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Der ältere Mann und das Tor: Robin Dieckmann will seinen Rekord bei Westfalia Wickede brechen
Fußball-Westfalenligisten
Robin Dieckmann ist so torgefährlich wie noch nie. Sechs Treffer hat der 29-Jährige für Westfalia Wickede in dieser Saison bislang erzielt. Geht es nach ihm, dürften es noch ein paar mehr werden.
Robin Dieckmann einen alten Mann zu nennen, wäre ein Vergehen, das auf dem Fußballplatz wohl mit einer Roten Karte zu bestrafen wäre. Dieckmann, Rechtsaußen bei Westfalia Wickede, ist gerade einmal 29 Jahre alt. In einer Mannschaft, die zu den jüngsten der Westfalenliga zählt, gehört er damit zwar zu den ältesten Akteuren. „Aber es gibt schon noch ein paar, die den Schnitt etwas nach oben ziehen“, sagt Dieckmann und lacht.
Ihn alt zu nennen, wäre also trotz der vielen jungen Wilden in der Wickeder Belegschaft maßlos übertrieben. Vielleicht älter, naja, zumindest routiniert. Wobei sein Trainer, Alexander Gocke, ohnehin der Meinung ist, dass Leistung keine Frage des Alters sei. „Am Ende entscheidet die fußballerische Qualität“, sagt Gocke. Und die stimmt eben derzeit bei Robin Dieckmann.
Dieckmann erzielte sechs Tore in sieben Spielen
Der 29-Jährige hat in bislang sieben Einsätzen für den Tabellenzehnten (neun Punkte) bereits sechs Treffer erzielt. Er selbst könne sich nicht daran erinnern, in den ersten Spielen einer Saison schon einmal so viele Tore erzielt zu haben, sagt Dieckmann, der teamintern klar die Nummer eins ist. Auf Platz zwei der internen Torschützenliste folgen, mit einigem Abstand, gleich drei Spieler.
Marcel Großkreutz, mit 34 Jahren so etwas wie der Stammeshäuptling der Wickeder Mannschaft, Mehmet Erdogan (23) und Hakan Cevirme, erst 20 Jahre alt, haben aktuell zwei Treffer vorzuweisen. Was er denn vor dem Tor derzeit besser mache, als die meisten seiner jüngeren Mitspieler in der Offensive, ist Dieckmann vor dem Spiel am Sonntag gegen die Spvgg Erkschenschwick (15.15 Uhr) gefragt worden. „Ich drücke den Ball einfach über die Linie“, anwortet er. Egal wie.
Eine unheimliche Wucht
„Robin hat derzeit einen riesen Lauf“, sagt Gocke, der seinem Schützling eine „unheimliche Wucht“ im Spiel nach vorne zuschreibt und eine sehr hohe Dynamik. „Wenn er diese Wucht auf den Platz bringt“, so der Coach, „dann kann ihn eigentlich niemand mehr stoppen.“
Da Dieckmann nun auch die Elfmeter bei der Westfalia schießt, ist davon auszugehen, dass es nicht bei seinen sechs Treffern bleiben wird. Wie viele es in dieser Spielzeit am Ende noch werden, bleibt abzuwarten. „Aber 15 Tore wären schön“, sagt der Offensivspieler, der mit Vorliebe über die rechte Seite in Richtung gegnerisches Tor drängt. Seine bisherige Bestmarke steht bei zwölf, erzielt in der Saison 2015/16 für Mengede 08/20, damals ebenfalls noch in der Westfalenliga.
Gefahr der Abhängigkeit
Doch so sehr die derzeitgen Darbietungen Dieckmanns all diejenigen, die es mit der Westfalia halten, auch berauschen mögen, so sehr birgt sie für die Mannschaft die Gefahr, sich womöglich in die Abhängigkeit eines einzelnen Spielers zu begeben. Die Wickeder Tore, 16 an der Zahl, „verteilen sich auf zu wenige Spieler“, sagt auch Gocke.
Bei Westfalia Wickede arbeiten sie nun seit einiger Zeit verstärkt daran, den Ball besser in die gefährlichen Zonen zu tragen. Es geht um Kreativität, Passgenauigkeit, Fehlerminimierung. „Wir haben grundsätzlich Optimierungsbedarf im Spiel nach vorne“, erklärt der Übungsleiter. „Wir wollen den Ball bestmöglich zu den entscheidenden Personen bringen“, so Gocke.
Jüngere Spieler sollen mittelfristig Verantwortung übernehmen
Zu diesen „entscheidenden Personen“ gehört einerseits Dieckmann. Klar. Aber auch jüngere Spieler wie Cevirme, Marcel Pietryga (19) oder Robin Wodniok, der am Sonntag seinen 20. Geburststag feiert, sollen mittelfristig eine nicht minder wichtige Rolle innerhalb der Wickeder Belegschaft einnehmen. „Von der Art und Weise, wie Robin offensiv aggiert, können sie derzeit lernen“, sagt Gocke.
Der Trainer, auch daraus macht er keinen Hehl, hat nach zuletzt drei sieglosen Spielen, gekrönt von der 2:4-Niederlage in Hohenlimburg am vergangenen Wochenende, durchaus eine Verunsicherung innerhalb der Mannschaft, vielleicht sogar des Vereins ausgemacht. Vor der Partie gegen Erkenschwick fordert er nun „mehr Gelassenheit“ von seiner Mannschaft ein.
Gocke gesteht seiner Mannschaft Fehler zu
„Wenn eine Aktion beim ersten Mal nicht klappt, ist das kein Weltuntergang“, erklärt der Coach. „Dann müssen wir es einfach wieder versuchen. Wichtig ist nur, dass wir einen Plan haben, an den wir uns auch halten. Und wir haben einen Plan“, betont Gocke.
Auch Dieckmann sagt, dass die Saison bislang nicht so gelaufen sei, wie man sich das vor der Saison vielleicht vorgestellt habe. Der zehnte Tabellenplatz, den die Westfalia derzeit einnimmt, sei daher „eher negativ“ zu bewerten. „Gerade unsere nicht immer ausreichende Chancen-Verwertung hat uns den ein oder anderen Punkt gekostet“, sagt der 29-Jährige, der sich selbst aus der Kritik nicht ausnimmt.
Gegen Erkenschwick soll all das jetzt besser werden. „Für uns zählt jetzt, dass wir endlich die Kurve kriegen“, sagt Gocke. Und er sei „durchweg positiv“ gestimmt, dass es nun endlich klappe. Ob am Ende mit oder ohne Dieckmann-Tor, dürfte ihm dabei egal sein.