die meisten Kilometer abspult und die erfreulichsten Daten per App an Betreuer Daniel Grabemann liefert: Lukas Pruschinski liegt vorne. Das ist übrigens unser Torwart.“ 100 Kilometer hatte er vor ein paar Tage schon auf der Uhr und damit ein Fünftel der von den Körnern gelaufenen Strecke. „Toll, dass solche Aktionen wirklich alle motivieren.“ Es könnte also teuer für die Coaches werden. Aber – wie geschrieben – sie bezahlen gerne.

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Offen sind die Körner auch für Spender, die den laufenden Kickern moralische und finanzielle Unterstützung leisten möchten und den Spendenbetrag aufstocken. „Alles für den guten Zweck“, bekräftigt Pusch.

Während des Lockdowns könnte das S im SV Körne für „Sozial“ stehen. Die Zeit, bis es wieder für „Sport“ unter Wettkampfbedingungen steht, verkürzen sich die Körner zwar sinnvoll. Ihren ursprünglichen Zweck, eine Fußballmannschaft zu sein, möchten sie möglichst schnell wieder verfolgen. Und dann heißt es, sich in der A-Liga zu etablieren. Rang sechs sei für einen Aufsteiger schon sehr ordentlich. „Wunder erwarten wir noch nicht“, sagt Pusch. „Wunderbar“ ist aber immerhin schon die Laufchallenge für den guten Zweck.

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