
© Stephan Schuetze
Dortmunder Fußballer springt seit Jahren die Kniescheibe heraus - jetzt handelt er
Fußball-Oberliga
Seit Jahren quält sich ein Dortmunder Fußballer mit einer lockeren Kniescheibe herum. Gleich mehrfach sprang diese raus - höllische Schmerzen inklusive. Jetzt hat der Fußballer gehandelt.
Acht oder neun Mal sei ihm in seiner Karriere bereits die Kniescheibe am linken Knie herausgesprungen. Wie oft genau weiß der Dortmunder Kicker selbst nicht mehr. Die Folgen waren „höllische Schmerzen“ und wochenlange bis zu monatelange Pausen. Nun hat sich der Dortmunder Fußballer aber zu einem Schritt entschlossen, der alles verändern soll.
Beim angesprochenen Dortmunder Fußballer handelt es sich um den Oberliga-Spieler Ermias Simatos, der für den ASC 09 Dortmund aufläuft. Simatos ist 24 Jahre alt, Mittelfeldspieler in Aplerbeck und quält sich bereits seit der B-Jugend, genau genommen seit 2012, mit einer lockeren Kniescheibe herum, die ihm seither immer und immer wieder Probleme bereitet hat. Nun hat Simatos eine Lösung gefunden, aber der Reihe nach.
Es ist rund acht Jahre her, als Simatos während des Trainings zum ersten Mal an sein linkes Knie fasst. Der Mittelfeldspieler, damals noch in Diensten der B-Jugend des TSC Eintracht Dortmund, war auf dem damaligen Eintracht-Ascheplatz im Boden hängen geblieben, verdrehte sich das Knie, das ein Geräusch von sich gab. Die Kniescheibe war herausgesprungen, Simatos legte eine kurze Pause ein, kickte eine Woche später aber wieder.
Ein Jahr in Spanien
Noch im selben Jahr beendete Ermias Simatos dann seine Schullaufbahn und zog für ein Jahr nach Spanien. „Ich hatte Spanisch in der Schule und wollte die Sprache richtig lernen“, sagt der Aplerbecker. In Spanien angekommen schloss er sich auch schnell einem Fußballklub an. Ganz ohne das runde Leder ging es für den Kicker also nicht. Er schloss sich der U19-Mannschaft von CE Sabadell an. Und dort passierte es wieder.
Die Kniescheibe sprang erneut heraus, dieses Mal allerdings nicht von selbst zurück. Simatos musste ins Krankenhaus, ein Arzt renkte die Kniescheibe wieder ein. Die Folge: sechs Wochen Pause, Physiotherapie. Zudem gab der Arzt ihm den Rat, dass er seine Muskeln aufbauen solle. Ein Satz, den der Aplerbecker in den nächsten Jahren noch häufiger hören sollte.
Simatos muss Bandage tragen
Zurück in Deutschland - in Spanien gab es keine weiteren Vorfälle - kickte Simatos wieder für Eintracht Dortmund, mittlerweile für die A-Jugend. Es lief zunächst auch gut für den Mittelfeldspieler, bis ihm in einem Spiel ein Gegenspieler in die Beine fiel. Die Kniescheibe sprang zum dritten Mal raus und der ganze „Spaß“ ging von vorne los. Dieses Mal musste er vier Wochen lang pausieren, sein Arzt verordnete ihm zudem eine Bandage für die Spiele. Außerdem der bekannte Ärzte-Rat, seine Muskulatur im Knie-Bereich aufzubauen. Ein halbes Jahr hatte er anschließend Ruhe.
