Ein Dortmunder Bezirksliga-Trainer feierte am Sonntag sein Abschiedsspiel.

© Timo Janisch

Bezirksliga-Trainer bekommt Abschiedsspiel mitten in der Saison – und kassiert Derby-Pleite

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Ein verdienter Trainer eines Dortmunder Bezirksligisten coachte am Sonntag sein letztes Spiel. Das endete in einer klaren Derby-Niederlage. Der Vorsitzende bettelt um neue Stürmer.

Dortmund

, 26.10.2021, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Lange Jahre war er Trainer und Sportlicher Leiter eines Dortmunder Bezirksligisten. Der Verein gönnte ihm am Sonntag sein verdientes Abschiedsspiel. Doch dann ging ausgerechnet im Derby vieles schief.

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Es sollte der Tag des Marc Risse werden. Doch der Derbytag mit dem Ex-Trainer auf der Bank geriet für den TuS Eichlinghofen und Risse alles andere als festlich.

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Verdient war die 0:3-Niederlage gegen Westfalia Huckarde bestimmt, aber keinesfalls verdient hatte Risse solch einen Abschied. „Das war eine nette Geste der Mannschaft, dass ich heute noch einmal dabei sein durfte. Aber ich hätte mir doch einen Sieg, wenigstens aber einen Punkt gewünscht“, sagte Risse.

Gründe, dass seine Mannschaft ihm keinen Erfolg bescherte, gibt es zur Genüge. Klar, die personelle Situation: „Die ist immer eine gern genommene Ausrede“, kommentierte Risse. „Wie ich das mitbekomme, ist sie auch der Schlüssel zu den Ergebnissen.“

Marc Risse gab am Sonntag seine Abschiedsvorstellung beim TuS Eichlinghofen.

Marc Risse gab am Sonntag seine Abschiedsvorstellung beim TuS Eichlinghofen. © Stephan Schütze

Der verdiente Eichlinghofer wollte seinen Herzensverein dann aber im Sonnenschein doch keine Wolken hinterlassen und prognostizierte: „Ich bleibe Fan und werde die Kehrtwende schon bald erleben. Wir kommen noch in den oberen Bereich.“

Die Realität sieht anders aus: Mit gerade mal sechs Punkten aus neun Spielen ist diese denkbar ernüchternd. Da halfen an einem solchen Tag auch die vielen Dinge, die einen Tag in Eichlinghofen zum Erlebnis werden lassen, nicht. Die Menschen drumherum, die ein besonderes, fast schon idyllisches dörfliches Ambiente auf einer ganz modernen Anlage schaffen, verdienen einfach mehr.

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Was der Vorsitzende Thomas Janßen am Mikrofon während unseres Livestreams vortrug, untermauerte auch den positiven Eindruck, den der Verein jedes Jahr in der Halle, aber auch am Platz macht.

TuS Echlinghofen: Positive Neuigkeiten aus dem Verein

Eine während Corona aus dem Nichts entstandene und jetzt schnell wachsende Mädchen- und Frauen-Abteilung, ein Zuwachs an Kindern und Jugendlichen, ein guter Unterbau für die Erste. Die Reserve kommt wieder in die Gänge, war vor Corona top, kam dann erst nicht gut aus der Pause, schaffte unmittelbar vor der Ersten aber ein umjubeltes 4:2 gegen Hafenwiese.

Mit dabei: Gesichter des schönen Eichlinghofens wie Thomas Hillebrand oder Max Scheibelhut, die aber derzeit offenbar keine Option für die Bezirksliga-Mannschaft sind. Es duftet am Rande des Feldes vor dem riesigen entstehenden Kabinentrakt, inklusive Physio-Abteilung neben dem schmucken Vereinsheim. Der TuS-Grillteller lockt auch manchen nicht so fußballaffinen Dorfbewohner ins Stadion. Amateurfußball lebt. Eigentlich.

Marc Neul (l.) übernahm das Kommando von Marc Risse.

Marc Neul (l.) übernahm das Kommando von Marc Risse. © Stephan Schütze

Was vor dieser Kulisse die erste Mannschaft anbietet, kommt an das gewachsene Umfeld nicht heran. Da wächst momentan gar nichts, wenn dann nur der Frust. „Wir haben die Qualität nicht“, sagte ein fast schon trauriger Trainer Marc Neul, der seinem Vorgänger Risse gerne in dieser Partie den Vortritt gelassen hatte.

Fast hätte Neul noch selbst spielen müssen. „Kurzfristig sagten auch noch Kapitän Marcel Dickehut und Thomas Dücker wegen Grippe ab.“ Es ist wie verhext. Und doch erkannte der Vorsitzende am Mikro, dass „es trotz aller Umstände nicht gut ist, was wir anbieten“.

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Vorne hatte Fabian Scharmann eine so glasklare Chance, dass sie selbst der nicht fitte Neul gemacht hätte. „Haste Scheiße am Schuh, haste Scheiße am Schuh“, wie Marc Risse in bester Andy-Brehme-Tradition sagte, passte ganz gut.

Aber schon nach dem Ausfall von Torjäger Salomon Kadima Tshitungu vor knapp einem Jahr hätte der Verein wohl besser nachgebessert. Das ist Janßen jetzt bewusst: Fast schon flehentlich appellierte er an interessierte Angreifer, sich dem TuS anzuschließen „Kommt zu uns, wir bieten euch einiges.“

TuS Eichlinghofen: Neue Stürmer gesucht

Das sind keine falschen Versprechungen, denn Janßen meinte kein Geld. Im Idealfall kommt zu den herausragenden äußeren Bedingungen das, was der Gegner aus Huckarde als Tabellenzweiter vorbildlich hinbekommt: auf dem Platz eine Mannschaft darzustellen! Ruhig führte die Westfalia vor, wie es gehen kann: Routine und junger Mut bildeten ein sehr gut funktionierendes Team, das auch traf.

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Janßen aber ist auch keiner, der zu Schnellschüssen neigt. So etwas passt nicht nach Eichlinghofen: „Wir wussten, dass es eine schwierige Saison werden würde. In der Winterpause wird es besser.“ Wäre nur schade, wenn bis dahin die Saison schon nicht so verkorkst ist, dass bis zum Ende der Abstiegskampf bleibt.

In Eichlinghofen hoffen sie, dass die Hallenstadtmeisterschaft zum Jungbrunnen wird. Wer das Dorf kennt, weiß, dass dieser Optimismus gar nicht mal unbegründet ist. Und vielleicht feiern sie dann Marc Risse auch noch einmal, wie er es verdient hätte.