
Ein Traditionsverein aus Dortmund soll gerettet werden. © Stephan Schuetze
Dortmunder Traditionsverein soll gerettet werden: „Konnte das einfach nicht mit ansehen“
Fußball-Kreisliga
Ein Fußballverein aus Dortmund, der den Nordstadtsport schon prägte, als der BVB wohl nicht mal eine Idee ein paar junger Männer an der Weißen Wiese war, drohte der Absturz. Jetzt kommt neuer Wind.
Ein paar Familiennamen bringen Menschen, die schon lange mit dem Dortmunder Amateurfußball vertraut sind, sofort ein Bild oder einen Vereinsnamen vor Augen. Eine von diesen lange bekannten Familien arbeitet gerade daran, einen ganz alten Traditionsverein vor dem Absturz zu retten. Nicht nur das: „Wir können mehr“, sagt der Trainer.
Merouan El Gaouzi (40), Bruder des bekannten Spielers von unter anderem Phönix Eving, Soufian, sowie des Hannibal-Kickers Quahib, sah im Winter seinen Herzensverein komplett abstürzen. Also folgte er dem Ruf des Vorstandes und mehrerer Spieler und übernahm den SC Dortmund 97/08 als Spielertrainer: „Ich bin an der Eberstraße als Fußballer großgeworden. Ich konnte das einfach nicht mit ansehen und bin dann gekommen. Unsere Vereinslegende Karsten Kulaschewitz, der auch mithilft, hat sich richtig gefreut, dass mein Bruder Soufian und ich dem SCD helfen.“
Vor dem BVB? So entstand der SC Dortmund
Damit lebt ein Klub, der den Nordstadtsport schon prägte, als der BVB wohl nicht mal eine Idee ein paar junger Männer an der Weißen Wiese war. Ein klein wenig Historie: Jünglingsverein nannte sich das, was später in der Nähe des Fredenbaum nach mehreren zum SC Dortmund werden soll.
Die Abspaltung der Jünglinge nannte sich VfB Dortmund 97 und war nach dem Dortmunder SC 95 somit zweitältester Fußballverein der Stadt. Es folgten viele Fusionen. Begriffe der bewegten Vergangenheit sind SV Dortmund 08, dessen Mitglieder gegen eine Fusion mit dem BVB stimmten, oder VfB Alemannia, der langjährige Landesligist. Als SC Dortmund 97/08 kickte der Klub noch einige Jahre in der Bezirksliga, ehe es still um den Verein wurde.
Klassenerhalt in der Kreisliga B als Ziel
Am Ende für Merouan El Gaouzi zu still! Bezeichnend, dass der eigene Platz an der Eberstraße den Namen des Bezirksligisten FC Roj trägt. Das lässt sich nicht ändern, ist aber auch gar nicht das Ziel. „Wir wollen unseren Verein langsam wieder aufbauen. Dafür war es gut, dass unsere erste Mannschaft relativ souverän den Liga-Erhalt in der Kreisliga B3 geschafft hat.“
Und danach hat es bis vor ein paar Monaten gar nicht ausgesehen. Erst am 27. Spieltag befreite sich der SCD aus der Abstiegszone. „Wir haben zum Ende deutlich an Spielern gewonnen. Momentan sind wir 23. Das ist für einen fast gestorbenen Verein doch schon gut.“
Und da neben El Gaouzi auch Kulaschewitz nach viel Dortmunder Fußballtradition klingt, erinnern sich viele Interessenten wieder an den alten Platzhirschen des Nordens. „Wir haben einige Neuzugänge. Namen möchte ich erst nennen, wenn alles mit den abgebenden Vereinen geklärt ist.
Und ab kommende Saison sollen die Blicke zumindest etwas nach oben gerichtet sein. „Jedenfalls haben wir in den vorigen Wochen bewiesen, besser abschneiden zu können als Elfter.“ El Gaouzi ist sich nicht zu schade, aktiv an der möglichen Wiedergeburt mitzuarbeiten. „So lange die Knochen mitmachen, spiele ich auch. 40 ist doch bestes Fußballeralter. Und Soufian ist ja auch da.“
Ein bekannter Name bleibt dem SC Dortmund
Die Kaderliste des SCD offenbart noch weitere geläufige Dortmunder Fußballnamen: Ghalem, Chemmari, El Bouazzati, Azovgarrhe, Kheir zum Beispiel. Es müssen nicht die bekanntesten Sprösse dieser Familien sein, die hier spielen, aber oft machen es Fußballer doch wie die El Gaouzis. Sie möchten als Brüderpaare noch einmal in einer Mannschaft sein.
Freunde der Fußballtradition wird es freuen: Ein bekannter Name bleibt ihnen wohl noch länger erhalten. Am 8. Juli bietet Merouan El Gaouzi, der zuvor übrigens den SV Dortmund 82 trainiert hatte, das erste Training an. Nach Testspielen gegen Fortuna 66 und TuS Brünninghausen II hätte er gerne weitere interessierte Gegner. Spieler muss er nicht mehr suchen. Denn offenbar ziehen alte Namen, seien es die von Vereinen oder Familien, ja doch noch.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
