Ein eheamliger BVB-Akteur hat einen Podcast gestartet. © imago/Thomas Bielefeld

Fußball

Ehemaliger Spieler des BVB blickt mit Podcast und Prominenten hinter die Profi-Fassade

Ein ehemaliger BVB-Spieler macht seit mehreren Wochen einen Podcast und lädt sich viele Profi-Fußballer ein. Mit Vorurteilen soll aufgeräumt und die Fassade hinter dem Profi gezeigt werden.

Dortmund

, 13.01.2021 / Lesedauer: 4 min

Mit 15 hat er gesagt bekommen, er sei zu langsam für die Jugendmannschaft des VfL Bochum. In der A-Jugend, der wohl wichtigsten Spielzeit für einen Jugendspieler vor dem Gang in den Erwachsenenbereich, hat er acht Monate lang verletzt gefehlt.

Die Perspektive sah nach Oberliga aus, daraus wurde dann die Regionalliga und nun sogar Liga zwei. Es ist die Geschichte von ständigen Rückschlägen, vom Zurückkämpfen, vom Traum Fußball-Profi zu sein und der Erkenntnis, dass Fußball nicht immer alles ist.

Bald keine zweite Liga mehr

Es ist die Geschichte von Sören Dieckmann. Einem Dortmunder Jungen, an dem deutlich wird, dass so viel mehr hinter dem Fußballer steckt, als der Spieler, der entweder Leistung bringt und hochgejubelt wird oder auf dem Platz versagt und vom Hof gejagt werden soll.

Der 24-Jährige ist Fußball-Profi beim Zweitligisten SV Sandhausen. Beziehungsweise er war Profi in der zweithöchsten Spielklasse Deutschland. Dieckmann wurde freigestellt vom Trainingsbetrieb, er kann sich einen neuen Verein suchen, das hat man ihm vor wenigen Wochen mitgeteilt. Der Klub plant nicht mehr mit ihm.

Aktuell ist der Außenverteidiger in Dortmund, hält sich mit einem befreundeten Fitnesstrainer fit, wartet auf den nächsten Anruf. „Ich persönlich als Spieler mache da jetzt nichts. Man ist viel im Kontakt mit seinem Berater, spricht ab, was die nächsten Schritte sind“, sagt Dieckmann dazu.

Und während er sich in seiner Heimatstadt fit hält, hat er sich im November in eine illustre Reihe von Fußball-Profis einsortiert. Er hat seinen eigenen Podcast gestartet. Wie vor ihm bereits Toni Kroos, Mats Hummels und Hector Bellerin, Verteidiger des FC Arsenal London in der englischen Premier League.

„Fußball ist (nicht) alles“, heißt Dieckmanns Audio-Werk. „Ich habe gemerkt während dieser ganzen Corona-Zeit, dass mir der Kontakt zu anderen Leuten fehlt und mich interessiert immer, wie andere Leute Sachen angehen, wie andere Leute denken - gerade bei Fußballern“, erinnert er sich an die Entstehungsgeschichte des Podcasts. Dieckmann sprach mit Freunden darüber und ließ aus der simplen Idee mit anderen Fußballern zu sprechen, einen Podcast werden. „Jeder hat eine Geschichte zu erzählen - fernab vom Fußball.“

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Dieckmann möchte mit Vorurteilen aufräumen, den Fußballer als Menschen darstellen, ihn näher kennenlernen und seinen Zuhörern näherzubringen. „Ich will mich nicht nur auf Fußball beschränken lassen. Ich will der Mensch Sören sein“, erklärt er seinen Antrieb, den Podcast zu machen. „Es geht gar nicht darum, die größten Namen Deutschlands dabei zu haben. Ich will die Geschichten der Leute erzählen, die Fußballer nicht pauschalisieren und jeden Einzelnen zeigen.“ Dazu gehören auch Fußballer aus der dritten und vierten Liga.
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Dieckmann selbst hat aber auch bereits einiges erlebt auf seinem Weg zum Profi-Fußball. Er spielte in der Jugend des VfL Bochum, bekamt dort von einem Trainer mit 15 Jahren gesagt, er sei zu langsam, wurde deshalb aussortiert. „Erstmal bricht eine Welt für dich zusammen. Erst dann lernst du zu schätzen, was du dort alles hattest“, erinnerte er sich daran.

Über die Stationen DJK TuS Hordel und TSC EIntracht Dortmund schaffte er es in die U19 von Borussia Dortmund, wo er acht Monate lang verletzt fehlte. Er unterschrieb im Anschluss einen Vertrag für 200 Euro im Monat beim Oberligisten ASC 09 Dortmund, weil er keine Perspektive beim BVB hatte. Doch die Verletzung eines ehemaligen Mannschaftskollegen sorgte dafür, dass Schwarz-Gelb Bedarf hatte und den Außenverteidiger zurückholte.

Sören Dieckmann (l.) im Zweikampf um den Ball im Hamburger Volksparkstadion 2019 im Duell gegen den Hamburger Sportverein. © picture alliance/dpa

Dreieinhalb Jahre spielte er in der Regionalliga West, gehörte regelmäßig zur ersten Elf. Sei es bei Daniel Farke, der jetzt Norwich City in Englands zweiter Liga trainiert, oder im Anschluss bei Jan Siewert, vor wenigen Tagen noch als Interimscoach des FSV Mainz 05 gegen den FC Bayern München an der Seitenlinie.

Verletzungen werfen Dieckmann zurück

Doch auch Verletzungen blieben immer wieder ein Thema und warfen ihn zurück. Dennoch verpflichtete der SV Sandhausen ihn im Januar 2019 und Dieckmann betrat die schillernde Welt des Profi-Fußballs im unscheinbaren Örtchen bei Heidelberg. „Schillernd kann man bei Sandhausen nicht sagen. Bodenständiger Verein, kleiner Verein. Das ist ein Dorf von 15.000 Einwohnern“, sagt er zu seiner Ankunft in Baden-Württemberg. „Man ist trotzdem ein bisschen mehr den Druck ausgesetzt dort. Dann kommst du in die zweite Liga und du weißt, du musst mehr abliefern.“

Nach knapp zwei Jahren endet aber nun das Abenteuer, Dieckmann konnte sich nicht durchsetzen. Acht Liga-Spiele absolvierte er in den fast zwei Jahren, die er dort war, wurde aber mehr als ein Viertel der Zeit durch Verletzungen zurückgeworfen.

Dieckmann glaubt aber weiterhin an das große Abenteuer Profi-Fußball. Er weiß, die zweite Liga wird es wohl nicht mehr sofort werden, aber womöglich meldet sich ein ambitionierter Verein aus Liga drei oder vier bei ihm oder seinem Berater Francis Bugri, früher ebenfalls bei Borussia Dortmund aktiv.

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Bis dahin hält er sich fit, will bereit sein, wenn die nächste Aufgabe kommt und arbeitet weiter an seinem Podcast: „Der Fokus ist natürlich absolut auf dem Fußball. Der Podcast ist eine Nebensache.“ In der Folge am vergangenen Freitag war die Bundesliga-Spielerin Nina Ehegötz im Podcast zu Gast, auch die beiden Brüder von Mario Götze, Felix und Fabian, sprachen bereits mit Dieckmann über das Leben außerhalb des Fußball-Glamours.

„Fußball ist die schönste Nebensache der Welt“, sagt er. „Jeder hat aber auch eine Geschichte erzählen, deshalb glaube ich, dass Fußball nicht alles ist. Man sollte die Leute nicht beschränken auf das, was auf dem Platz vorgeht.“

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