ASC-Trainer verbringen fast mehr Zeit miteinander als mit der Familie

© Stephan Schuetze

ASC-Trainer verbringen fast mehr Zeit miteinander als mit der Familie

rnCo-Trainer-Serie

In einer Serie wollen wir die Aufgaben und Charaktere von Co-Trainern vorstellen. Wer sind die Coaches hinter den Übungsleitern, die eigentlich im Fokus stehen? Weiter geht es mit Fußball Oberliga.

Dortmund, Aplerbeck

, 28.05.2020, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Sie sorgen für die gute Stimmung im Team, sind näher dran an den Spielern und kümmern sich um volle Wasserflaschen, ein trockenes Handtuch und weitere kleinere Erledigungen. Alles nur Mythen über Co-Trainer? Was macht eigentlich ein Assistent und was sind seine Aufgaben? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen und durchleuchten hierbei verschiedene Sportarten in diversen Ligen.

Wir machen weiter mit dem ASC 09 Dortmund, der in der Fußball-Oberliga Westfalen spielt. Das Team wird betreut von Cheftrainer Antonios Kotziampassis und seinem Co-Trainer Andreas Köhler.

Bei den Alten Herren in einem Team

Die gemeinsame Geschichte von Antonios Kotziampassis und Andreas Köhler beginnt vor langer, vor sehr langer Zeit: Fast 30 Jahre ist das erste Zusammentreffen des Trainergespanns des ASC 09 mittlerweile her. „Ich war damals spielender Trainer beim VfB Waltrop und ich lotste Toni zum VfB. Er spielte davor noch als Nachwuchskicker in Schwerin. Später kickten wir dann noch bei den Alten Herren von Westfalia Herne“, erinnert sich Andreas Köhler (57).

Als Gespann coachten sie zunächst den Westfalenligisten TuS Sinsen. Ende des vergangenen Jahres bekam Kotziampassis das Angebot des Oberligisten ASC 09 und wenig später folge Köhler ihm nach. „Wir waren stetig im Kontakt, Andi wohnt bei mir in der Nähe. Wir waren beide Offensivspieler und haben eine ähnliche Idee vom Spiel“, sagt der 47-jährige Kotziampassis.

Neben dem Spielfeld

Viermal die Woche trainiert der Oberligisten. Dazu ein Spiel am Wochenende. Nicht ohne Grund sagt Köhler: „Wir verbringen schon fast mehr Zeit zusammen auf dem Fußballplatz als mit unseren Frauen.“ Daher bleibt für private Treffen außerhalb des Sports meist kein Platz. „Sicher trinken wir auch mal ein Bier nach dem Training zusammen. Aber neben der Arbeit und dem Fußball will man auch Zeit für die Familie und sich haben“, ergänzt der Co-Trainer.

Andreas Köhler ist seit Jahresbeginn Co-Trainer beim ASC 09 Dortmund.

Andreas Köhler ist seit Jahresbeginn Co-Trainer beim ASC 09 Dortmund. © ASC 09 Dortmund

Abseits des Spielfeldes nimmt die Videoanalyse immer mehr Platz und Zeit beim ASC 09 ein. „Wir haben die letzten Spiele der Saison mit Video aufgezeichnet. Das wollen wir in Zukunft noch ausbauen. Wir wollen professioneller werden“, erklärt Kotziampassis.

Und wie sehen diese Analysen genau aus? „Ich gucke mir die Schwächen und die Stärken vom Gegner an. Wir entscheiden dann, welche Schwerpunkte wir im Training legen - ob wir beispielsweise mehr über die Flügel spielen oder Ähnliches. Außerdem zeigen wir den Spielern ihre eigenen Aktionen. Es ist sehr hilfreich, wenn wir unsere Erklärungen auch mit Bildern belegen können“, meint der Köhler.

