Die Dortmunderin Anna Köhler peilt Olympia an

Bobsport

Wenn alles gut läuft, darf der Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) drei Frauenteams zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (Südkorea) schicken. Eines könnten Anna Köhler und Erline Nolte bilden. Die beiden schwitzen derzeit auch in der Helmut-Körnig-Halle für das ganz große Ziel im Februar 2018.

DORTMUND

, 14.07.2017, 14:50 Uhr / Lesedauer: 2 min
Zusammen wollen sie Großes schaffen: Die Dortmunder Pilotin Anna Köhler (l.) will gemeinsam mit der Schwerter Anschieberin Erline Nolte zu den Olympischen Spielen nach Südkorea. Schon jetzt schwitzen die beiden für ihren großen Traum – hier in der Helmut-Körnig-Halle.

Zusammen wollen sie Großes schaffen: Die Dortmunder Pilotin Anna Köhler (l.) will gemeinsam mit der Schwerter Anschieberin Erline Nolte zu den Olympischen Spielen nach Südkorea. Schon jetzt schwitzen die beiden für ihren großen Traum – hier in der Helmut-Körnig-Halle.

Bobsportler haben eigentlich nie Pause. Nach dem Saisonende im Frühjahr sind allenfalls ein paar Wochen Urlaub drin, danach geht es direkt in die halbjährliche Aufbauphase für den neuen Winter. Für die Dortmunder Pilotin Köhler und die Schwerter Anschieberin Nolte begann die Vorbereitung im April mit einem klaren Ziel: zusammen in den Weltcup, zusammen zu Olympia. Es klingt selbstbewusst und wäre doch eine kleine Sensation. Denn die Zweierkonstellation ist neu.

Erline Nolte schiebt seit 2012 Bobs an, wurde bereits WM-Vierte und fuhr zahlreiche Weltcups. Zuletzt war sie noch Mitglied im Team der deutschen Topfahrerin Mariama Jamanka. Hier ist an der mit Abstand besten deutschen Anschieberin Annika Drazek aber kein Vorbeikommen. Doch Erline Nolte, die den vergangenen Winter aufgrund eines Bandscheibenvorfalls fast komplett verpasst hatte, wollte den Olympia-Traum unbedingt wahren. Also musste sie wechseln – und wurde bei Anna Köhler fündig.

Rasante Entwicklung

Die aus Südhessen stammende Köhler zog es vor knapp vier Jahren nach Dortmund. Zum einen wegen ihres Maschinenbau-Studiums, vor allem aber wegen des Bobsports. Vom Skeleton wechselte die 23-Jährige 2013 in den Bobschlitten und war prompt Teil der Schwerter/Dortmunder Trainingsgruppe am Olympiastützpunkt in der Helmut-Körnig-Halle. Anna Köhlers Entwicklung verlief dann so rasant wie eine Bobfahrt durch den Eiskanal.

Nach einem „Lernjahr“ fuhr sie im Januar 2015 das erste Mal international im Europacup. Im abgelaufenen Winter gewann sie bereits den Gesamt-Europacup und wurde bei der Junioren-WM Zweite. „Im Bobsport bin ich aufgegangen, hier passt einfach alles zusammen“, versucht sich Köhler ihren Weg nach oben zu erklären. Im Vergleich zu Erline Nolte ist sie international trotzdem eher unerfahren. Ein kleines Risiko für beide, zumal sie erst eine gemeinsame Fahrt hinter sich haben. Doch Nolte ist von ihrer neuen Pilotin überzeugt: „Ich weiß, was Anna in der letzten Zeit für eine extreme Entwicklung gemacht hat.“

Entscheidende Phase

Seit April bereiten sich die beiden auf den so wichtigen Olympia-Winter vor. Montags bis dienstags sind sie meistens in Dortmund, dann geht es für das Duo in die Bobheimat Winterberg. Für den hiesigen BSC fahren Köhler und Nolte auch. Dort werden sie übrigens vom Deutschen Bundestrainer René Spies trainiert. Nun beginnt langsam die entscheidende Phase. Grundbedingung für die Spiele ist die Qualifikation für den Weltcup. Wenn Deutschland es nach Ablauf der Weltcup-Saison in der Frauen-Nationenwertung unter die ersten Zwei schafft, darf der Verband drei Bobs nach Pyeongchang schicken. Das ist wahrscheinlich.

Und um den dritten Bob geht es für Köhler und Nolte. Denn wenn nichts außerordentlich schief läuft, dürften die Bobs der deutschen Pilotinnen Stephanie Schneider und Mariama Jamanka gesetzt sein. Mit dem Ruhrgebiets-Duo kämpfen wohl vier andere deutsche Teams um den (möglichen) dritten freien Platz. Für die Pilotin Köhler entscheidet sich die Teilnahme bereits Mitte Oktober nach den wichtigen Selektionsrennen, für Nolte erst nach einem Anschubtest im Dezember. Beide kämpfen separat um ihren Olympia-Platz, wollen aber natürlich gemeinsam zum wichtigsten sportlichen Vergleich der Welt.

Krafttanks auffüllen

„Dieses Jahr ist die Chance enorm groß, weil gerade viele ältere Fahrerin aufgehört haben“, erklärt die 27-jährige Nolte. „Es wäre supergeil, wenn wir bei Olympia einen Ruhrpott-Bob stellen könnten.“ Den Südkorea-Druck können Köhler und Nolte bisher noch weitgehend zur Seite schieben, auch wenn die Wörter Pyeongchang oder Olympia beim arg anstrengenden Training immer wieder die leer gepumpten Motivations- und Krafttanks auffüllen. „Ich versuche, noch nicht daran zu denken und habe immer erst das nächste, kleinere Ziel im Kopf“, sagt Anna Köhler. Für Gedanken an Olympia bleibt den beiden in einem halben Jahr noch genügend Zeit. Denn höchstwahrscheinlich noch vor dem Jahreswechsel wissen Köhler und Nolte, ob sie gemeinsam durch den Olympia-Eiskanal rauschen werden. Es wäre das kleine Wintermärchen. Geschrieben im Ruhrgebiet.

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