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Der TuS Bövinghausen hat keine Zukunft mehr. Der Verein wird kein weiteres Spiel in der Oberliga Westfalen mehr absolvieren, die Auflösung des Klubs ist im Vereinsregister bereits eingetragen. Ist das Insolvenzverfahren abgeschlossen, wird der Verein gelöscht.
Wir blicken zuletzt auf die letzten Jahre des TuS Bövinghausen. Jahre, in denen der Klub einen furiosen Aufstieg mit vielen prominenten Wegbegleitern erlebte – und dessen Niedergang mit der angekündigten Löschung nun der Schlusspunkt bevorsteht.
Chronik: Aufstieg und Fall des TuS Bövinghausen
- 2015: Der erste größere Erfolg: Nach zwölf Jahren in den Dortmunder Kreisligen kehrt der TuS Bövinghausen als Meister der Kreisliga A1 Dortmund in die Bezirksliga zurück und spielt wieder überkreislich. Neun Punkte Vorsprung hat Bövinghausen am Ende auf Vizemeister Hombrucher SV II.
- 2016: Allerdings folgte der sofortige Wiederabstieg. Der TuS beendete die Saison in der Bezirksliga 9 mit -4 Punkten. Der Grund: Dem Verein wurden zehn Punkte wegen des Einsatzes nicht spielberechtigter Spieler abgezogen. Am Ende der Saison kamen weitere vier Zähler wegen des Erschleichens von Spielberechtigungen hinzu. Sein letztes Bezirksliga-Spiel verlor das Tabellenschlusslicht mit 0:22 gegen Westfalia Huckarde.
- 2018: Nach einem fünften Platz stieg Bövighausen zwei Jahre nach dem Abstieg wieder in den überkreislichen Fußball auf. Es sollte der Beginn eines steilen Emporkommens sein.

- 12. Januar 2019: Als Bezirksliga-Aufsteiger gelingt dem TuS einer seiner größten Erfolge: Er wird Dortmunder Hallenstadtmeister. Im Achtmeterschießen setzen sich Florian Juka und Co. gegen den FC Brünninghausen durch.
- 2019: Einige Monate später folgt der nächste Erfolg. Durch einen 2:0-Sieg über Alemannia Scharnhorst am letzten Spieltag steigt der Klub von der Provinzialstraße in die Landesliga auf. Bövinghausen hatte sich einen epischen Titelkampf mit dem FC Nordkirchen geliefert. Beide Teams gewannen 25 ihrer 28 Spiele - der TuS sammelte einen Punkt mehr.
- 17. Juni 2019: Der erste ganz große Name mischt mit: Thorsten Legat, Ex-Profi und TV-Persönlichkeit, übernimmt den Trainerposten. Sein Amtsantritt wird von großem Medieninteresse begleitet. Nach nur gut vier Monaten trennen sich Bövinghausen und Legat wieder. Der Grund: eine zu lange Abwesenheit wegen TV-Dreharbeiten.

- 9. Juni 2020: Trotz der wegen der Corona-Pandemie nach 20 Spielen abgebrochenen Saison steigt Bövinghausen in die Westfalenliga auf. Dabei profitiert der Verein von einer Quotientenregel, die auch den Tabellenzweiten (hinter Wacker Obercastrop) aufsteigen lässt.
- 23. August 2020: Der TuS Bövinghausen holt erneut einen Titel innerhalb Dortmunds. Mit einem 3:1-Erfolg über Mengede 08/20 im Finale schnappt sich der TuS den Kreispokal.
- 26. Januar 2021: Es ist die spektakulärste Verpflichtung unter all den Ausrufezeichen, die der TuS gesetzt hat. Der damalige Westfalenligist verpflichtet Ex-BVB-Profi und Weltmeister Kevin Großkreutz. Zweieinhalb Jahre soll der zweimalige Deutsche Meister dem Verein treu bleiben.
- 2021: Der nächste Ex-Profi für den TuS Bövinghausen. Baris Özbek, in der Türkei Meister mit Galatasaray, wechselte erstmals an die Provinzialstraße - zunächst als Spieler. Zweimal, im Herbst 2023 und im Spätsommer 2024, übernahm er für jeweils nur kurze Zeit als Trainer. Sein Ausstand: ein 1:8 gegen den TuS Ennepetal und deutliche Worte des Sportlichen Leiters Dino Dzaferoski.