Im Training

Beim ASC 09 organisiert nicht nur das Duo Köhler/Kotziampassis die verschiedenen Einheiten - auch Dominik Kemler trägt dazu bei. Kemler hat die Funktion des Athletiktrainers und quält die Mannschaft zweimal die Woche jeweils eine halbe Stunde mit seinen Übungen. Für das Aufwärmen ist dann Co-Trainer Köhler zuständig.

Da das Training des Oberligisten stets auf den nächsten Gegner abgestimmt ist, sehen die Einheiten auch jede Woche anders aus. „Am Anfang der Woche telefonieren wir, machen einen Plan für die Trainingswoche - je nachdem, wie wir spielen wollen“, sagt der Cheftrainer.

Kotziampassis ist es wichtig, eine Sache zu betonen: „Es ist auf jeden Fall so, dass mein Assistent nicht nur ein reiner Hütchenaufsteller ist. Andreas Aufgabe ist es, das Training aufzubauen und Schwerpunkte zu setzen. Die letzten taktischen Kniffe liegen dann bei mir. Wir sind aber regelmäßig im Austausch.“

Köhler betont, dass stets alle Spieler mit ins Training einbezogen sind - auch die, die zuletzt nicht spielten oder verletzt oder gesperrt waren. „Wir legen Wert darauf, dass alle die Laufwege und die Systeme kennen. Manchmal trainieren wir auch in Gruppen wie Angriff/Abwehr oder üben verschiedene Situationen wie Standards.“

Im Spiel

Während einer Partie ist die Rollenverteilung klar: „Toni macht die Ansagen. Ich halte mich zurück und gebe ihm Hinweise. Dabei teile ich ihm meine Meinung mit, was wir besser machen könnten. In der Folge gehen unsere Positionen auch schon mal auseinander, aber eine letztliche Entscheidung über Wechsel oder Ähnliches trifft Toni“ sagt Köhler.

ASC-Cheftrainer Antonios Kotziampassis kennt seinen Assistenten schon sehr lange.

ASC-Cheftrainer Antonios Kotziampassis kennt seinen Assistenten schon sehr lange. © Schütze

Kotziampassis beschreibt das Geschehen während eines Spiels so: „Ich bin mehr der impulsive Typ und richte die direkte Ansprache an die Mannschaft, Andi ist mehr der Analytiker. Er sieht, wie der Gegner sich bewegt, wie er verschiebt. Vor der Halbzeit besprechen wir uns kurz, bevor wir vor der Mannschaft reden. Die Aufgaben sind klar verteilt.“

Profil

Die Anforderungen und die Voraussetzungen eines Co-Trainers im oberen Amateurbereich haben in den vergangenen Jahren verändert, findet Köhler. „Früher war eine gewisse Praxis von Nöten. Da war es gut, wenn man selbst gespielt hat. Heutzutage zeigen Trainer wie Julian Nagelsmann oder Thomas Tuchel auch, dass es anders geht.“

Daher sei es auch wichtig, dass man technische Dinge beherrscht. „Sicher ist es gut, wenn man die Hilfsmittel wie die Videoanalyse beherrscht. Ich denke, insgesamt kommt es auf die Mischung zwischen Erfahrung und neueren Methoden an. Am wichtigsten ist meiner Meinung nach der Zugang zur Mannschaft: Das Team muss einem vertrauen und glauben. Ich denke, dafür ist Jürgen Klopp ein Paradebeispiel. Sein Team würde vermutlich alles für ihn tun.“

Training im Juli?

Und wie geht es weiter mit dem Duo Kotziampassis/Köhler? „Wir haben uns vor ein paar Wochen zusammengesetzt und beschlossen, dass wir das Team auch in der kommenden Saison betreuen. Für mich stand fest, wenn Toni zusagt, mache ich auch weiter“, meint Köhler.

Der Co-Trainer hofft nun darauf, dass die Mannschaft im Juli die Vorbereitung auf die kommende Saison starten kann. Ob das so passiert, steht momentan noch in den Sternen.

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