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FLVW-Präsident zur Landesregierung: Da waren Leute am Werk, die keine Ahnung haben
Amateurfußball
Mit Nachdruck kritisiert der FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski die NRW-Landesregierung und beziffert klar und deutlich die Chancen auf eine Fortsetzung des Ligenbetriebs.
Noch am Donnerstag hatte der Vize-Präsident des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW), Manfred Schnieders, darüber sinniert, dass es nicht ausgeschlossen sei, dass die Spielzeit bei den Amateur-Fußballern noch fortgeführt werde. Jetzt pfeift ihn sein Boss laut zurück.
Der FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski sagte am Freitag exklusiv gegenüber unserer Redaktion: „Ich beziffere die Chance, dass die Saison fortgesetzt wird auf null Prozent. Ansonsten würde ich mich doch lächerlich machen, würde ich nicht daran glauben, dass die vom Präsidium bestätigte Beschlussempfehlung des Verbandsfußballausschusses umgesetzt wird.“
Das hatte Walaschewski schon den Kreisvorsitzenden am Donnerstagabend in einer Videokonferenz mitgeteilt. Die Beschlussempfehlung des VFA beinhaltet, dass der aktuelle Tabellenführer nach der Quotientenregelung (Anzahl der Punkte dividiert durch die Anzahl der Spiele) und der Halbzeitmeister einer Liga aufsteigen. Die Ständige Konferenz (11. Mai) und der Verbandstag (Mitte Juni) müssen die Empfehlung mit einer einfachen Mehrheit noch absegnen.
Die Spekulationen über eine Fortsetzung der Saison war aufgekommen, weil das Land NRW am Donnerstagnachmittag neue Lockerungsmaßnahmen veröffentlicht hatte. Unter anderem war zu lesen, dass ab dem 30. Mai Sport unter Wettbewerbsbedingungen stattfinden könnte. Darauf angesprochen, sagte Schnieders am Donnerstag noch, dass es jetzt nicht ausgeschlossen sei, dass die Saison fortgesetzt wird.
Walaschewski sieht das ganz anders und ist überrascht von den Lockerungsmaßnahmen des Landes: „Wohl niemand hat ernsthaft damit gerechnet. Für mich fühlt es sich an, wie ein öffentlich stattfindender Öffnungs-Überbietungswettbewerb unter dem Motto: Alles was du kannst, kann ich viel besser. Was sich spontan als frohe Botschaft ausgibt, entpuppt sich bei gründlichem Überdenken aus meiner Sicht als voreilig, unausgegoren und hoch riskant. Deshalb halten wir auch an der Empfehlung des VFA fest.“
Er betont deutlich, dass er es sich von der Landesregierung gewünscht hätte, dass das Land vor der Veröffentlichung der Meldung mal beim Verband nachgefragt hätte, um zu erfahren, welche Konsequenzen der Erlass für die Vereine habe. „Da waren, glaube ich, Leute am Werk, die von einem intensiven Mannschaftssport keine Ahnung haben“, sagt Walaschewski.
Er glaubt auch daran, dass die im Juni wohl bestätigte Beschluss-Empfehlung rechtlich wasserdicht sei und er entspannt möglichen Rechtsstreitigkeiten entgegensehen könnte. Noch am Donnerstag hatte der Oberligist RSV Meinerzhagen gegenüber dieser Redaktion angekündigt, rechtlich prüfen zu lassen, ob die Saison nicht fortgesetzt werden könnte.
Der RSV Meinerzhagen hat den Sprung in die Regionalliga knapp verpasst. Auch der Landesligist TuS Bövinghausen wünscht sich, dass die Saison fortgesetzt wird. Aber das Gros der Vereine steht zu 100 Prozent hinter der Empfehlung, die Saison abzubrechen. Allein schon aus gesundheitlichen Gründen.
Fußball spielen ist aktuell zu gefährlich
Walaschewski hält das gesundheitliche Risiko, zeitnah wieder Fußball zu spielen, ebenfalls für zu gefährlich: „In einer solchen Extremsituation, in der ein Niesen schon eine Infektionskette auslösen kann, ist nichts wichtiger als der Gesundheitsschutz, der durch den Wegfall einer behördlichen Verfügung nun wieder in den privaten Bereich verlagert wird.“
Er wolle niemanden zwingen, jetzt wieder in den normalen Fußballbetrieb einzusteigen. Ganz im Gegenteil.