Der DFB hat sich zur Beendigung der Amateurligen geäußert.

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DFB nennt erste Modelle, wie die Saison zu Ende gespielt werden könnte

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Wie geht es mit dem Amateurfußball weiter? Inzwischen existieren die unterschiedlichsten Modelle. Der DFB nennt jetzt mögliche Lösungsvorschläge.

Dortmund

, 07.04.2020, 13:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Manfred Schnieders, seinerseits Vorsitzender des DFB-Spielausschusses und Vizepräsident Amateurfußball, ist aktuell nicht wirklich zu beneiden. Die Coronavirus-Pandemie führt dazu, dass die Profi- und Amateurligen auf unbestimmte Zeit lahmgelegt sind. Und Schnieders, dem hochrangigen Funktionär?

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Ihm werden andauernd die selben hyperkomplexen Fragen gestellt. Geht es überhaupt weiter? Wenn ja: Wann und wie werden die Spielrunden von den Regionalligen bis runter zu den C-Klassen fortgesetzt? „Egal, wie wir uns entscheiden, wir werden auf jeden Fall der Buhmann sein“, ist er sich sicher.

Denn: „Wie wir es machen, machen wir es ja falsch. Derjenige, der einen Nachteil dadurch hat, wird auf uns schimpfen. Derjenige, der einen Vorteil hat, wird sagen, wir hätten alles richtig gemacht.“ Dessen müsse sich jeder Funktionär bewusst werden, glaubt Schnieders. Komplizierter könne die Situation doch gar nicht sein.

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All die Unwägbarkeiten und all die Nörgler, denen nicht schnell und gut genug entschieden wird, führen zu dieser komplizierten Gemengelage. Die zerrt offenbar schon heftig an mancherlei Nervenkostüm. „Ich will das alles nicht mehr lesen“, schrieb beispielsweise ein Funktionär vom Westdeutschen Fußballverband in einer WhatsApp-Nachricht, die den Ruhr Nachrichten vorliegt.

Darin mokiert er sich lebhaft über die kürzlich von dieser Redaktion veröffentlichten Recherchen. Infolgedessen hatte der DFB um Spielausschuss-Chef Schnieders eingeräumt, gewaltig in der Klemme zu stecken.

„Wir wollen die Saison zu einem sportlichen Ende bringen.“
Manfred Schieders, DFB-Fußballausschuss

Sollte nämlich die Spielzeit in den Amateurklassen zu frühzeitig abgebrochen werden, dann drohte bundesweit eine Klagewelle von Sponsoren. Wenn die Auf- und Abstiegsregelung verändert würde, könnten sich wiederum die Vereine anwaltlich melden. Und eine Annullierung – also eine Nichtwertung der bislang absolvierten Runde – ist zwar möglich, allerdings „sehr kritisch“ zu sehen, wie der auf Sportrecht spezialisierte Rechtsanwalt Prof. Dr. Markus Buchberger betont: „Es müsste eine Beschlussfassung her, die nur Verlierer und damit viel Konfliktpotenzial produzieren würde.“

Der DFB will die Saison zu Ende bringen

Schnieders und der DFB möchten das zwingend umgehen. Der Vorsitzende des Spielausschusses, aktuell im Dachverband einer der oberen Krisenmanager, betont im neuerlichen Gespräch mit dieser Redaktion: „Wir wollen die Saison zu einem sportlichen Ende bringen.“ Wenn es denn gesundheitlich vertretbar und von der Politik erlaubt sei.

Manfred Schnieders (am Mikrofon) bringt mögliche Play-offs ins Spiel.

Manfred Schnieders (am Mikrofon) bringt mögliche Play-offs ins Spiel. © FLVW

Für den potentiellen Tag X existieren bereits die verschiedensten Modelle. „Sollte die Saison nicht einigermaßen normal beendet werden können, bräuchten wir Optionen“, erklärt Schnieders. „Deshalb diskutieren wir viel, über Play-off-Runden beispielsweise oder Verfahren, bei denen die Saison bis Oktober oder November geht.“ Womöglich müssten auch ganz „außergewöhnliche Wege“ beschritten und die restlichen Partien „innerhalb von zwei Wochen durchgezogen werden, um es sportlich halbwegs gerecht zu machen“, sagt er. Stand heute seien das jedoch allein Gedankenspiele.

Am 20. April gibt es neue Informationen von den Landesregierungen

„Am 20.04. bekommen wir von den Landesregierungen neue Informationen. Die wollen wir abwarten. Bevor wir in die konkreten Planungen gehen“, bekräftigt Schnieders, „dauert es also noch ein paar Tage.“ Die Vereine würden dann nachfolgend kontaktiert – und um ein Votum gebeten. Denn freilich können die Verbände kein Konzept am Reißbrett entwerfen und es dann einfach umsetzen lassen. Top-down zu führen, das funktioniert nicht. Die Klubs besitzen schließlich Mitspracherecht.

„Wir müssen in der aktuellen Lage an die Fairness und den Sportsgeist appellieren.“
Manfred Schnieder, DFB-Fußballausschuss

Dass sie auch die unterschiedlichsten Interessen verfolgen, ist gleichfalls klar. Wenn etwa bei einem vorzeitigen Saisonabbruch dem Erst- und Zweitplatzierten Einritt in die nächsthöhere Liga gewährt würde, dann hätte der auf Schlagdistanz positionierte Drittplatzierte durchaus Grund, sich aufzuregen. Und wenn der Modus, in dem eine Meisterschaft ausgespielt wird, wegen der Corona-bedingten Pause völlig verändert würde, dann könnten die letztlich unterlegenen Klubs ebenso ins Lamentieren geraten. Es sind Fälle, denen Schnieders vorbeugen möchte.

„Wir müssen in der aktuellen Lage an die Fairness und den Sportsgeist appellieren“, sagt er. „Und wir müssen verdeutlichen, dass der Eine oder Andere seine Interessen vielleicht etwas zurückstecken muss.“ Letztlich gehe es doch darum, so der DFB-Mann, „dass wir uns auch im nächsten Jahr wieder in die Augen schauen können.“ So, als wäre gar nichts gewesen.

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