
© Stephan Schuetze
Ex-Dortmunder Torwart vor Spiel gegen TuS Bövinghausen: „Rheine hat gezeigt, das was geht“
Fußball-Westfalenliga
Die Verletzungsserie ist ausgestanden. Jetzt hofft ein Dortmunder Torwart in Diensten eines Bochumer Klubs am Sonntag auf einen Platz in der Startelf - ausgerechnet im Spiel beim Liga-Primus.
Wenn der nächste Gegner TuS Bövinghausen heißt, dann macht das auf die andere Mannschaft zunächst mal Eindruck. Das ist auch nicht anders bei einem Bochumer Westfalenligisten.
Concordia Wiemelhausen aus dem Bochumer Süden hat gerade einen Generationenwechsel hinter sich, sowohl auf dem Trainerposten mit dem 34-Jährigen Jens Grembowietz als auch im Kader, wo eine Reihe junger Talente ihre erste Saison bei den Senioren spielt.
Auf der Seite der Erfahrenen
Mittendrin und auf der Seite der Erfahrenen, Oliver Roll. Der langjährige Keeper des Kirchhörder SC kam vor zwei Jahren zu dem Bochumer Klub, dessen Platz, wie es sich für eine alte Zechenstadt gehört, noch im Schatten eines Malakowturms liegt. Und mit viel Schatten verlief auch Rolls Start in Bochum. Aus dem erhofften Platz eins zwischen den Pfosten der Concordia wurde einstweilen nichts. Die Schulter machte Probleme, insbesondere für einen Torwart ein folgenschweres Handicap. „Zweieinhalb Jahre lang hab ich mit Verletzungen zu kämpfen gehabt“, sagt Roll.

Oliver Roll hütete mehrere Jahre das Tor beim Kirchhörder SC. © Stephan Schuetze
Diese Durststrecke liegt allerdings jetzt hinter ihm. „Ich bin fit“, sagt Roll, und auch wenn es mit dem Startplatz im Wiemelhauser Tor bislang nur einmal geklappt hat, sieht er sich nah dran an der ersten Elf. „Klar war das bitter, dass mein erstes Spiele von Beginn an in dieser Saison gleich mit 3:5 gegen Westfalia Wickede verloren ging. Zwei Gegentreffer gingen dabei auch noch auf meine Kappe. Aber ich trainiere gut, und das Rennen zwischen meinem Konkurrenten Thorben Schmidt und mir ist offen.“
Es könnte also auch gut sein, dass Roll am Sonntag die kurze Reise nach Bövinghausen als Nummer eins im Tor der Concordia antritt. Als Tabellenachter hat Wiemelhausen nach acht Spielen mit elf Punkten nur die Hälfte der Punkte, die der Tabellenerste Bövinghausen auf dem Konto hat. Trotzdem sagt Roll: „Wir treten da zwar mit Respekt, aber auf jeden Fall ohne Angst an. Schließlich hat man gerade im Westfalenpokal mit dem 2:0-Sieg des Oberligisten Eintracht Rheine gesehen, dass auch gegen Bövinghausen durchaus was geht.“
Mit dem eigenen Matchplan
Nun hat der nächste Gegner des Teams aus dem Dortmunder Westen zwar nicht gerade Oberliga-Format. Aber die Bochumer gehen durchaus selbstbewusst an ihre schwere Aufgabe. „Wir haben gar nicht groß studiert, wie andere Teams versucht haben, den TuS zu knacken“, sagt Roll. „Das wäre ja auch Unsinn. Wir haben unseren eigenen Matchplan für Sonntag - und man wird sehen, wo uns der hinführt.“
Dem Projekt Bövinghausen steht Roll unterdessen durchaus positiv gegenüber. „Es gibt ja nicht wenige Beispiele, da wurde viel Geld für Spieler in die Hand genommen und trotzdem ist es nicht gelungen, eine gute Mannschaft zu formen. Das ist in Bövinghausen klar anders. Und man hat ja auch gesehen, dass man dort durchaus Substanz und einen längeren Atem hat, wenn es darum geht, eine schlagkräftige Truppe aufzubauen.“
Dass jetzt ehemalige Top-Profis auf einmal auf den Amateurplätzen der Region aktiv sind, findet der gestandene Amateurfußballer Roll zwar besonders, aber keinesfalls schlecht. „Machen wir uns nichts vor. Ein Formation wie beim TuS ist eine Bereicherung für den Amateurfußball. Dass mehr Zuschauer kommen und der Amateurfußball so auch eine breitere Bühne bekommt, ist für die Klubs doch nur gut.“
Und als Spieler? „Ich bin Dortmunder und hab Kevin Großkreutz schon im Stadion zugejubelt. Jetzt gegen ihn zu spielen, das ist doch einfach was Besonderes.“
Ob Großkreutz, Odonkor, Özbek und Co. allerdings tatsächlich den TuS Bövinghausen am Ende der Saison ins Ziel Oberliga tragen werden, da ist sich Roll noch nicht ganz sicher. „Klar sind sie topbesetzt. Aber über die lange Strecke der Saison wird entscheidend sein, inwieweit sie von Verletzungen verschont bleiben. Gelingt das nicht, kann es auch nochmal eng werden. Denn der FC Brünninghausen ist mit seiner Mischung aus jungen Talenten und ein paar alten Haudegen die Truppe, die am Ende noch alle überraschen kann. Auch Bövinghausen.“
61er-Jahrgang aus Bochum, seit über 35 Jahren im Journalismus zu Hause - dem Sport und dem blau-weißen VfL schon ewig von Herzen verbunden - als Sportredakteur aber ein Spätberufener.
