Dortmunder Fußballkreis will Zeichen setzen: Mehr Engagement gegen sexualisierte Gewalt

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Dortmunder Fußballkreis will Zeichen setzen: Mehr Engagement gegen sexualisierte Gewalt

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Das Engagement gegen sexualisierte Gewalt an Kinder und Jugendlichen hält sich weiterhin in engen Grenzen. Der Dortmunder Fußballkreis will jetzt ein Zeichen setzen.

Dortmund

, 22.02.2021, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als die Ruhr Nachrichten Mitte des vergangenen Jahres auf sexualisierte Gewalt an Kinder und Jugendlichen in Sportvereinen aufmerksam machten, musste der Dortmunder Fußballkreis ein ernüchterndes Zwischenfazit fällen: Nur drei Klubs waren Mitglied im Qualitätsbündnis zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, hatten sich demnach intensiv mit präventiven Maßnahmen beschäftigt und Schulungsmöglichkeiten wahrgenommen.

Mehr als acht Monate danach ist kein weiterer Verein hinzugekommen, ein paar beschäftigen sich immerhin damit. Doch die „zwingende Aufgabe“, wie sie Andreas Edelstein, der Vorsitzende des Kreisjugendausschusses und stellvertretende Fußballkreis-Vorsitzende mal nannte, also sich konsequent starkzumachen gegen sexualisierte Gewalt, wird nach wie vor von den allermeisten Klubs nicht oder nur sehr dosiert und nicht wahrnehmbar angepackt.

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Dabei wäre es von großer Bedeutung, wie Edelstein erklärte: Er habe in seinen „circa dreißig Jahren im Dortmunder Fußball genug Leute kennengelernt, denen ich meine Kinder nicht dreimal die Woche anvertrauen wollte“, sagte er. Gerade „in den Breitenvereinen zieht eine gewisse Anonymität ein – und das bietet Raum, der von Leuten mit unguten Absichten genutzt werden kann.“ Wenn sie wüssten, „wo sie es machen dürfen, dann machen sie es“.

Dem Dortmunder Fußballkreis ist dieses Thema offenbar sehr wichtig – zumindest hat er sich kürzlich darauf geeinigt, noch mehr zu investieren gegen sexualisierte Gewalt an Kinder und Jugendlichen. Als erster Fußballkreis will er, so lautet der Plan, Mitglied werden im besagten Qualitätsbündnis, das auf Initiativ des Landessportbundes NRW und des Sportministeriums NRW gegründet wurde.

Dortmunder Fußballkreis will Engagement erweitern

„Aktuell ist noch kein Fußballkreis Mitglied in diesem Bündnis“, erklärt Fußballkreis-Sprecher Timo Lammert, „bislang können dort nur Vereine eintreten. Wir wollen dort allerdings auch hinein, bereiten dafür schon mal alles vor.“ Nach und nach. Der Entschluss wurde im Kreisvorstand gefällt und den verschiedenen Ausschüssen in mehreren Informationsveranstaltungen mitgeteilt. Das Feedback sei durchweg „positiv“ gewesen, so Lammert.

„Wir haben dort allen den Fahrplan vorgestellt – und erklärt, wie es laufen soll. Natürlich geht das nicht von jetzt auf gleich“, erklärt er. „Es muss, wie üblich, ein ganzer Katalog abgearbeitet werden. Wir alle werden Schulungen besuchen, müssen die nötigen Qualifikationen erwerben, um dann letztlich die Voraussetzung zu besitzen, dem Bündnis beizutreten.“ Dass dies dann auch formal möglich ist, kläre der Fußballkreis noch mit dem LSB ab.

Was der Dortmunder Fußballkreis mit dem Eintritt bezwecken möchte? „Dass nur drei Vereine bisher eingetreten sind und sich eine Handvoll damit beschäftigen, ist nicht zufriedenstellend“, sagt Lammert. „Doch wir als Kreis wollen es nicht nur vorgeben und den Klubs empfehlen, wir wollen es auch vormachen. Ab und an sind wir schließlich auch in Kontakt mit Kindern und Jugendlichen. Außerdem kann es bestimmt nicht schaden, mehr Expertise in diesem Bereich zu besitzen.“

Der Fußballkreis, so schildert es Lammert, möchte mit gutem Vorbild vorangehen, bemüht sich deshalb um den Eintritt ins Qualitätsbündnis, das nicht nur in Dortmund eher spärliche Aufmerksamkeit erhält. „Wenn wir dort mitmachen, hat es hoffentlich noch mal einen zusätzlichen Effekt“, meint der Sprecher. „Das wird natürlich eine größer angelegte Aktion, aber die ist es uns wert. Das Thema ist doch sehr bedeutsam.“

Fußballkreis-Sprecher Lammert: „Wir wollen es auf jeden Fall durchziehen“

Dass die ersten Schulungen zur Prävention sexualisierter Gewalt wegen der Corona-Pandemie nicht kurzfristig stattfinden können, sei derweil kein Hinderungsgrund: „Die müssen in Präsenz stattfinden, das ist natürlich jetzt gerade nicht möglich. Aber sobald sich die Möglichkeit ergibt, werden wir es angehen“, meint Lammert, der ausführt: „Nötig wird außerdem sein, dass jeder einen Ehrenkodex unterschreibt und sein erweitertes Führungszeugnis vorlegt.“ In verlässlichem Turnus.

Wann der Fußballkreis dann Mitglied im Qualitätsbündnis sein könnte? „Schwer zu sagen“, meint Lammert. Vereine brauchen durchschnittlich anderthalb bis zwei Jahre, ehe all die Punkte für einen Eintritt abgearbeitet sind. Vor diesem Hintergrund sagt der Fußballkreis-Sprecher: „Es wird etwas dauern, aber wir wollen es auf jeden Fall durchziehen.“ Um damit ein Zeichen zu setzen.

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