Dortmunder Bezirksligist tritt nicht an Klub kann „finanziell gar nichts anbieten"

Dortmunder Bezirksligist tritt nicht an : Klub kann „finanziell gar nichts anbieten"
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Eine schwierige Saison zu erwarten, ist das eine, nach elf Spieltagen mit einem Punkt und einem desolaten Torverhältnis von 13:69 hoffnungslos im Keller zu stehen, noch einmal eine ganz andere Krisendimension.

Das Ganze gipfelt in der Spielabsage Viktoria Kirchdernes des Spiels beim VfR Sölde. Geschäftsführer Frank Schäfer (64) ist frustriert und stellt sich nicht mehr nur die Frage, wie sinnvoll es ist, sich mit den tapferen und unermüdlich arbeitenden Trainer Manuel Gutt und Dominik Kooke Woche für Woche „verhauen“ zu lassen.

Frank Schäfer, ist das der Tiefpunkt für Ihre Viktoria? Marco Nagel, Söldes Trainer, war auch nicht gerade glücklich, da sein Team aus dem Rhythmus komme.

Ich verstehe ihn sehr gut, bin aber selbst am Boden zerstört. Wir hatten keine Spieler mehr. Daher musste ich Marco und den Staffelleiter am Samstag anrufen. Am Donnerstag klären wir in einer Vorstandssitzung, wie es weitergeht.

Geht es dann auch um einen Komplettrückzug Ihrer Mannschaft aus der Bezirksliga?

Ich kann derzeit nicht ausschließen. Ich bin ja nicht Viktoria Kirchderne.

Dass es nicht einfach werden würde, ahnte wohl jeder. Aber hatten Sie das auch in dieser Form für möglich gehalten?

Nein, auf keinen Fall! Die Mannschaft zeigt Ansätze, aber eben nur 20 Minuten im Spiel. Wir wussten, dass wir oft verlieren, aber hatten nicht an Ergebnisse im hohen einstelligen oder sogar zweistelligen Bereich gedacht. Im Training ist es okay. Steht der Spieltag an, scheint viel von dem Erarbeiteten nicht mehr abrufbar. Aber so, wie es jetzt läuft, schadet es ja irgendwann auch dem Ansehen das Vereins.

Könnte ein Trainerwechsel etwas verändern? Momentan scheint die Trainerdebatte aber eher so auszusehen, dass Sie Manuel Gutt und Dominik Kooke dankbar dafür sein müssen, dass sie sich das antun. Gibt es auf dieser Position denn in irgendeiner Weise Bewegung?

Für uns stehen die Trainer auf keinen Fall zur Diskussion. Manuel und Dominik arbeiten akribisch, haben eine gute Ansprache. An ihnen liegt es nicht. Wir treffen uns in der kommenden Woche zur Vorstandssitzung. Da werden wir den Rest der Saison planen.

Inwieweit ergibt das überhaupt noch Sinn, die Saison zu Ende zu spielen? Oder kommt im Winter der große personelle Aufschwung?

Ich glaube, wären wir über weite Strecken der Vorrunde komplett gewesen, wäre das sogar eine Option. Wir sehen aber, dass wir aktuell noch sehr abhängig sind von Leistungsträgern wie Christopher Selbach, der oft verletzt war. Unsere fünf Jungs aus dem eigenen Nachwuchs müssen auf diesem Niveau erst einmal ankommen. Der Altersdurchschnitt der Mannschaft beträgt gerade mal 21. Immer wieder kommen Ausfälle dazu. Das heißt, wir werden bis zur Winterpause kaum Punkte holen. Und wir müssten ja mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn wir glaubten, dass uns dann potenzielle Neue die Bude einrennen, zumal wir finanziell gar nichts anbieten können.

Richtig viel Spaß dürften die wenigen Spieler Ihres aktuellen Kaders, die Bezirksliga-Niveau haben, an einem Frühjahr der Pleiten auch nicht haben. Ist daher der Plan, irgendwie die Saison durchzuziehen und dann einen erneuten Umbruch für die Kreisliga A zu stemmen?

Das wäre der Plan gewesen. Wir hatten ja ohnehin damit rechnen müssen, dass es nicht reichen würde. Dann hätten wir mit Sicherheit eine gute A-Liga-Mannschaft gebastelt. Aber meine Vorstandskollegen und ich sind lange genug dabei, um zu wissen, was wirklich droht. Bis zur Beginn der Winterpause lassen sich einige Spieler nichts anmerken. Doch gerade noch rechtzeitig zum 31. Dezember haben wir die Abmeldekarten im Briefkasten. Ein Mann, ein Wort, das war früher. Dabei hätte ich ja sogar Verständnis, wenn sich jemand ohne großen Bezug zur Viktoria das nicht mehr antun möchte. Unser Weg kann es nur sein, unsere Jugendarbeit zu pflegen und dann Kirchderner Jungs in der Kreisliga A eine Chance zu geben.

Definitiv Kreisliga A?

Da wird es für uns hingehen. Alles andere wäre eine Riesen-Überraschung. Aber um zu Ihrer vorige Frage noch einmal etwas zu sagen: Wir denken nicht ans Aufgeben, wollen die Saison irgendwie über die Bühne bringen und dann sehen, wer bei uns in der A-Liga eine stabile Mannschaft bilden möchte.

Welche Argumente haben Sie denn für Ihren Verein?

Bevor ich dazukomme, möchte ich offen die Probleme nennen. Da ist erstens im unteren Bereich die Konkurrenz anderer Vereine in unserer Nachbarschaft. Und wenn die Jungs groß werden, zieht es sie dann für den Fußball in andere Bereiche der Stadt. Da ist im Norden doch eher wenig los. Dann gibt es kein Kirchderner Orts- oder Geschäftsleben mehr. Das führt dazu, dass es schwieriger ist, Gönner zu finden, aber auch externe Treffpunkte. Das bringt mich zu den Vorteilen: Wir haben eine schöne, gut erreichbare Anlage. Wir haben ein Vereinsleben. Unsere Mannschaften leben vom Zusammenhalt. Und bei uns gibt es keinen Druck.

Belastet Sie die Situation persönlich?

Natürlich hat es jemand, der den Fußball lebt, gerne anders. Aber ich bin doch auch ein alter Hase, der das einordnen kann. Zudem habe ich Enkelkinder, mit denen ich sehr gerne Zeit verbringe. Das ist für mich wirklich wichtig.

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