Der BVB II und das bittere 0:1 beim Wuppertaler SV: Eine Niederlage, die dennoch Mut macht

© Christian Schulze

Der BVB II und das bittere 0:1 beim Wuppertaler SV: Eine Niederlage, die dennoch Mut macht

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Nach der 0:1-Niederlage beim Wuppertaler SV gehen die Blicke bei Borussia Dortmunds U23 bereits wieder nach vorne. Denn das Spiel zeigte trotz des bitteren Ausgangs auch viel Positives.

Dortmund

, 11.08.2019, 08:11 Uhr / Lesedauer: 5 min

Mory Konate, in nun einem Dienstjahr bei Dortmunds U23 nicht nur aufgrund seiner 1,91 Meter langen Statur und damit einhergehend robusten Spielweise zur echten Größe erwachsen, erwies sich auch kurz nach dem Halbzeitpfiff als Führungsfigur. Mit 0:1 lag der BVB in Wuppertal zurück, hatte schon zahlreiche Tormöglichkeiten vergeben.

Konates Kollegen schlurften daraufhin schwer angefasst in Richtung Kabine. Der Mann aus Guinea schaute sich dies im Mittelkreis stehend für wenige Sekunden an, warf dann plötzlich seine Arme in die Luft, lief zu seinen massiv verärgerten Mitspielern – und klatschte mit ihnen ab. Motivierend. Aufmunternd. Es war doch noch nichts geschehen, alles noch möglich. So lautete die Botschaft.

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Die besten Bilder der Partie Wuppertaler SV - BVB II

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Die besten Bilder der Partie Wuppertaler SV - BVB II© Christian Schulze
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Auch nach den absolvierten effektiv 95 Minuten ist noch lange nichts passiert. Natürlich nicht. Zwar verlor der BVB mit 0:1 beim Wuppertaler SV, muss damit die zweite Nullrunde im dritten Regionalliga-Spiel verkraften. In dieser zweiten Pleite nach dem 1:2 gegen Rot-Weiss Essen wird U23-Trainer Mike Tullberg allerdings so viel Positives entdecken können, dass der „große Frust“, wie es Torwart Jan-Pascal Reckert anschließend beschrieb, bald verflogen sein wird. So war es doch eine Niederlage, die als Mutmacher gelten darf.

BVB zu zittrig im gegnerischen Gefahrenbereich

Vierfach (!) traf der BVB im Stadion am Zoo nur Aluminium, zweimal den Pfosten (Joseph Boyamba und Chris Führich) und jeweils einmal Lattenkreuz (Taylan Duman) und Querbalken (Boyamba). Darüber hinaus eröffneten sich den Borussen zahlreiche weitere Großchancen: Angreifer Steffen Tigges verzog aus delikater, zentral gelegener Position rund zehn Meter vor dem Tor; Führich scheiterte an WSV-Torwart Edin Pepic; Emre Aydinel schoss daneben. Die Auflistung ließe sich noch weit fortführen. Unter dem Bilanzstrich indes steht in jeder Version die Null. Einige Male zuckte in Dortmunds Belegschaft der Jubelreflex, zum Ausbruch der Emotionen kam es nicht.

„Wir haben ein überragendes Spiel gemacht, hatten so viele Torchancen, so viel Ballbesitz wie noch nie. Schon in der ersten Hälfte hätten wir das Spiel entscheiden können.“
Joseph Boyamba

„Wir haben ein überragendes Spiel gemacht“, kommentierte Kapitän Boyamba, „hatten so viele Torchancen, so viel Ballbesitz wie noch nie. Schon in der ersten Hälfte hätten wir das Spiel entscheiden können.“ Allein, sie taten es nicht, blieben zu zittrig im gegnerischen Gefahrenbereich und kassierten in der 38. Minute den einzigen Treffer des Abends nach Ballverlust von Julian Schwermann und kollektiv unbefriedigender Defensivarbeit im Anschluss.

„Da waren wir leichtsinnig“, haderte Reckert, „aber das passiert halt mal.“ Und gehörte zur Ausnahme. Drei Möglichkeiten ergaben sich dem WSV, zwei in der ersten, eine in der zweiten Halbzeit. „Ingesamt haben wir auch das ganz gut gemacht“, rekapitulierte Reckert.

