
© Jens Lukas
Experiment glückt – Es läuft wieder rund beim ehemaligen Top-Klub des Dortmunder Fußballs
Fußball-Kreisliga
Mit großer Unterstützung aus einem Nachbarvorort erlebt einer der ganz großen Traditionsvereine dieser Stadt ein Revival. Es ist längst nicht das Niveau, das der Klub einst hatte. Aber immerhin...
Hellweg Lütgendortmund, in den siebziger Jahren und Anfang der achtziger die große Adresse des Dortmunder Amateursports, ist nach drei Spieltagen immerhin ungeschlagen Zweiter der Kreisliga A. Das an sich dürfte noch keinen der alten Hellweg-Granden hinter dem Ofen hervorlocken. Wer aber die Entwicklung dieser neu formierten Mannschaft beobachtet, dürfte einen leichten Aha-Effekt erleben.
Vor der Saison hatte der Sportliche Leiter Thorsten Staudinger die Ankunft einer kompletten dritten Mannschaft angekündigt. Die sollte sich mit etablierten Kräften mischen. Sieht nach einem Experiment aus, aber die Hellweger um Staudinger wussten offenbar, was sie taten. Der erste Erfolg scheint ihnen auch recht zu geben.
David Kremer (30) ist als Spielertrainer einer der führenden Köpfe des Ensembles, das sich vom VfR Kirchlinde verabschiedet hatte und die neue Mischung an der Limbecker Straße mitprägen sollte. „Wir waren eben nur die dritte Mannschaft im VfR. Etwas mehr Aufmerksamkeit wollten wir aber schon haben. Und so traf es sich gut, als Toto Staudinger mich fragte, ob wir uns einen Wechsel vorstellen konnten.“
Sie konnten, aber nur weil alle aus der VfR-Dritten mitzogen. „Wenn nur fünf Leute gewollt hätten, hätten wir es nicht gemacht. Wir waren eine Einheit und wollten es auch bleiben.“ Nur war auch klar, dass einige den Sprung in die neue Hellweg-Erste nicht schaffen würde, denn auf die Erfahrung der etablierten Lütgendortmunder wollten die Zugezogenen auch nicht verzichten. „Das ist aber überall so, dass einige eben erst einmal in der Zweiten starten.“
Über dem Strich stand: Es passte schnell. Um Kapitän Marcel Christofzik, „unserem Taktgeber und verlängertem Arm auf dem Feld“, Abwehrchef Dominik Pych und vorne Manuel Leisse formierten sich die Ex-Kirchlinder. Und sie starten ordentlich mit einem 2:2 beim Hörder SC, steigerten sich dann im „verrückten Spiel“ (Kremer) gegen SuS Oespel-Kley.
Das gut besuchte Derby habe allen neutralen Besuchern gefallen müssen. „Es ging hin und her, mit dem besseren Ende für uns in der Nachspielzeit.“ Nichts für schwache Nerven war es laut Kremer.
Hellweg Lütgendortmund tritt geschlossen auf
Das traf dann auch auf das 3:1 bei Rot-Weiß Barop zu. „Barops Trainer Frank Eigenwillig hatte in seiner Analyse recht“, sagte Kremer. „Die hatten sieben, acht richtig gute Chancen. Für uns war es die schlechteste Halbzeit, seit ich Spielertrainer bin. Im zweiten Abschnitt aber sah es dann besser aus.“
Auffällig aber sei, dass die Mannschaft auch in der neuen Formation geschlossen auftritt: „Da ist es ganz gut, dass wir die Führungsspieler von Hellweg haben, sie machen das richtig gut mit uns Kirchlindern. Neben mir ist ja auch noch Marvin Budde Trainer.“
Das Nahziel ist nun, auch am Samstag (Anstoß, 17 Uhr, d. Red) gegen Sarajevo Bosna die weiße Weste anzubehalten. „Wir wollen auf dieser Welle möglichst lange weiterreiten. Aber Bosna ist natürlich eine absolute Wundertüte. Die haben noch gar nicht gespielt.“
Eine Wundertüte war auch Hellweg vor der Saison. Der Inhalt scheint in diesem Fall ein Gewinn zu sein.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
