Dortmunds höchstklassiger Fußball ist in einem desaströsen Zustand Es hat so nicht funktioniert

Desaströser Zustand des höherklassigen Fußballs: Funktioniert so nicht
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Alexander Nähle posiert für ein Foto.

Der Satz „nimmt dir mal ein Beispiel an“ hat frustrierte Kinder meistens nicht motiviert, sondern nur frustrierter gemacht.

Daher muss jetzt auch keiner dem TuS Bövinghausen, Türkspor Dortmund und in gewisser Weise auch dem zwischenzeitlich ohne Team dastehenden einstigen Topteam FC Brünninghausen mehr diesen Satz mitgeben, da sie bereits selbst ihren Anteil an einem desaströsen Zustand des Dortmunder höherklassigen Fußballs geleistet haben.

Haben wir vor gut einem Jahr noch von vier Oberligisten, zwei Westfalenligisten und zwei Landesligisten geschwärmt, müssen wir heute festhalten: Es hat so nicht funktioniert.

Unsolide Planungen, schwache Kommunikation nach innen und außen, unklare Kompetenzen innerhalb des Vereins, kaum Transparenz, auch wenige Spieler, die zu viele andere Dinge in ihren Köpfen haben, aber bestimmt nicht deren Körpersprache, wie Türkspor das ziemlich plump auf die Akteure schob, spielten eine Rolle.

Nur zwei Ausnahmen

Das müssen nicht überall in gleichem Maße die Gründe für das Scheitern sein. Diese Begriffe spielen aber rein, beim einen mehr, beim anderen weniger.

Ruhmreiche Ausnahmen sind der ASC 09 Dortmund und der BSV Schüren oberhalb der Landesliga. Keiner muss sagen: Macht es exakt wie sie, aber Vorbilder darf doch jeder haben. Warum nicht Muster ansehen, wie ein Verein seinen höchst eigenen Weg nach oben schaffen kann?

Denn ohne eigenen Charakter scheitert das ohnehin meistens oder endet zu früh. Zurück zu ASC und BSV: Beide Vereine gehen offen mit ihren Problemen und Erfolgen um. Sie holen sich immer wieder Expertise dazu und planen keine Dinge, die sie nicht einhalten können.

Zweikampf zwischen dem ASC 09 und dem BSV Schüren.
Zwei Gegenentwürfe zu den vielen zuletzt in irgendeiner Form gescheiterten Top-Klubs des Dortmunder Amateurfußballs: der ASC 09 und der BSV Schüren. © Nils Foltynowicz

Und jetzt wäre es auch das komplett Falsche, den Stab über den gesamten Dortmunder Amateurfußball zu brechen. Viel mehr hilft jetzt tatsächlich, die vielen guten Vereine hervorzuheben und zu unterstützen.

Also nicht, nehmt euch ein Beispiel, sondern geht zu ihnen und helft ihnen, werdet Teil von den vielen seriösen, tollen Klubs unserer Stadt. Peter Seifert beim Westfalenligisten BSV Schüren, der auf den ersten Blick Alleinherrscher ist, auf den zweiten aber längst eine Verjüngung im Vorstand eingeleitet hat, hat erkannt, dass er die Unterstützung des gemütlichen Vororts Schüren benötigt.

Hier kommen vielleicht keine Zuschauermassen, aber das Stammpublikum ist da wegen des angenehmen Umgangs. Zum ASC kommen wir gleich noch.

ASC 09 und Mengede haben begeistert

Und das ist der Ansatz, den die jüngere Amateurfußballgeschichte unserer Stadt gelehrt hat. Natürlich machen Erfolge Klubs attraktiv. Aber auch die Spieler sollten selbst darüber nachdenken, warum Zuschauer oder Sponsoren ausbleiben.

Der ASC 09 unter Hannes Wolf schaffte es durch einen anderen Fußball, aber noch mehr durch ein offenes Zugehen der sympathischen Spieler auf die Zuschauer, viele Leute zu begeistern. Oder zuvor die Mengeder unter Markus Gerwien, die in einem frisch fusionierten Verein ein Zusammengehörigkeitsgefühl schufen.

Selbst die Jungs von Westfalia Huckarde, die aktuell wohl ihr sportliches Ziel Landesliga-Aufstieg verpassen, kreieren durch ihre regelmäßige Präsenz bei Vereinsveranstaltungen ein Wohlfühlklima, das junge Leute motiviert, im Verein weiter zu spielen oder ihn anderweitig zu unterstützen.

Es gibt so viele dieser Vereine, die auf ihrem Level Menschen verbinden. Die Spieler haben selbst so viel Potenzial für mehr Fans, wenn sie ihren Leuten das Gefühl geben, dass sie mit ganzem Herzen bei der Sache sind.

Und: Wer eine breite Jugendarbeit hat, wird eher ein Fundament für die Zukunft haben, wobei dieses Fundament sich natürlich nicht verselbstständigen darf. Daher müssen Klubs wie der Landesligist TuS Hannibal mit nur einer Mannschaft, die sportlich wirklich Freude machen und auch gute Typen in ihren Reihen haben, aufpassen, nicht die nächsten zu sein, über die wir heute positiv reden und morgen so wie über diese drei oben genannten Sorgenkinder.

Vereine müssen ihr Potenzial nutzen

Keiner muss Konzepte kopieren. Aber die Vereine, die hoch hinauswollen, sollten ihren eigenen Weg sorgsam planen und dabei eben auf die Besonderheiten und die vielen positiven Aspekte ihres Vereins achten, ihr Potenzial nutzen und dann auch neue Leute mitnehmen. Dann steht an dieser Stelle wieder ein dickes Lob für alle Beteiligten.

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