Urteil nach Prügelattacke auf Großkreutz - Brambauer legt Einspruch gegen Strafen ein

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Urteil nach Prügelattacke auf Großkreutz - Brambauer legt Einspruch gegen Strafen ein

rnFußball-Kreisliga C

Urteil im Prozess um die Schlägerei beim VfL Kemminghausen: Während der VfL sich freuen kann, stehen FC Brambauer harte Konsequenzen bevor. Der Verein wird Spieler und Zuschauer aussortieren

Dortmund

, 30.05.2019, 10:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Ahmet Elikalfa ist nervlich am Ende. Die Wochen nach der Schlägerei im C-Liga-Spiel zwischen Kemminghausen III und seinem FC Bramabuer II waren purer Stress für den Vorsitzenden. Trauriger Höhepunkt war die Schluss-Verhandlung am 28. Mai vor dem Kreissportgericht. 270 Minuten muss Elikalfa zum wiederholten Male Rede und Antwort stehen - und das letzte Wort ist noch immer nicht gesprochen.

„Kein Geld der Welt könnte einem die Zeit und die Nerven wiedergeben, die diese ganze Sache mich gekostet hat“, erklärt Elikalfa, der beim FCB komplett ehrenamtlich arbeitet. „Die Sache verfolgt mich natürlich bis ins Privatleben“, sagt Elikalfa.

Brambauer legt Einspruch ein

Und das wird sie auch weiterhin. Was wurde am Dienstagabend im Kreissportgericht beschlossen? Das Wichtigste: Brambauer hatte auf ein Wiederholungsspiel spekuliert, das wird es aber nicht geben. Kemminghausen, zum Zeitpunkt des Spielabbruchs bereits 2:0 in Führung, bekommt die drei Punkte zugesprochen. Damit ist der Tabellenzweite VfL in der Relegation um den Aufstieg in die B-Liga. Der Drittplatzierte Brambauer nicht.

„Die drei Punkte sind nach Kemminghausen gegangen, gegen den Rest der Entscheidungen hat Brambauer Einspruch eingelegt. Das ist auch ihr gutes Recht“, erklärte der Vorsitzende des Kreissportgerichts Bernd-Frank Meyer.

„Das ist ein Hilfeschrei von uns.“
Ahmet Elikalfa

Aber was genau beinhalten diese anderen Entscheidungen? Ahmet Elikalfa, Vorsitzender des FC Brambauer wollte sich, genau wie das Kreissportgericht, nicht konkret dazu äußern. „Es ist ein schwebendes Verfahren.“

Drei Punkte und Relegation für Kemminghausen

Nach unseren Informationen wurde ein Spieler des FCB für 6 Monate, ein anderer für 9 Monate gesperrt, dazu kommen hohe Geldstrafen. Außerdem sollen die Spiele aller Mannschaften des FCB in der kommenden Saison unter Kreisaufsicht durchgeführt werden - auf Brambauer würde somit einiges an finanziellem Aufwand zukommen.

Auch deshalb wird Ahmet Elikalfa das Urteil des Sportgerichts nach der über vier Stunden langen Sitzung nicht angenommen haben - trotz seiner blank liegenden Nerven. „Ich habe schriftlich Einspruch eingelegt“, bestätigt er. Die Entscheidungen werden somit vor die Bezirksspruchkammer gehen. Ein Termin stehe noch nicht fest.

Die drei Punkte aber, die den Relegationsplatz der Kemminghauser vor dem FCB sichern, akzeptierte der Vorsitzende des FCB aber: „Die Punkte sollen ruhig in Kemminghausen bleiben, ich will kein Öl ins Feuer gießen. Glückwunsch nach Kemminghausen zur Relegation, ich hoffe dass der VfL aufsteigt.“

FC Brambauer wird noch mehr Hausverbote aussprechen

Kemminghausens Vorsitzender Gerhard Wegner ist von den drei Punkten nicht überrascht: „Der Ausgang des Verfahrens war ja vorauszusehen, ich bin mit dem Thema jetzt fertig.“ Beim VfL wird jeder froh sein, dass der 29. Spieltag in der Kreisliga C jetzt endlich abgeschlossen ist. Auch Fußball-Profi Kevin Großkreutz, dem ins Gesicht geschlagen wurde, als er die eskalierende Situation damals schlichten wollte, wird das freuen. Auch Väter mit Kindern sollen angegriffen worden sein. Die Partie wurde kurz vor dem Abpfiff aufgrund der Angriffe der FCB-Spieler und deren Fans abgebrochen.

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Düster sieht es dagegen in Brambauer aus. Die Strafen wollte Ahmet Elikalfa nicht akzeptieren, er möchte die Vorfälle offensichtlich intern klären - und zwar rigoros: „Nächste Saison wird das nicht mehr vorkommen, das kann ich versichern, sonst werde ich persönliche Konsequenzen ziehen.“

Hier wird Elikalfa dann auch konkreter. Sogar sehr konkret. Zunächst müssten von den etwa 120 Vereinsmitgleidern noch einige gehen. „Die werden wir abmelden und Hausverbote aussprechen“, so Elikalfa.

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Jugendamt wird eingeschaltet

Es gehe aber noch weiter, Brambauer soll rigoros umstrukturiert, eine regelrechte Disziplin-Schule werden - und das in Zusammenarbeit mit der Stadt Lünen, dem FLVW und dem Jugendamt. „Nach der Sache in Kemminghausen ist das jetzt ein Hilfeschrei von uns, aber ein positiver“, so Elikalfa, der ein Projekt mit Flüchtlingen plant, sowie das Projekt „Discipline First“, das „Goldene Regeln“ beinhaltet, an die sich jedes Vereinsmitglied halten muss.

„Benimmt sich in der Vorbereitung ein Spieler daneben, kriegt er sofort Hausverbot. Wir werden bei jedem Spiel mindestens fünf Ordner haben. Wir werden noch mehr Zuschauern Hausverbot aussprechen, wir fahren mit so wenig Anhang wie möglich zu den Auswärtsspielen.“ Elikalfa will die Spieler und deren Umfeld beim FC Brambauer jetzt „von der Pike auf“ kontrollieren. Und wenn ein Spieler sich nicht im Griff hat? „Dann werden wir dem nahe legen, den Verein zu wechseln“, so Elikalfa.

Ahmet Elikalfa hat Einspruch gegen das Urteil des Kreissportgerichts eingelegt.

Ahmet Elikalfa hat Einspruch gegen das Urteil des Kreissportgerichts eingelegt. © Patrick Schröer

Der Grund für all diese Maßnahmen liegt übrigens nicht nur in den unschönen Szenen, die sich vor ein paar Wochen am Gretelweg in Kemminghausen abgespielt haben. Nein, bei Elikalfa sitzt etwas noch tiefer. „Vor ein paar Jahren ist ein Junge aus dem Verein wegen Drogenmissbrauchs gestorben, sowas wollen wir in Zukunft verhindern.“

Große Pläne also in Brambauer. Die drohenden Strafen sind aber noch nicht vom Tisch, denen wird sich Ahmet Elikalfa nochmal stellen müssen - auch das wird wieder Nerven kosten. In Kemminghausen planen sie unterdessen eine Aufstiegsfeier.

Die Zweite Mannschaft des VfL Kemminghausen spielt am Samstag, 1. Juni gegen den TuS Deusen II im Entscheidungsspiel um den B-Liga-Aufstieg (15.30 Uhr, Sportplatz Winkelriedweg, Winkelriedweg, 44141 Dortmund).