Fast allein im Stadion: Dortmunder Bezirksliga-Coach analysiert den BVB für Bundesligisten

© Nils Foltynowicz

Fast allein im Stadion: Dortmunder Bezirksliga-Coach analysiert den BVB für Bundesligisten

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Aktuell bei Spielen ins BVB-Stadion zu kommen, ist schwierig. Ein Dortmunder Trainer saß am Samstag auf der Tribüne und analysierte beruflich das Spiel. Die Entlassung von Favre beschwor er.

Dortmund

, 14.12.2020, 08:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Westfalenstadion ist ein riesiger Pott. Fast wirkt er durch die Leere, die ihn gerade ausfüllt, noch größer. Wegen der Corona-Pandemie dürfen nur ganz wenige Personen überhaupt ins Stadion. Bei der 1:5-Niederlage des BVB gegen den VfB Stuttgart am Samstag saß aber ein Dortmunder Bezirksliga-Trainer auf der Tribüne und analysierte auch für Dortmunder Gegner die Abwehrkette der Borussia.

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Jan Ramadan, der Coach von FC Roj, arbeitet nebenbei für einen international tätigen Analyse-Dienstleister. Am Wochenende ist er für einen Kollegen eingesprungen.

Den Schwerpunkt seiner Beobachtung habe er auf die Abwehrreihe des BVB legen sollen, erzählt Ramadan. „Auf welcher Höhe steht sie? Was machen die Verteidiger, wenn der BVB im letzten Drittel ist? Wer steht weiter vorne, wer orientiert sich zum Stürmer?“, erklärt er, worauf er unter anderem achtet.

Internationale Analyse

„Ich schaue mir aber auch das Spiel allgemein an, notiere mir, wenn ich etwas Besonderes sehe.“ Wenn ein Spieler, eine Aktion häufiger wiederhole, beispielsweise mit dem Ball direkt nach vorne gehe oder ihn immer mit links annehme, schneide er das später heraus, sagt Ramadan.

Ähnlich wie für die Abwehr des BVB gebe es auch immer wieder Aufträge für einzelne Spieler, „beispielsweise für einen Außenverteidiger. Wir haben das Feld dafür in bestimmte Zonen eingeteilt, damit sich nachvollziehen lässt, wo auf dem Feld, dieser Außenverteidiger welche Entscheidungen trifft.“

Jan Ramadan, Trainer von FC Roj.

Jan Ramadan, Trainer von FC Roj. © Stephan Schuetze

Die Aktionen werden dann für die Vereine auf einer kostenpflichtigen Plattform zur Verfügung gestellt. Auf dem Markt gibt es verschiedene Software, mit deren Hilfe Vereine Spieler scouten können oder sich auf Gegner vorbereiten können.

Für welche der Roj-Trainer genau die Daten sammelt, möchte er nicht sagen, da er dort nicht fest angestellt ist. „Wir beschränken uns aber nicht nur auf die Bundesliga und analysieren auch in anderen Ländern Spiele“, sagt Ramadan. Das Wissen habe er bei Fortbildungen erlangt und indem er Kongresse besucht habe. „Außerdem lese ich viel von und über die großen Trainer wie Klopp und Guardiola“, sagt Ramadan.

Ramadan wettet vor jeder Saison gegen Favre

Er selbst ist bislang bei Spielen von Dortmund und Schalke als Analyst tätig gewesen. Zu Schalke sagt er, „die brauchen einfach Qualität in der Mannschaft. Die haben die Klasse nicht, da kann der Trainer auch nichts machen. Ich hätte mir gewünscht, dass Baum nach Dortmund kommt.“ Von Lucien Favre als BVB-Trainer hielte er nämlich nicht viel.

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„Die Mannschaft hat so viel Qualität und er schafft es einfach nicht, dass seine Spieler sie auf den Platz bringen“, sagt Jan Ramadan. Er würde vor jeder Saison wetten, dass der BVB nicht Meister werde, weil sie an Favre festhielten und würde am liebsten einen anderen Trainer auf der Dortmunder Trainerbank sehen.

Und als hätte Jan Ramadan es beschrien, ploppt am Sonntag, kurz nachdem wir gesprochen haben, eine Push-Nachricht auf dem Handy auf, dass der BVB Lucien Favre entlassen hat.

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