Ähnlich sah es Tullberg, der Fußballlehrer, der nach Spielschluss nicht vor Zorn gerötet in der Kabine verschwand und seinem sicherlich vorhandenen Missmut Luft machte, sondern aufbauende Worte an sein Kollegium richtete: „Der Ein oder Andere wird vielleicht denken, dass ich ausgerastet bin. Das Gegenteil war aber der Fall: Ich habe meiner jungen Mannschaft gesagt, dass es mit Abstand das beste Spiel von uns war.“

Spielbestimmmend und überragend am Ball

Jeder, der die Partie gesehen habe, „hat eine junge Dortmunder Mannschaft gesehen, die spielbestimmend war, die überragend am Ball war, schnell gespielt hat, die Positionen gut besetzt hat. Wenn wir so weitermachen, werden wir unsere Punkte holen.“ Keiner der Anwesenden im Wuppertaler Presseraum mochte ihm da ernsthaft widersprechen.

Der BVB, von Tullberg wie zuletzt auch im 4-3-3-System formiert, wirbelte äußerst variabel, technisch ansehnlich – und besitzt mit Boyamba und dem vom 1. FC Köln gekommenen Führich nun gleich zwei äußerst flinke, zudem dribbelstarke Außenstürmer mit Drang zum gegnerischen Tor. Während der mit dem Kapitänsamt zusätzlich gewürdigte Boyamba („Das ist ein Dankeschön des Trainers und eine große Verpflichtung für mich“) seine Treffsicherheit schon unter Beweis gestellt hat und in der vergangenen Spielzeit 14 Mal erfolgreich war, muss Führich diese Qualität noch nachweisen.

Schon gegen Essen, die Sportfreunde Lotte (2:1) und nun gegen Wuppertal kam er dem Tor gefährlich nahe: Bei RWE verpasste er es, auf 2:0 zu stellen; und gegen Lotte und den WSV hatte er einerseits Pech, traf den linken Pfosten jeweils einmal, scheiterte allerdings auch mit einem deutlich zu zentral entsandten Schuss an Wuppertals Torhüter Pepic.

Spielerische Klasse ist beim BVB vorhanden

Schludrigkeiten, die final bitter wehtaten. Bereits zweimal in dieser noch frischen Regionalliga-Spielzeit. Dennoch darf als sicher gelten, dass dieses mit dem im Zentrum stürmenden Tigges komplette Offensivtrio noch so manche Abwehrreihe von der Vergeblichkeit ihres Tuns überzeugen wird. Die spielerische Klasse ist zweifellos vorhanden, einzig die Effektivität fehlt noch. „Wir machen es aktuell ganz gut, weichen gut aus, sind flexibel auf dem Platz“, sagt Boyamba. „Die Hauptsache ist, dass alle Positionen gut besetzt sind. In der Vorbereitung hatten wir genug Zeit, das einzuüben.“

Auf dem Lehrplan von Tullberg stand da aber nicht nur das offensive Attackieren, sondern gleichfalls, wie das eigene Tor bestmöglich zu sichern ist. Das Abwehren des gegnerischen Angriffs beginnt dann schon bei Dortmunds vorderer Dreierreihe. Zuvorderst Tigges ist es, der kontinuierlich fleißig die Verteidiger anläuft, im Vollsprint Richtung Mittellinie oder darüber hinaus zurückhastet. Auch deshalb kam Manager Ingo Preuß in dieser Woche zum Urteil, dass dieser vom Zweitliga-Aufsteiger VfL Osnabrück gekommene und mit 1,95 Metern äußerst hochgewachsene 21-Jährige „genau der Typ ist, den wir gebraucht haben“.

Mutig sollen die Seinen verteidigen und angreifen, fordert Trainer Tullberg. In dieser Frühphase der Saison sind bereits viele sehr gute Ansätze zu erkennen, obwohl gewiss noch einiges abzustimmen ist und der klamme WSV nicht der Maßstab des BVB sein sollte.

