
© Jens Lukas
Der Mann, der beim TuS Bövinghausen Legat, Kalpakidis und Karcev überlebt hat
Fußball-Westfalenliga
Thorsten Legat kam, Dimitrios Kalpakidis kam, Nikola Karcev kam. Alle drei wechselten zum TuS Bövinghausen, um ein Starensemble zu einem Team zu formen. Aber nur einer hielt die Stellung.
Er durfte die Stellung halten, der Präsident ließ ihn nie komplett fallen. Seit 2017 ist er im Verein um die Ecke, denn er ist einer, der nicht aus der großen weiten Welt kommt, sondern aus Bövinghausen.
Und nun ist es womöglich Sven Thormann tatsächlich vergönnt, einen Weltmeister, den Strahlemann des Sommermärchens, weitere Ex-Profis, bekannte Dortmunder Fußballer und mittendrin ein paar Etablierte in die Oberliga zu bringen. Selbst wenn die bekannten Trainernamen im Fokus waren, wusste der Vorsitzende Ajan Dzaferoski, auf wen er sich immer verlassen kann: Sven Thormann.
Dzaferoski stand nach dem 2:0 in Obercastrop glücklich im Jubelreigen seines TuS. Dass seine Mannschaft bei einem Rivalen Stärke gezeigt hatte, war genau nach seinem Geschmack. Und wieder redeten alle, auch die vielen Dortmunder Fans, um ihn herum von Kevin Großkreutz („kann ich dein Trikot haben?“), David Odonkor, Baris Özbek, vielleicht noch über die Torschützen André Witt und Maurice Haar. Und über Sven Thormann?

Alle prominenten Trainer sind wieder weg, Sven Thormann ist noch immer beim TuS Bövinghausen. © Nils Foltynowicz
Auf Nachfrage steigerte der Präsident seine lobende Worte: „Er macht das gut“, fing er dezent an, als wolle er sagen, Sven Thormann sei hier nicht der Hauptdarsteller. Dann aber schon: „Er hat einen sehr großen Anteil am Erfolg, weil er die Mannschaft zusammenführt und erfolgreich mit ihr arbeitet.“ Und dann so etwas wie eine Ritterschlag: „Ich kann mich auf Sven immer verlassen.“
Also muss der Sven nicht Bövinghausen verlassen. Und er, um den es eigentlich viel öfter gehen sollte, bleibt ganz cool. Nach dem wichtigen Sieg in Obercastrop analysierte er ganz sachlich die Partie mit dem Fazit: „Wir hatten den Kampf angenommen, mehr Chancen und daher verdient gewonnen.“ Und genauso nüchtern, noch, aber dazu gleich mehr, kommentierte er den Hype um seine Promis. Gefragt, ob er manchmal denkt, „hey, ich bin auch noch da“, folgt, seine gut gelaunte Replik: „Ich bin da ganz entspannt, versuche mein Bestes zu geben. Ich gebe mich für die Mannschaft her und versuche meine Ideen, meine Spielideen einzubringen.“ Und es bleibt nicht nur beim Versuch: „Die Truppe setzt das gut um.“
Mit Sicherheit ahnen aber selbst die Nicht-Insider, dass beispielsweise Ajan Dzaferoski wissen möchte, ob seine großen Namen auch glücklich sind und so zum Einsatz kommen, wie es genehm ist. Auch Nicht-Insider dürften ahnen, dass die Ex-Profis nicht nur staunend zuhören, wenn ihnen etwas nicht zusagt. Thormanns Reaktion auf diesen Gedanken: wieder cool! „Es kommen auch Ideen und Einflüsse aus der Mannschaft. Das ist auch so besprochen.“
Und doch muss er die Interessen als Trainer irgendwie bündeln: „Mit viel Sprechen“, versichert er, „geht das. Die interne Kommunikation ist sehr wichtig.“ Und so verstehe es das Team, sich auf neue Situationen einzustellen: „Wir mussten in den ersten Spielen immer wieder wechseln, umstellen. Aber dafür haben wir auch einen großen Kader.“
Das Signal, das eben nicht nur die bekannten Namen wichtig sind, sendet er dann aber nicht an sich, sondern an die Jungs im Kader: „Weil Migel Schmeling Gelb-Rot sah, müssen wir wieder umbauen. Wir brauchen jeden im Kader, jeder bekommt seine Einsatzzeit.“ Sven Thormann ist also manchmal mehr Vermittler als Starbändiger.
Dann aber wieder Entspannung in des Coaches Gesicht: Nicht mehr cool, sondern sogar lächelnd, kommentiert er glaubhaft – übrigens in eine Kamera: „Wenn die eine oder andere Kamera auf die Spieler gerichtet ist oder sonstige Interessensbekundungen an ihnen folgen, kann mir das nur recht sein.“ Denn: „Ich mache meine Arbeit. Und wenn sich die Leute für die Mannschaft begeistern, ist das doch schön.“
Wäre es eine Ansammlung vieler Egoisten, würde diese Begeisterung um das Team wohl schnell abebben. Und dann gäbe es auch solche schönen Abende vor mehr als 1200 Zuschauern nicht mehr. Und welche, über die sehr wohl der Präsident bestimmt. Da hat der Coach nun wirklich nicht viel zu sagen. Das aber ist Thormann herzlich egal, zumal er in wenigen Stunden nichts mehr nüchtern kommentieren musste: „Wir gehen gleich dahin, wohin das Bier uns ruft“, ließ der Coach die Feierpläne offen. Dzaferoski ließ das nicht im Raum stehen und redete seinem Trainer in die Abendplanung rein: „Wir feiern in unserem Hotel Specht.“ Eine Ansage, die viele bekannte Leute in leitender Funktion sehr gerne angenommen hätten, die aber nur Sven Thormann sehr gerne befolgen darf.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
