Türkspor Dortmund verkündete am Mittwochmittag völlig unerwartet den sofortigen Rückzug aus der Regionalliga West – und überraschte mit dieser Nachricht alle, selbst die eigene Mannschaft. Die Spieler wurden per WhatsApp vom Vereinsvorsitzenden Dr. Akin Kara informiert und kalt erwischt.
Türkspor Dortmund überrascht die eigenen Spieler
Auch am Donnerstagmittag herrschte Ratlosigkeit innerhalb der Mannschaft, wie uns mehrere TSD-Spieler bestätigten. Kapitän Ömer Akman wollte sich dagegen ebenso wie Bernad Gllogjani nicht öffentlich zum Rückzug äußern.

Ilias Anan, Leistungsträger, der bereits in der vergangenen Saison mit Türkspor aufgestiegen war, traf die Nachricht sehr unvorbereitet, wie er berichtet: „Obwohl ich am Tag zuvor zusammen mit Ömer (Akman, Anm. d. Red.) im Zug saß und wir uns dachten, dass irgendetwas nicht stimmen kann.“
Bereits am Dienstagabend sei das Training nämlich sehr kurzfristig abgesagt worden, erzählt Anan: „Und dann kam am Mittwoch die Nachricht per Whatsapp – sehr überraschend und vor allem sehr schade. Wir hätten extrem gerne weitergespielt, haben uns innerhalb der Mannschaft auch hervorragend verstanden. Aber Dr. Akin Kara wird wohl seine Gründe gehabt haben“, so der 29-Jährige.
Türkspor-Mannschaft über WhatsApp informiert
Dass die Mannschaft ausgerechnet per WhatsApp über den Rückzug informiert wurde, sorgt für zusätzliches Unverständnis: „So kenne ich das auch nicht. Gerade solche großen Entscheidungen bespricht man doch eigentlich persönlich“, zeigt sich Anan verwundert. „Und dann kam die Nachricht auch noch an die Öffentlichkeit. Mich wundert wirklich gar nichts mehr.“

Besonders brisant: In der Whatsapp-Nachricht wurde die Mannschaft auch noch massiv in die Verantwortung für den Rückzug genommen. Wörtlich hieß es dort: „Diese Entscheidung wurde nicht nur durch äußere Faktoren getroffen – auch ihr als Mannschaft tragt Verantwortung.“
Anan zeigt sich selbstkritisch und übernimmt diese Verantwortung zumindest teilweise: „Klar gebe ich uns eine Teilschuld“, räumt er ein. Spiele wie gegen Paderborn (0:7) oder phasenweise gegen Hohkeppel (1:2) seien „katastrophal“ gewesen. „Aber sonst haben wir eigentlich immer alle Gas gegeben“, so Anan.
Enttäschung der Spieler sitzt tief
Maurice Haar, der erst vor der Saison zu Türkspor gestoßen war, sieht die Dinge etwas anders – gerade in Bezug darauf, dass die Mannschaft verantwortlich sei: „Man kann nicht einfach die Spieler beschuldigen, das ist mir zu einfach. Der Rückzug war absolut nicht im Sinne der Mannschaft“, betont Haar.
Auch er zeigt wenig Verständnis für die Art und Weise, wie der Verein den Schritt kommuniziert hat: „Es kam für uns völlig aus dem Nichts, absolut überraschend. Zumal wir immer eine sehr hohe Trainingsbeteiligung hatten“, berichtet Haar. Besonders kritisiert er den fehlenden persönlichen Austausch vor dem Rückzug: „Natürlich wünscht man sich, dass so etwas persönlich besprochen wird.“

Die Enttäuschung sitzt tief. Haar macht aus seiner Wut keinen Hehl: „Ich bin sehr traurig und auch sauer – über die Situation und den Ablauf. Nur weil die Mannschaft keine Ergebnisse erzielt, kann man doch nicht einfach in einer Profiliga zurückziehen. Außerdem haben wir uns ja nicht selbst zusammengestellt“, wird er deutlich.
Art und Weise wirft kein gutes Licht auf Türkspor
Die Folgen für den Verein könnten schwer wiegen. Auch in Hinblick auf die Kaderplanung für die kommende Saison sieht Haar schwarz: „Ich glaube, ich kann fast schon ausschließen, bei Türkspor zu bleiben, und bin jetzt offen für Gespräche.“
Dennoch weiß er als verantwortungsbewusster Spieler, wer sein erster Ansprechpartner ist: „Ich erwarte jetzt erstmal persönliche Gespräche mit Dr. Akin Kara, wie es weitergeht.“
Mehrere Spieler kündigten an, dass Türkspor Dortmund die Fußballer am Donnerstagabend (13. März) zu einem persönlichen Gespräch einberufen hat.