
© Nils Foltynowicz
Wir erklären die Vor- und Nachteile der vier Vorschläge zum Saisonabschluss
Amateurfußball
Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen hat am Freitag einen Fragebogen an alle Vereine geschickt. Vier Auswahlmöglichkeiten gibt es. Wir erklären die Stärken und Schwächen.
Am Donnerstag ist es so weit. Dann will der Verbandsfußball-Ausschuss des Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) einen Vorschlag unterbreiten, wie die aktuelle Fußball-Saison von der Oberliga bis zur Kreisliga D weitergehen könnte.
Rechtlich bindend ist der Vorschlag nicht. Erst das Präsidium und alle Kreisvorsitzenden im FLVW müssten mehrheitlich dafür abstimmen. Dafür wird eine Ständige Konferenz einberufen, in der das Präsidium und die Kreisvorsitzenden abstimmen.
Es ist aber fest davon auszugehen, dass der Vorschlag, der am Donnerstag vorgestellt wird, auch in der Ständigen Konferenz bestätigt wird. Manfred Schnieders aus dem Verbandsfußball-Ausschuss des FLVW, hatte uns gegenüber erklärt: „Wir werden einen Vorschlag unterbreiten, von dem wir wissen, dass er eine Mehrheit bekommen wird.“
Deshalb holt sich der Verband über den Fragebogen jetzt auch ein Stimmungsbild der Klubs ab. Bis Dienstag können die Vereine eine der vier Vorschläge präferieren und dem Verband mitteilen. Wir stellen die vier Vorschläge vor und heben die Stärken und Schwächen hervor.
- 1. Die Saison wird annulliert und es gibt keine Auf- und Absteiger
Stärken: Die Klubs haben eine schnelle Gewissheit und können für die nächste Saison in Ruhe planen. Mit dieser Variante würde der Verband in der aktuellen Krise unterstreichen, dass der Fußball nur Nebensache ist und die Gesundheit der Menschen im Blick hat. Es gäbe zum Beispiel bei einer Fortsetzung nicht mehr die Gefahr, dass Spieler sich in dem Kontaktsport gegenseitig anstecken. Auch bestünde nicht mehr die Angst, Geisterspiele austragen zu müssen, bei denen die Vereine wirtschaftlich weiter ins Minus rücken. Spieler und Schiedsrichter müssten bezahlt werden, Einnahmen gäbe es keine.
Schwächen: Die bisher geleisteten sportlichen und finanziellen Anstrengungen würden ad absurdum geführt. Teams wie Bezirksliga-Tabellenführer Türkspor Dortmund (neun Punkte Vorsprung) würden um den Lohn ihrer Arbeit gebracht werden. Das größte Problem an dieser ersten Variante ist aber, die zu erwartende Klageflut. Denn die Verbandsstatuten sehen diese Art der Beendigung gar nicht vor.
- 2. Die Hinrundentabelle wird gewertet. Hieraus ergeben sich Aufsteiger aber keine Absteiger
Stärken: Jedes Team hat sich mit jedem Team aus der Liga einmal gemessen und hatte die Chance zu beweisen, dass es das beste der Liga ist.
Schwächen: Wieder ein Blick in die Bezirksliga 8, in der Türkspor Dortmund zu Hause ist. Zum Abschluss der Hinrunde lag Türkspor Dortmund nur aufgrund eines mehr erzielten Tores gegenüber DJK TuS Körne auf Rang eins. Wie hätte Körne am letzten Spieltag der Hinrunde agiert, wenn es gewusst hätte, dass nach diesem Spiel die Saison beendet worden wäre? Außerdem sehen die Statuten vor, dass eine Saison aus Hin- und Rückrunde besteht. Wie der Rechtsanwalt Prof. Dr. Markus Buchberger uns gegenüber berichtete, dürfte nur der DFB-Bundestag über eine Änderung bestimmen. Auch hier bestünde die Wucht einer Klagewelle.
- 3. Die Saison wird mit dem aktuellen Tabellenstand beendet werden. Es gibt nur Auf- keine Absteiger
Stärken: Jedes Spiel würde im Gegensatz zur Hinrunden-Variante in die Wertung einfließen. Die aktuelle Lage zeichnet in vielen Ligen eine Tendenz ab, wie die Saison hätte zu Ende gehen können.
Schwächen: Wie schon bei der Hinrunden-Variante gibt es auch hier aktuell keine rechtliche Variante. Spannend ist ein Blick in die Westfalenliga 1. Hier liegt der Tabellensiebte (!) drei Zähler hinter dem Tabellenführer und hat ein Spiel weniger ausgetragen. Wer soll denn hier mit gutem Gewissen entscheiden, wer in der nächsten Spielzeit in der Oberliga spielen darf. Eine Mannschaft? Alle sieben? Hier gibt es keine gerechte Entscheidung
- 4. Die Saison wird frühestens ab September zu Ende gespielt
Stärken: Die Saison wird sportlich und nicht am Grünen Tisch entschieden. Diese Variante würde auch mögliche Klagen aus dem Weg gehen. Die Verbände in Bayern und Niedersachsen wollen diesen Weg auch gehen.
Schwächen: Diese Nummer funktioniert eigentlich nur, wenn alle Ligen von der Bundesliga bis zur Kreisliga D so handeln würde. Ansonsten gäbe es an einer Schnittstelle immer Probleme mit der Aufstiegsfrage. Wenn die Oberliga-Westfalen im September wieder beginnt und im Oktober beendet wird, darf die Regionalliga nicht anders entschieden haben. Ansonsten müsste die Regionalliga ja so lange mit dem Saisonstart warten, bis die Oberliga fertig ist.