Dortmunder Fußballerin schafft es in die Hall of Fame des DFB Ohne offizielles Länderspiel

Dortmunder Fußballerin schafft es in die Hall of Fame des DFB: Ohne offizielles Länderspiel
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Christa Kleinhans erinnert sich, als wenn es gestern gewesen wäre. Es war ja auch mehr als ungewöhnlich, als 1957 – der damals sogenannte Damenfußball war vom DFB offiziell verboten – mehr als 18.000 Menschen ins Münchner Dantestadion strömten, um ebendiesen deutschen Damen bei einem inoffiziellen Länderspiel gegen die Niederlande zuzusehen. Und mittendrin die torgefährliche, pfeilschnelle Rechtsaußen von Fortuna Dortmund, Christa Kleinhans, eine der besten Fußballerinnen des Landes.

In einem bemerkenswerten Zeitzeugen-Projekt des NRW-Sports, initiiert vom Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung (IESF) und vom Deutschen Sport & Olympia Museums (DSOM) in Köln, erzählt die heute 85-Jährige als Pionierin des Frauenfußballs aus den Zeiten der Prohibition ihre Geschichte, damit sie nicht vergessen wird.

Christa Kleinhans, die vielseitig sportlich begabte Hörderin, die von Kindesbeinen an immer mit Jungs vor den Ball trat, und der war in den Nachkriegsjahren selten aus Leder, sondern oft aus zusammengeknüllten Papierknäueln, spielte 1954 zunächst bei Grün-Weiß Dortmund und ein Jahr später bei der größeren Fortuna Dortmund, der trotz des Verbots bis 1965 als reiner Frauenfußball-Verein in der Stadt existierte.

Euphorisch nach München

An 1957 und ihr Debüt auf der internationalen Bühne, ebendieses Länderspiel in München vor 18.000 Zuschauern, erinnert sich die Zeitzeugin auch heute noch mit spürbarem Erstaunen in der Stimme, nicht nur, weil sie zwei Tore zum deutschen 4:2-Erfolg über die Niederländerinnen beisteuerte. Christa Kleinhans erinnert sich: „Es war wirklich so ein besonderes Erlebnis für uns. Wir hatten alle nicht das Geld, um Urlaub zu machen. Viele Väter waren im Krieg geblieben. Die Mütter mussten zusehen, wie sie ihre Kinder durchkriegten (...). Und dann hieß es auf einmal: Wir können nach München, wir spielen da Fußball. Es war natürlich eine Euphorie bei uns in der Mannschaft. Und das haben wir eigentlich so richtig schön eingesogen, zum Beispiel, wie wir behandelt wurden. Die Umstände waren alle toll.“

Drei Generationen im Frauenfußball: Annike Krahn (v.l.), Petra Landers und Christa Kleinhans
Drei Generationen im Frauenfußball: Annike Krahn (v.l.), Petra Landers und Christa Kleinhans © DFB

Nach einer Übernachtung in Garmisch ging es mit dem Bus nach München in Richtung Dantestadion, „und wir haben gedacht: Mein Gott, ist das Volk heute unterwegs, wo wollen die den alle hin? Die Straßenbahnen waren so voll, die Leute hingen sogar hinten dran und haben auf den Trittbrettern gestanden. Da sagte ich so blöd: ‚Ach, wisst ihr was, die fahren jetzt alle zum Stadion, die wollen uns sehen.‘ Wir näherten uns dem Stadion, und tatsächlich war da ein riesiger Auflauf an den Eingängen – mein lieber Gott noch mal. Alle wollten uns jetzt spielen sehen, das mussten wir dann erst einmal verdauen.“

Kampf gegen Frauenfußballverbot

Christa Kleinhans, auch eine ausgezeichnete Leichtathletin des OSV Hörde und nach ihrer Fußball-Laufbahn Handball-Nationaltorhüterin (!), bestritt in der Zeit des Frauenfußball-Verbots rund 150 inoffizielle Länderspiele. In den DFB-Annalen wird Kleinhans mit 0 Länderspielen und 0 Toren geführt, dennoch wurde die Dortmunderin im Sommer 2022 in die „Hall of Fame“ des deutschen Fußballs aufgenommen, live im Aktuellen Sportstudio des ZDF.

„Um den Frauenfußball nach vorn zu bringen, durften wir uns natürlich nicht der Lächerlichkeit preisgeben. Die Leute zu amüsieren, war nicht unser Anspruch. Unsere Leidenschaft für den Fußball und der Glaube an unser Talent haben uns angespornt, den Kampf gegen das Frauenfußballverbot aufzunehmen“, sagt die herausragende Pionierin, die mit großem Behauptungswillen nachfolgenden Generationen den Weg geebnet hat.

Erst 1970 wurde das Frauenfußball-Verbot vom DFB aufgehoben. Bis dahin durften die Klubs den Frauen bei Androhung von Strafe keine Plätze oder gar Trainer zur Verfügung stellen. Christa Kleinhans erinnert sich: „Wir waren, wie sagt man so schön, Autodidaktinnen. Wir haben uns dann nachher, als das Fernseher kam, dort etwas abgeguckt und versucht, das irgendwie umzusetzen.“

Es war der unglaubliche Beginn einer Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert – einer mutigen Dortmunderin sei Dank.

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