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Ein echter Farbtupfer: Kreisliga-Team hat den wohl ungewöhnlichsten Vereinsnamen Dortmunds
Amateurfußball
Inmitten der seriösen Vereinswelt hat ein Dortmunder Verein einen wohl echt ungewöhnlichen Namen. Was der Kreisliga-Klub verkörpert, trägt er aber stolz nach Außen hin.
Dass es heute keinen Verein Lokomotive Lücklemberg gibt, war dem „Kalten Krieg“ geschuldet. Da die Gründer eines Dortmunder Fußballvereins aber 1988 unbedingt einen ungewöhnlichen Namen wollten, wurde aus der Lok ein Tier. Inmitten der seriösen hiesigen Vereinswelt gibt es seit nunmehr gut 30 Jahren einen echten Farbtupfer.
Sebastian Ulkan, seines Zeichens PR-Redakteur, versteht es seinen Verein zu vermarkten. Letztendlich sind es aber wohl alle Mitglieder der Grashüpfer Olpkebach, die sich und ihren Sport nicht ganz so ernst nehmen. „Grashüpfer Olpkebach 1988-2021 – Fast 100 Jahre Instinktfußball“ schreiben sie auf ihrer Facebook-Seite. Das soll aber nicht heißen, sie entscheiden alles aus dem Bauch heraus.
Es ist laut Ulkan zwar keine reine Studentenmannschaft, aber es klingt mehr nach ASTA (Allgemeiner Studierendenausschuss) denn nach gewöhnlichem Vereinsleben, was das Vorstandsmitglied da verkündet. „Wir entscheiden basisdemokratisch ohne Hierarchien“, sagt der Vorsitzende. „Wir diskutieren in der Gruppe.“
Und die ist zwar überschaubar, geht aber über die Zahl von „Elf Freunden“ hinaus. Der Name des Magazins für vermeintlich Fußball-Intellektuelle steht hier nicht rein zufällig, denn die Grashüpfer sind schon empfänglich für Initiativen und Aktionen, die über das übliche Ehrenamt hinausgehen. Der Kapitän trägt eine Regenbogenbinde, um Vielfalt zu demonstrieren. Mit Zitaten großer Persönlichkeiten erinnern die Olpkebacher auf ihrer Facebook-Seite an den Holocaust oder sie mahnen zur Toleranz.
Aber es ist eben nicht der reine Mahner- und Nachdenkerverein, „Wir sind garantiert kein reiner Akademikerverein. Bei uns ist jeder willkommen.“ Und das untermauert Sebastian Ulkan. Da die Grashüpfer nur die Blätter der C-Liga bespringen, kommt es neben der Ausbildung auch auf das Alter nicht an: „Von 18 bis über 50“, umreißt Ulkan das sogar aktive Mitgliederfeld. „Und unser Ü50-Mann, dessen Namen ich nicht verrate, rennt den Jüngeren mal locker davon.“
Mittwochs und freitags treffen sich die Grashüpfer – und haben da offenbar eine Menge Spaß. Wer einen Eindruck davon haben möchte, folge der Facebook-Seite. „Alles mit Augenzwinkern“, gibt Sebastian Ulkan den Lesern einen Tipp, wie sie die Einträge verstehen sollen.
Die sportlichen Ambitionen gehen über die tiefste Amateurfußball-Liga nicht hinaus: „Wir sind natürlich Fußballer, die auf den Platz gehen, um zu gewinnen“, beteuert Sebastian Ulkan. „Aber wir fühlen uns in unserer C-Liga mit den vielen Nachbarn ziemlich wohl.“ Auch der Admiralsplatz in Wellinghofen ist längst eine lieb gewonnene Heimat der Grashüpfer: „Eine tolle Anlage, auch mit dem FC Wellinghofen verstehen wir uns sehr gut“, sagt Sebastian Ulkan,
Teilnahme bei der Dortmunder Hallenfußball-Stadtmeisterschaft
Ja, es gibt sie noch: die Leute, die ihr fußballerisches Schaffen nur positiv sehen. Ulkan legt großen Wert auf den Hinweis, dass seine Mannschaft 2018 tatsächlich mal an der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft teilnehmen durfte. Dass es keine Erfolgsgeschichte wurde, nahmen die Grashüpfer gewohnt locker. Da ist von „wenigen Offensivaktionen“ die Rede, den Torwart feierte die komplette Halle Hacheney. Spaß hatten sie. Spaß haben sie.
Der Kalte Krieg ist längst Vergangenheit. Grashüpfer klingt aber auch deutlich freier als die kommunistische Lok. Wenn der Fußball nur den Sinn haben soll, menschlich, tolerant und witzig zu sein, sind die Grashüpfer eine absolute Bereicherung.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
