DFB-Vize-Präsident: Wenn Wechsel-Unterricht in der Schule beginnt, erwartet er Training
Amateurfußball
Während der Corona-Pandemie fand der Amateursport in der politischen Debatte bislang wenig Beachtung. Der DFB macht sich nun stark dafür, dass sich das bald ändert. Ein DFB-Vizepräsident sorgt sich.

Findet der Amateurfußball am Mittwoch mehr Beachtung bei der Bund-Länder-Runde? © picture alliance/dpa
Seit fast einem Jahr steckt der Amateursport in Deutschland in der Krise. Schuld ist die Corona-Pandemie, die bislang zu zwei Lockdowns geführt hat. Der zweite hält bereits seit Ende Oktober an, Spiel- und Trainingsbetrieb, aber auch das Gemeinschaftsgefühl, die regelmäßigen Treffen auf und neben den Plätzen fehlen. Am Mittwoch steht die nächste Bund-Länder-Runde an. Die Politik berät über neue Maßnahmen. Ob der Breitensport da eine Rolle spielt, ist ungewiss. Ein DFB-Präsident warnt vor den Folgen, falls dies nicht der Fall sein wird.
Rainer Koch ist Vizepräsident beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und kümmert sich seit Oktober 2013 um die Angelegenheiten des Amateurfußballs. Koch sorgt sich ob der aktuellen Entwicklung um den Breitensport. Insbesondere die Tatsache, dass der Amateursport in der politischen Debatte bislang keine große Rolle gespielt hat, stört den Vizepräsidenten. Im Interview mit der Welt spricht Koch über seine Befürchtungen und nimmt die Politik in die Pflicht.
Koch lobt im Welt-Interview die bisherigen Bemühungen der Verein. Allen voran die erarbeiteten Hygienekonzepte hätten sich bewährt. „Jetzt muss der Amateurfußball mit seinen akribisch ausgearbeiteten und nachweislich nahezu perfekt umgesetzten Hygienekonzepten dringend von der Politik als fester Teil der Lösung gesehen werden, wenn wir über Lockerungen sprechen. Den gesamten Breitensport in der Diskussion völlig außen vor zu lassen wird sonst schlimme Folgen für unsere Gesellschaft haben, speziell bei den Kindern und Jugendlichen“, wünscht sich Koch im Interview eine Perspektive für den Amateursport.
„Der Fußball ist keine Risikoquelle“
Zudem zieht der DFB-Funktionär einen Vergleich zum Schulsystem, äußert Bedenken. „Keiner versteht es, wenn Wechselunterricht in Schulen stattfindet, am Nachmittag die Kinder unter Aufsicht und Einhaltung etwaiger notwendiger Regeln aber nicht an der frischen Luft gemeinsam trainieren dürfen. Der organisierte Vereinssport bietet hier einen sehr wichtigen Anker. Speziell der Fußball hat als Freiluftsport nachgewiesen, mit seinen Konzepten keine Risikoquelle zu sein“, betonte Koch gegen über der Welt.
An ein komplettes Untergangsszenario des Amateurfußballs glaubt Koch indes (noch) nicht. Die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown hätten gezeigt, dass ein erkennbarer Rückgang an Neueintritten in Vereinen zu verzeichnen war. Die Zahl der Austritte soll hingegen im Vergleich zu den Vorjahren stabil geblieben sein. „Nach dem Re-Start setzte dann ein klarer Aufholeffekt – auch bei der Ausstellung von neuen Spielerpässen – ein, der durch den zweiten Lockdown wieder gestoppt wurde. Wir stellen fest, dass sich sehr viele Mitglieder solidarisch zeigen – vor allem im ländlichen Bereich“, wird Koch zitiert.
Abschließend nahm Koch noch zu etwaigen finanziellen Problemen der Vereine Stellung. Koch, der auch Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes ist, äußert sich zu möglichen Engpässen wie folgt.
Keine Turniere, keine Sommerfeste
„In einer Umfrage des BFV unter den bayerischen Vereinen kam im Dezember 2020 unter anderem heraus, dass weniger Vereine eine Bedrohung ihrer Existenz wahrnehmen als noch im Frühjahr 2020, als die Pandemie neu war. Das wirtschaftliche Problem im Amateurfußball sind weniger die Eintrittsgelder der Spiele, die derzeit wegfallen. Belastend für die Etats ist, dass den Vereinen ihre Veranstaltungen wie Sommerfeste oder Jugendturniere als Einnahmequelle fehlen. Auch Pachten für Vereinsgaststätten spielen zum Teil eine wichtige Rolle. Wichtig ist, dass die Vereine perspektivisch wieder ihre originären Angebote machen können – nämlich Sport zu treiben“, wird Koch abschließend zitiert.
Im Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW), zu dem die heimischen Amateurfußballklubs zählen, warten die Funktionäre auf weitere Entscheidungen der Politik. Bislang ist nur klar, dass vor dem 1. April in Westfalen keine Fußballspiele im Wettkampfbetrieb stattfinden werden. Turniere bleiben gar bis zum 30. Juni untersagt.