Zuweilen zu verschnörkelt

Bereits vor dem Aufeinandertreffen mit Wuppertal merkte Kaderplaner Preuß allerdings erfreut an, dass sich deutlich mehr Tormöglichkeiten ergeben würden als noch zur selben Zeit des vergangenen Jahr. Mehr (hochbrisante) Abschlüsse münden in den Offensivbemühungen. Dortmunds U23 kombiniert häufig gefällig, zuweilen sogar zu verschnörkelt, in Gänze betrachtet aber überzeugend.

Dass diese durchschnittlich circa 21 Jahre junge BVB-Mannschaft mit dem vor Kurzem verpflichteten und erstmals auf der Reservebank sitzenden Steve Tunga (22 Jahre, zentraler Mittelfeldspieler, zuletzt bei der SG Wattenscheid unter Vertrag) gegen Wuppertal auch nicht nach den vielen Rückschlägen einknickte, ist ein weiterer Mutmacher. Diese Dortmunder Delegation zeigte Widerstandsfähigkeit, ließ sich vom stämmig verteidigenden WSV nicht unterkriegen.

Erst am Schluss wurde der schwarzgelbe Sturmlauf unkoordinierter, fahriger, zuvor blieb der BVB geduldig und kreativ. „Wir haben schon mitbekommen, dass uns die Zeit davonrennt, besitzen aber eigentlich so viel Qualität, dass wir ein Spiel in zwei Minuten drehen können“, sagte Boyamba. „In den letzten zehn Minuten“ sah er „noch mal drei, vier gute Möglichkeiten“, die allerdings nicht konsequent ausgespielt wurden.

Unmut über die hergeschenkten Punkte ist riesig

Nur logisch ist da, dass der Unmut über die hergeschenkten drei Punkte gewaltig ausfiel. Fluchend verließen die meisten Spieler nach Abpfiff das Feld, hochemotional, aufgewühlt. Doch abkühlende Charaktere sind gleichfalls vorhanden in dieser allüberall ehrgeizigen Truppe. Boyamba trat zwar enttäuscht, jedoch ingesamt nüchtern-sachlich analysierend zum Interview an. Ebenso wie Jan Reckert, der zum Mannschaftsrat gehörende Ersatzkeeper. Allein weil Eric Oelschlägel im Pokal-Kader der Profis stand, durfte der 22-Jährige seinen Dienst im Tor verrichten.

„Ich habe einfach Spaß am Fußball, versuche hier beim BVB alles mitzunehmen, alle Erfahrungen.“
Jan Reckert

„Auch wenn ich wieder in die zweite Reihe gestellt werde, macht mir das nichts aus. Ich habe einfach Spaß am Fußball, versuche hier beim BVB alles mitzunehmen, alle Erfahrungen. Kürzlich war ich im Trainingslager der Profis, da kann man eine Menge lernen“, sagte Reckert. Das schwarzgelbe Trikot seit 2011 zu tragen, sei „eine große Ehre“ für ihn. Auch in der Ersatzrolle, die Reckert im vierten Regionalliga-Jahr in Folge inne hat, „versuche ich der Mannschaft zu helfen, in dem ich meinen Charakter einbringen“, erklärte er.

Eine eingeschworene Einheit

Solche Charakterköpfe, solche Spieler mit ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein scheint die Dortmunder U23 genug zu haben. Neben Reckert und Boyamba komplettieren die beiden Marcos Hober und Rente sowie der von Werder Bremen verpflichtete Lars Bünning den Mannschaftsrat. Außerdem meinungsstark und erfahren sind Angestellte wie Duman, Nummer eins Oelschlägel oder eben Konate, der Mittelfeldmann aus der Einstiegsszene.

„Wir müssen eine eingeschworene Einheit bilden“, forderte Tullberg kürzlich. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass das von ihm und Kapitän Boyamba angeführte Personal auf gutem Weg dahin ist. Zwar warten noch so viele Herausforderungen in dieser langen Saison, die für den BVB mit schwacher Ausbeute begann. Doch der Eindruck überdauert, dass das von Tullberg trainierte Team dafür gerüstet ist. Der Grundstock, so scheint es, ist gelegt.