Doch das Schicksal schlug weiter zu. Auch ein Vereinswechsel veränderte nichts an Simatos geschwächtem Knie. Im Sommer 2014 wechselte der Dortmunder in die U19-Mannschaft von RW Oberhausen, um in der Regionalliga-West zu kicken. Doch schon das Probetraining überstand das Knie nicht. Zum mittlerweile vierten Mal sprang die Kniescheibe heraus. Dieses Mal machten sich bei Simatos auch Zweifel breit, dass seine ständigen Beschwerden nicht nur mit fehlender Muskulatur zutun haben können. „Damals konnte mir das aber noch keiner genau sagen, was ich habe“, erinnert er sich. Bei Oberhausen landete er trotzdem, blieb eine Saison dort, danach verlängerte der Klub mit ihm nicht. Dann war Ruhe für Simatos Knie, sogar für mehrere Jahre.
In der Zwischenzeit kickte er für den Kirchhörder SC, absolvierte dort sogar ein komplettes Jahr ohne Probleme. Für den Aplerbecker SC spielt Simatos seit 2016. Dort nahm das Knie-Unheil abermals seinen Lauf. Insgesamt drei bis vier weitere Male sprang das Knie heraus, erstmalig wieder unter Ex-Trainer Daniel Sekic (Oktober 2018), letztmalig im Jahr 2019 in einem Spiel gegen Wiedenbrück, als ihm ein Gegner von hinten in die Beine grätschte.
Spezialistin für Kniescheiben
Der ASC empfahl Ermias Simatos eine Spezialistin auf dem Gebiet. Dieser stellte sich der Aplerbecker im Dezember 2019 vor. „Die Ärztin hat dann ein MRT-Bild (Magnetresonanztomographie, Anm. d. Red.) gemacht und eine Patelladysplasie (Eine Fehlbildung der Kniescheibe (Patella), bei der diese eine asymmetrische Form aufweist, Anm. d. Red.) festgestellt. Das ist wohl angeboren“, sagt Simatos. Die Ärztin schlug eine Operation vor, die eigentlich im März erfolgen sollte. Und dann kam Corona dazwischen.

Frisch operiert: Ermias Simatos befindet sich auf dem Weg der Besserung. © ASC 09 Dortmund
„Ich musste dann nochmal drei Monate warten. Ende Juni wurde ich dann operiert“, sagt der Fußballer, der froh ist, dass er die Operation heil überstanden hat. „Ich hatte da schon Angst vor, aber am Ende war alles halb so wild. Der Arzt hat gesagt, dass ich zu 90 Prozent wieder Fußball spielen kann“, so der ASC-Spieler weiter, dem es mittlerweile wieder gut gehe. Das Knie poche zwar noch und Simatos müsse auf Krücken laufen, doch mittlerweile könne er sogar ohne Schmerzmittel schlafen. Bei der Operation entnahmen die Ärzte dem Fußballer von der Innenseite seines Schienbeins eine Sehne und befestigten diese an der Innenseite der Kniescheibe.
Die Frage ist nun: Wie geht es für den erst 24-Jährigen weiter? Sport sei in den nächsten drei Monaten auf jeden Fall erst einmal tabu. Kontaktsport - dazu zählt eben der Fußball - sogar für sechs Monate. Stattdessen steht Physiotherapie auf der Tagesordnung. Simatos muss sich also geduldig zeigen - wie in all den Jahren. Nur wie schafft er es, trotz der vielen Rückschläge noch immer optimistisch zu bleiben?
„Fußball macht mir einfach Spaß“
„Fußball macht mir einfach Spaß. Ich habe mein Leben lang Fußball gespielt und nie daran die Lust verloren. In Aplerbeck fühle ich mich pudelwohl, es ist dort sehr familiär. Jeder dort hat mit mir mit gelitten“, sagt er. Erst kürzlich hatte der ASC auf seinen Social-Media-Kanälen seinem Schützling beste Genesungswünsche überbracht. Hoffentlich dieses Mal für immer.
Ist bereits seit Kindesbeinen an von Ballsportarten – insbesondere Fußball – fasziniert. Stets neugierig auf der Suche nach Geschichten, auch abseits des Ballsports. Die Liebe zum Journalismus entdeckte er über sein großes Hobby: Fotografie.
