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Mit Masken zurück auf den Fußballplatz - Sportwissenschaftler hat einen Plan
Amateurfußball
Der Ball ruht - und den Amateurfußballern läuft die Saison davon. Sportwissenschaftler der Technischen Universität München machen jetzt einen Vorschlag, wie es früher auf den Platz zurückgehen könnte.
Die Fußball-Profis winkten im April 2020 schnell ab. In der damaligen Diskussion darüber, wie man einen Re-Start nach dem ersten Lockdown wohl hinkriegen könne, war der Vorschlag von Sportwissenschaftlern, mit Masken auf dem Platz das Ansteckungsrisiko zu verringern, schnell vom Tisch. Der Re-Start bei den Profis gelang auch so.
Doch wo die Profis weiterhin x-fach getestet und betreut durch das Land, durch Europa und sogar manchmal durch die Welt reisen, herrscht auf den Sportplätzen der Amateurfußballer deutschlandweit absolute Stille. Und vieles spricht dafür, dass das auch noch etliche Wochen so bleiben wird.
Die Folgen sind gravierend. Die normalen Saisonspielpläne sind längst über den Haufen geworfen, und selbst die Notfall-Spielpläne, bei denen wie in
Westfalen nur 50 Prozent der Spiele einer regulären Saison zu absolvieren sind, um Auf- und Absteiger zu bestimmen, geraten ins Wanken.
Henning Wackerhage, Sportwissenschaftler an der Technischen Universität München, hält den Masken-Vorschlag aus dem April 2020 vor diesem Hintergrund wieder für überlegenswert. „Es geht ja jetzt darum, der Politik ein Angebot zu machen, wie die Mannschaften vielleicht einige Wochen früher wieder auf den Platz zurückkehren könnten. Unser Gedanke ist ja nicht, dass den ganzen Sommer lang mit Maske gespielt wird, sondern für eine Zwischenzeit, in der es noch bestimmte Inzidenzen gibt, Sport zu ermöglichen und doch geschützt zu sein.“
Und dafür hält der Sportbiologe Wackerhage den Maskeneinsatz für ein geeignetes Mittel. „Grundsätzlich ist die Ansteckungsgefahr auf dem Fußballplatz und im Freien nicht besonders hoch. Trotzdem gibt es beim Fußballspiel immer wieder Situationen, in denen die Spieler sich für mehrere Sekunden nahekommen. Etwa dann, wenn sie im Strafraum auf einen Eckball warten. Zudem wird auf dem Feld mitunter geschrien und gerufen. Tröpfcheninfektionen sind da durchaus möglich. Dagegen hilft eine Maske sehr gut.“
Wackerhage möchte die Maskenidee nicht als Forderung sondern als Vorschlag verstanden wissen. „Im Moment bewegen wir uns ja nur zwischen den beiden Polen Kein-Fußball-Spielen und Fußball-Spielen. Und es ist vielleicht klug zu überlegen, ob es noch etwas dazwischen gibt, nämlich Fußball mit erhöhten Schutzmaßnahmen. Das wäre dann so etwas wie ein Stufenmodell auf dem Weg zurück zum normalen Spielbetrieb - und ein gutes Argument für die Fußballverbände im Ringen um frühere Spiele.“
Gefahr, dass Amateurfußballer mit Maske auf dem Feld zusammenklappen, weil sie nicht genug Sauerstoff bekommen, sieht Wackerhage nicht. „Ein ganze Reihe von Tests und Untersuchungen belegen die Gefahrlosigkeit“, sagt der Professor für Sportbiologie. „Die Studien zeigen zwar, dass mit Maske bei gesteigerter körperlicher Beanspruchung die maximale Leistungsfähigkeit sinkt. Aber schwerere Folgen wie Atemnot und Schwindel zeigen die Untersuchungen nicht. Vielleicht sollte man einfach mal ganz pragmatisch da rangehen, zwei, drei Testspiele mit Maske machen und schauen, wie es funktioniert.“
Letztlich sieht Wackerhage seinen Vorschlag als einen weiteren Beitrag dazu, die Politik zu überzeugen, dass wieder mehr Sport möglich ist. „Aber wenn eine Maske für den Fußball ausgeschlossen wird, dann ist das natürlich ein Diskussionsergebnis, mit dem wir leben können. Wir sagen ja nicht, dass das jetzt passieren muss.“
Ganz unabhängig davon, zu welchem Ergebnis eine Debatte im Fußball kommt, arbeitet Wackerhage in München weiter an Masken für Sportlerinnen und Sportler. „Es gibt die Idee für eine Sportlermaske, die man sich mit einem Tape aufs Gesicht aufklebt. Das Problem bei den herkömmlichen Masken ist ja, das bei Belastung die Atmung von 10 Liter pro Minute auf bis zu 200 Liter etwa bei einem Ruderer hochgeht. Und beim Ausatmen pustet man dann die Maske wie ein Segel vom Mund weg. Das wollen wir mit dem Aufkleben verhindern.“
61er-Jahrgang aus Bochum, seit über 35 Jahren im Journalismus zu Hause - dem Sport und dem blau-weißen VfL schon ewig von Herzen verbunden - als Sportredakteur aber ein Spätberufener.
