Die höchstens im übertragenen Sinne auf den Amateurfußball anwendbare Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär passt auf ihn nicht komplett. Denn er kam zwar aus der Kreisliga B in die Landesliga, hatte aber vor schon in seiner Heimat überkreislich gespielt. Um das eingangs erwähnte Bild dennoch ein wenig zu strapazieren, droht dem Offensivspieler eventuell doch bald wieder das Spülen und Abtrocknen.
Denn Lennart Wesselmann (25) krebst mit dem SV Brackel 06 seit Saisonbeginn im Keller herum. Mittlerweile fehlen den Brackelern sieben Punkte zum rettenden Ufer. Wesselmann ist bestimmt keiner, dem einfache Arbeiten ein Greuel sind, aber seine Teller packt er dann doch lieber in der Landesliga in die Spülmaschine. Noch aber kann das Märchen des in einem B-Liga-Derby (BSV Fortuna beim SV Westrich) von Fußball-Dortmund entdeckten Münsterländers gut ausgehen.
Brackel und Wesselmann, das schien wirklich zu passen. Und auf vielen Ebenen passt, dass noch immer. Wesselmann sagt vor dem jetzt anstehenden Spiel gegen den zweiten SSV Buer: „Ich hätte mir bestimmt im Sommer was Schöneres vorstellen können als den Abstiegskampf. Wir glauben aber an uns. Wir müssen alles rausfeuern, egal gegen wen wir spielen. Buer kenne ich nicht. Wenn wir unseren Teamgeist auf den Platz bringen, cleverer verteidigen und vorne durchschlagskräftiger zu werden, wird es für jeden Gegner schwer, uns zu schlagen.“

Dieser Satz sagt schon einiges, besonders aber auch über seine Selbstwahrnehmung, die Wesselmann gerne noch konkretisiert: „Ich nehme mich, was Konsequenz im Abschluss angeht, gar nicht raus. Wir machen zu wenig Tore.“ 24 Treffer aus 15 Spielen sind in der Tat eine Quote, die zum dürftigen Tabellenplatz der Brackeler passt.
Ein Problem innerhalb der Mannschaft sieht der Angreifer weniger: „Die Jungs sind völlig in Ordnung. Unser Trainer Egzon Gervalla arbeitet sehr gut mit uns. Wir müssen es nur auf den Platz bringen.“ Wesselmann beteuert, immer noch mit Spaß zum Training zu kommen: „Der Verein ist auch gut. Ich fühle mich sehr wohl.“
Sollte Millionär im Eingangsbild doch für die Landesliga stehen, stellt sich die Frage, ob Wesselmann jemand ist, der auf kleinere Spur leben kann. Denn der Abstieg droht. Für ihn stellt sich die fußballerische Zukunftsfrage ohnehin nicht: „Was kommende Saison passiert, ist gerade so weit weg. Darüber habe ich mir nicht einmal im Ansatz Gedanken gemacht.“
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