- 28. August 2021: Bövinghausen stellt David Odonkor, ehemaliger BVB-Spieler und Mitgestalter des Sommermärchens 2006, als Neuzugang vor. Nach einem Jahr endet die Zusammenarbeit. Odonkor warf dem Verein fehlende Zahlungen vor, Dzaferoski konterte, der Ex-Nationalspieler müsse seinen Vertrag besser lesen.
- 28. Oktober 2021: Sebastian Tyrala wird Trainer des Vereins. Mit dem Ex-Profi, der später Türkspor Dortmund in die Regionalliga führen sollte, erlebt der TuS mit dem Aufstieg in die Oberliga und der Tabellenführung zur Winterpause seine erfolgreichste Zeit.
- 2022: Bövinghausen dominiert die Westfalenliga, gewinnt 27 seiner 34 Spiele. Mit 19 Zählern Vorsprung feiern Grokreutz, Marco Onucka, Ilias Anan und Co den Titel.
- 29. Oktober 2022: Durch eine Recherche unserer Redaktion wird öffentlich, dass die Staatsanwaltschaft Dortmund wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen Ajhan Dzaferoski und ein weiteres, damals noch unbekanntes Vorstandsmitglied ermittelt. Unsere Redaktion erhielt aufgrund der Enthüllung ein Hausverbot von Dzaferoski. Rückblickend begann hier der Niedergang des so steil emporgestiegenen Vereins.
- 18. Mai 2023: Nochmal ein größeres Erfolgserlebnis: Unter Trainer Christian Knappmann gewinnt der TuS bei Oberliga-Konkurrent ASC 09 Dortmund den Kreispokal. Maurice Haar und Ilias Anan treffen beim 2:0.

- 18. Juli 2023: Ab jetzt wird es ernst für den Verein. Unsere Redaktion deckt auf, dass die Staatsanwaltschaft im Zuge ihrer Ermittlungen Anklage gegen Ajhan und dessen Bruder Safet Dzaferoski, Geschäftsführer des Vereins, erhoben hat. 403.192,08 Euro sollen sie in ihrer Funktion beim TuS Bövinghausen an Steuern hinterzogen haben.
- 4. August 2023: Noch bevor die Anklage öffentlich wird, belasten Ex-Spieler den Verein schwer. Es geht um unvollständige Gehaltszahlungen im großen Stil und Wut-Ausbrüche. Im Zentrum der Kritik: Klub-Boss Ajhan Dzaferoski. Der verhängt daraufhin ein erneutes Hausverbot gegenüber unserer Redaktion.
- 30. Januar 2024: Die Dzaferoski-Brüder müssen sich einem Gerichtsverfahren stellen. Das Schöffengericht des Amtsgerichts Dortmund verurteilt Ajhan Dzaferoski zu 15 und Safet Dzaferoski zu 12 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung. Inzwischen sind auch die finanziellen Möglichkeiten des Vereins stark eingeschränkt. Die Oberliga-Saison beendet der Klub knapp über der Abstiegszone.

- 16. September 2024: Das Amtsgericht Dortmund leitet ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen den TuS Bövinghausen ein. Marvin Bauernfeind wird zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Nun ist die reine Existenz des Vereins gefährdet.
- 17. Januar 2025: Viele Monate blieb es daraufhin ruhig. Plötzlich verkündet Insolvenzverwalter Bauernfeind, dass kein tragfähiges Sanierungskonzept vorgelegt werden konnte, der Spielbetrieb eingestellt und der Verein gelöscht werden soll. Ajhan Dzaferoski dementierte das und kündigte eine Pressekonferenz für den 21. Januar an, die er allerdings einen Tag vorher wieder absagt.
- 30. Januar 2025: Danny Voß tritt als Trainer des TuS Bövinghausen zurück. Er sieht keine Perspektive, weil auch der Kader immer dünner wird. Der Verein muss spontan ein Probetraining abhalten, um vereinslose Spieler zu sichten. Das erste Oberliga-Spiel in Rheine muss der Verein trotzdem absagen. Ein paar Tage später zieht auch Trainer-Kollege Dimitrios Kalpakidis die Reißleine.
- 6. März 2025: Das Insolvenzverfahren gegen den TuS Bövinghausen wird offiziell eröffnet.
- 21. März 2025: Bövinghausen schleppt sich mehr schlecht als recht durch die Saison. Mit einem Rumpfkader setzt es Niederlagen, inzwischen ist Andreas Venezia Trainer. Für das Spiel bei Verl II bekommt der TuS keine Mannschaft zusammen. Die zweite Absage.
- 26. März 2025: Die Auflösung des TuS Bövinghausen im Vereinsregister ist eingetragen. Der Verein ist damit nicht länger Mitglied des Verbands und wird mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Wenn das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist, wird der Verein gelöscht. Dann ist der TuS Bövinghausen Geschichte.