BVB-Talent Haymenn Bah-Traore hat nur eine Option: „Es ist schwierig“
Borussia Dortmund II
Haymenn Bah-Traore kommt beim BVB II nach langer Verletzungspause kaum zum Zug. Eine zermürbende Situation, über die er nun spricht. Derweil läuft sein Vertrag im Sommer aus.

Kommt in dieser Saison bislang auf acht Einsätze: BVB-II-Verteidiger Haymenn Bah-Traore. © BVB/Christian Schulze
BVB-II-Trainer Enrico Maaßen versteht sich als Fußballlehrer, Pädagoge und Psychologe. Häufig wird er als akribisch beschrieben, offen im Umgang, klar im Vier-Augen-Gespräch. Wie ein guter Freund - der sagt auch nicht immer, was man hören will. So möchte er seine Belegschaft führen. Insbesondere die Hinterbänkler bedürfen dabei seiner zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Einer davon ist Haymenn Bah-Traore.
Er, 23 Jahre jung, und in den vergangenen Jahren allzu häufig verletzungsbedingt lahmgelegt – erst wegen einer Außenbandverletzung, dann wegen eines Knochenödems und schließlich wegen eines Knorpelschaden vierten Grades –, kommt bislang auf acht Einsätze für den aktuellen Regionalliga-Spitzenreiter. Eine Bilanz, die ihn eher frustriert als euphorisiert stimmt, zumal in den vergangenen fünf Partien nicht mal ein Kaderplatz für ihn übrig war.
BVB-Talent Bah-Traore hat starke Konkurrenz
Seine Situation sei „auf jeden Fall schwierig“, sagt Bah-Traore zu dieser Redaktion. „Die Leute, die spielen, machen es gerade sehr gut. Wir sind nicht umsonst Tabellenerster. Und mir bleibt nicht viel mehr, als mich weiterhin im Training anzubieten und zu versuchen, den Trainer zu überzeugen.“ Allein: Einerseits überzeugt Taylan Duman auf der rechten Bahn, andererseits Max Hippe als halbrechter Innenverteidiger - da bleibt kein Platz.
Hinzu kommt, dass Bah-Traore ohnehin pausieren muss, wenn drei andere Ü23-Spieler auf dem Platz stehen; Niklas Dams (30 Jahre) und Franz Pfanne (26) haben ihren Platz sicher, Marco Hober (25) aktuell ebenfalls. Keimen nicht zwangsläufig Motivationsprobleme auf? Bah-Traore verneint. „Ich will in jedem Training dabei sein, will mich zeigen. Natürlich ist es enttäuschend für mich, nicht zu spielen, aber ich muss weiter machen.“
BVB-Talent Bah-Traore erkrankte am Coronavirus
Körperlich fühle er sich wieder „bei 100 Prozent“, erzählt er. „Im Trainingslager war es noch etwas schwierig, manchmal fehlte mir da die Luft.“ Zuvor hatte er schließlich monatelang ausgesetzt. „Aber an das Knie denke ich gar nicht mehr“, sagt Bah-Traore. „Bei den Testungen, die wir gemacht haben, hat man gesehen, dass ich gut dabei bin.“ Nur nicht auf dem Rasen, wenn es zählt und um Punkte geht.
Zu allem Überfluss kam im vergangenen Herbst auch noch eine Corona-Infektion hinzu, die Partie in Lippstadt musste seinerzeit kurzfristig ausfallen. Und Bah-Traore saß zwei Wochen daheim, war isoliert. Er habe zwar keine Symptome verspürt, aber kaum Sport machen dürfen, sagt er, „danach musste ich erst mal wieder reinfinden“. Das sei wohl ebenso „ein Grund, weshalb es bergab ging“. Und die Pflichtspiel-Chance auf sich warten ließ.
BVB-Talent Bah-Traore hat auslaufenden Vertrag
Am Austausch mit Coach Maaßen hat Bah-Traore derweil nichts auszusetzen. „Er ist ein Trainer, der viel redet. Man kann immer zu ihm kommen“, sagt der Außenverteidiger. Viel Gesprächsbedarf indes soll er aktuell nicht verspüren. Die Situation nagt an ihm. Bah-Traore, einst als aufstrebendes Talent geltend und dann jäh ausgebremst, kämpft immer noch um seine Rückkehr. Ganz so dynamisch wie früher wirkt er nicht.
Nach einer Knorpeltransplantation, wie sie der BVB-Spieler erlebte, könne manch einer nicht mal mehr schmerzfrei gehen, wird in Dortmund gesagt – und damit zu großen Erwartungen vorgebeugt. Die sind im Fall von Bah-Traore unangebracht, dennoch stellt sich die Frage, wie es mit ihm weitergeht. Im Sommer läuft der Vertrag aus – was die Borussia plant, erscheint noch unklar. U23-Manager Ingo Preuß ließ durchblicken, dass es weitergehen könnte. Gewiss ist es jedoch nicht.
BVB-Talent Bah-Traore hat nicht viele Optionen
„Es gibt noch nichts Konkretes. Ich weiß nur, dass mein Berater und er (Preuß, d. Red.) schon mal gesprochen haben“, sagt Bah-Traore, der sich in der Vergangenheit öfter freuen durfte, in Kaderplaner Preuß einen Befürworter zu wissen. „Ingo hat mir häufig den Rücken gestärkt. Oft hat er gesagt, dass er auf mich setzt. Es ist ein guter Austausch, der mich sehr motiviert“, meint er – und wartet, was sich ergibt.
Ob er an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert ist? „Ja, wenn man nicht spielt, ist es schwer, ein anderes Angebot zu bekommen. Dann ist es gut, noch einen Vertrag zu haben, um sich zu zeigen“, sagt Bah-Traore. Und es ist so wahr wie bezeichnend, weiß er doch, mit den wenigen Arbeitsnachweisen auf dem Transfermarkt keine Vielzahl an Interessenten anlocken zu können. Eine komplizierte Lage, aus der sich der Defensivmann herausarbeiten muss. Irgendwie.
BVB-U23-Trainer Enrico Maaßen erklärt die Lage
U23-Trainer Maaßen will dabei helfen, wählt aufbauende Worte für seinen Schützling: „Klar spielt er gerade nicht so viel. Es liegt aber auch daran, dass wir im Moment wahrscheinlich einen der besten Regionalliga-Spieler auf der rechten Seite haben. Das hat Taylan (Duman, d. Red.) in fast jeder Woche gezeigt. Dennoch wissen wir, was wir an Haymenn haben. Er hat Power, er hat Intensität, er ist defensiv sehr, sehr gut. Aber im Moment ist die Situation so wie beschrieben.“
Bah-Traore sei „sehr professionell. Er arbeitet viel im athletischen Bereich und haut sich im Training richtig rein, er hat große Fortschritte im Ballbesitz gemacht“, meint Maaßen, der liebend gern Testspiele vereinbaren würde, um Spielern wie Bah-Traore oder auch Migel-Max Schmeling, Henri Weigelt, Aday Ercan, Florian Krebs, Kolbeinn Finnsson, Philipp Harlaß und Cebrail Makreckis Praxis zu ermöglichen. Wegen der Corona-Pandemie sieht die Borussia allerdings davon ab.
BVB-Talent Bah-Traore bleibt nur das Training
Die Lage lässt es schlicht nicht zu. Demnach bleibt für die Ersatzkräfte nur die Trainingsarbeit, um sich für Arbeitsaufträge zu empfehlen. Ein Zustand, der zermürben kann. Maaßen ist da umso mehr als Pädagoge und Psychologe gefragt.