Der, die, das etwas andere – dieser einst aus der Werbesprache kommende Zusatz ruft heute kaum noch überbordende Neugierde hervor. Der etwas andere Laden, die etwas andere Kneipe oder der etwas andere Verein – nein, da muss schon heute ein anderes Kaliber her. Wie wäre es mit dem „total anderen Verein“?
Funktioniert ziemlich gut, wenn auch das Beispiel passt. Also widmen wir uns dem Dortmunder Klub, der sich erst 2018 gründete, weil die Spieler es satt waren, Beiträge für Trainingszeiten ab 21 Uhr zu bezahlen. Dem Verein, der nicht mangels Alternative seitens der Stadt auf die anonyme Anlage im Fredenbaum musste, sondern der davon nach eigenen Angaben „vertrieben“ wurde. Dem Verein, der seinen 80 Aktiven die völlig freie Wahl lässt, in welcher der drei Mannschaften sie spielen möchten. Dem Verein, der keine Fünf-Jahres-Pläne entwirft. Dem Verein, der wohl als einziger in ganz Dortmund den neuen Pokalmodus mit Gruppenspielen total ernstnahm und so als C-Ligist Gruppensieger wurde.
Der FC Dortmund 18 zählte vor vier Jahren, ganz gewöhnlich, zu den neuen Vereinen, denen die Stadt den Mendeplatz zugeteilt hatte. „Wir wollten uns das etwas einrichten. Dann legte aber Türkspor los und bekam die Bereiche, die sie heute haben, was ja auch in Ordnung ist“, erklärt der 2. Vorsitzende Daniel Ulrich (32), der zugleich Spieler ist. Die Achtzehner zogen nach Körne, wo sie jetzt mit der ÖSG Viktoria ein friedliches Nebeneinander pflegen. „Wir sind im Austausch mit der Stadt, um ein kleines Vereinsheim für uns zu bauen.“ Diese Beharrlichkeit scheint sich auszuzahlen, denn die Mannen um Daniel Ulrich verfolgen ein klares Ziel: „Egal wo, wir wollten unbedingt unsere Vorstellungen eines Vereins leben. Woanders hätten wir als vierte, fünfte Mannschaft Beiträge bezahlt, für die wir nicht viel bekommen hätten, vielleicht einen halben Platz zum Trainieren ab 21 Uhr. Wir fühlen uns jetzt aber auch sehr wohl. Wir haben auf alles viel mehr Einfluss.“
Dazu zählt laut Ulrich auch die Auswahl des Teams: „Jeder, der zu uns kommt, darf sich aussuchen, wo er spielen möchte. Da gibt es keinen, der sagt, du passt besser dahin.“ Dazu zählt dann auch, dass die Spieler im Rahmen der Statuten auch mal das Team wechseln. Was dann zur Folge hat, dass Erfolge weniger berechenbar sind. So ist die Erste Achter in der C5, die Zweite Dritter in der C4 und die Dritte 14. in der C6 ist. Aber wenn sie sich dann doch mischen, die Kräfte bündeln, sind sie sogar eine Macht, eine Pokalmacht. Denn anders als andere Vereine, die reihenweise wegen des neuen Gruppenmodus des Kreispokals nicht antraten oder zurückzogen, meldete der FC Dortmund 18 seine volle Kapelle an.
„Ich sehe den Charme des Modus auch nicht. Denn das K.-o.-System mit Spielen Groß gegen Klein macht den Pokal auch aus. Aber wir haben uns gedacht: Wir machen das. Und wenn wir einmal zusagen, halte ich von Zurückziehen nichts.“ Die Idee, aus allen Spielern ein Pokalteam zu bilden, brachte im jungen Verein dann doch wieder Charme in den Wettbewerb. Und so gewann der FC 18 gegen die BSG DSW21/DE21 3:1, gegen die South Dortmund Soccers 6:0 und gegen eine verbesserte Reserve des SC Osmanlispor 5:3. Und da dieser total andere Verein wohl der einzige ist, der diesen Wettbewerb mit seinen – Achtung, jetzt doch wieder eine Floskel – eigenen Gesetzen wirklich lebt, möchte er sich auch etwas wünschen dürfen: „Wir wollen in der nächsten Runde einen hochklassigen Klub, den es schon seit 100 Jahren gibt. Die Auslosung ist ja am Donnerstag.“
FC Dortmund 18 träumt auch von einer Alt-Herren-Mannschaft
Vier Jahre gegen 100 Jahre an der Lippstädter Straße – dann hätte der total andere Verein auch sein total anderes Spiel. Aber Daniel Ulrich, der nichts langfristig planen möchte, weiß, dass auch das Losglück nicht planbar ist. „Wir nehmen, was kommt, auch so gerne an. Denn wer weiß, was in ein paar Jahren ist. Ich wäre schon glücklich, wenn es uns in zehn Jahren noch gibt. Und wenn es nur eine Alte-Herren-Mannschaft ist. Ich bin mir sicher, dass wir auch mit 40 Jahren noch gerne kicken.“
Das klingt dann aber mal nicht total anders, vielleicht aber wenigstens etwas anders, was nach dem Gespräch mit Daniel Ulrich dann aber durchaus neugierig macht. Spätestens in zehn Jahren sprechen wir uns wieder.
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