13 Jahre in Wickede, acht Jahre in Brünninghausen. Klaus-Dieter Friers (64) hat in den Vorständen beider Vereine die erfolgreichen Phasen mitgeprägt. Als Funktionär-Pensionär erlebt er die komplett unterschiedlichen Entwicklungen beider Klubs als wohlwollender Beobachter. Ein Interview mit Herzblut, aber auch mit schonungsloser Offenheit.
Ja, Klaus-Dieter Friers, was hat der Westfalenliga-Spitzenreiter FC Brünninghausen, was das Landesliga-Schlusslicht Westfalia Wickede nicht hat?
Starke A-Junioren! Als ich in Wickede war, in der Funktion des Sportlichen Leiters, hatten wir die A-Junioren sogar in der Landesliga. Spätere Leistungsträger wie Marcel Städter, Mathieu Bengsch oder Mario Bunk waren Eigengewächse. Nach meiner Zeit haben sie in Wickede den Nachwuchsbereich vernachlässigt. Auch die damals so gut besetzte 2. Mannschaft als möglicher Unterbau spielt keine Rolle mehr. In Brünninghausen haben sie eben nicht nur auf die teuren Spieler Wert gelegt, sondern die Juniorenarbeit ausgebaut. Philipp Sprenger macht das als Jugendleiter richtig gut. Wenn die da dranbleiben, bin ich sehr zuversichtlich.
Westfalia Wickede ist nicht annähernd mal die, die sie mal war. Liegt das wirklich nur an fehlenden guten A-Junioren?
Nein, aber zum großen Teil, weil es Teil des Problems ist. Dann war da die Geschichte, dass die 1. Mannschaft irgendwann an das Oberliga-Tor geklopft hatte. Ich verstehe ja, dass gerade die Leute um dieses Team herum den Fokus darauf gelegt hatten. Ich hatte zu meiner Zeit auch mit potenziellen Spielern für ein mögliches Oberliga-Team gesprochen. Aber das passte nicht zur Westfalia. Es wäre einfach besser gewesen, das Ganze im Auge zu behalten.
Dann der Komplettabsturz. Warum?
Die Gründe habe ich genannt. Die erste Mannschaft war zunehmend alleine und hatte keine Nachrücker, die sich echt mit dem Verein identifizieren. Das hatte die Westfalia immer ausgemacht. Und zuletzt hatten sie einen Sportlichen Leiter (Friers nennt den Namen bewusst nicht, meint aber Daniel Dukic, d. Red), der mit dem Satz, der Verein habe keine finanziellen Mittel, eine Landesliga-Mannschaft aufzubauen, alles kaputtgemacht hat. Das war fatal. Daher geht jetzt fast gar nichts mehr. Und da gab es sogar zuvor die Idee, diesen Sportlichen Leiter zum Vorsitzenden zu machen. Um Gottes Willen!
Blutet Ihnen nicht doch das Westfalia-Herz?
Das tut es in der Tat. Aber ich mache keinen Sportlichen Leiter mehr. Die Zeit ist vorbei. Es gab allerdings eine Idee von mir, den Verein wieder zu stärken, an der ich in irgendeiner Form mitgewirkt hätte. Aber die Idee kam nicht bei allen an. Ich bitte um Verständnis, das nicht öffentlich zu beschreiben, weil ich verschiedenen Personen nicht schaden möchte. Aber wenn mich jemand fragt, auch Freunde aus anderen Vereinen, dann helfe ich als Berater gerne. Vielleicht sehe ich mir für befreundete Trainer auch mal ein Spiel an und schildere ihnen meine Erkenntnisse.

Was kann die Westfalia noch retten und was ist mit dem FCB noch möglich?
Wickede braucht unbedingt im Vorstand einen Generationenwechsel. Die Älteren sollen ja gar nicht komplett wegbleiben. Im Gegenteil: Sie tun dem Verein im Hintergrund bestimmt gut. Aber um in der aktuellen Zeit im Sinne der jungen Leute, um die es doch geht, einen Verein zu gestalten, müssen auch Jüngere ran. Sonst ist die Westfalia in drei, vier Jahren tot.
Aber auch im FCB-Vorstand sind ja nicht nur junge Menschen…
Auch da sage ich, sollten Jüngere herangeführt werden. Aber das Beispiel Philipp Sprenger zeigt ja, dass der Verein da offener ist. Ich nenne Ihnen ein Beispiel, warum zukunftsorientierte Vereine so denken müssen. Die jungen Erwachsenen, die Jugendlichen und Kinder müssen sich wohlfühlen. Wir saßen früher in Vereinsheimen vor Holzmöbeln auf Bahnhofsstühlen und haben geschockt. Das waren wunderschöne Zeiten, die ich nie missen möchte. Aber wenn wir heute Räume gestalten, sollten wir die neue Generation da ihre Vorstellungen ausleben lassen.
Der Erfolg gibt Rafik Halim und Florian Gondrum recht. Sie Ihnen auch?
Auf jeden Fall. Ich war ja noch dabei, als wir uns um Rafik und Flo bemüht hatten. Sie sind auf dem besten Wege, mit erwähnten Nachwuchstalenten und einigen Leistungsträgern wieder dahin zurückzukehren, wo der Verein auch heute noch sein müsste: in die Oberliga.
Sie sahen Trainer kommen und gehen. Nennen Sie einfach alle und daraus den für Sie Besten…
Thomas Behlke, Frank Truschko und Marko Schott in Wickede, dann Frank Eigenwillig, Alexander Gocke, Alen Terzic, Max Borchmann und jetzt Rafik mit Flo. Ich habe alle geschätzt, aber Alen Terzic ragt für mich klar heraus. Ich sage aber auch, dass Rafik und Flo auf dem besten Wege auf sein Niveau hin sind.
Steigen sie auf?
Sie haben gute Chancen. Ich bin immer gerne da, nicht nur, weil ich mit meinen ehemaligen Vorstandskollegen Thomas Brümmer und Markus Kamrath gut befreundet bin. Ich habe den Spielern dafür öfter gesagt, dass sie sehr guten Fußball spielen, dabei zu Recht erfolgreich sind, dass die Leute gerne zum Platz kommen. Jetzt nach dem schönen Sieg gegen Hordel kamen viele Spieler zu mir und haben mich umarmt. Das tat sehr gut, weil es auch eine Bestätigung für mich ist, dass ich mit meiner Art wohl nicht viel verkehrt gemacht habe. Ich möchte jetzt aber auch nicht so klingen, als ginge es nur mit Spielern unter 25 Jahren. Ich habe Dominik Behrend, Andreas Kluy und Alexander Enke erleben dürfen, der ja sogar kurzzeitig Trainer war, als wir 2016 aufstiegen.
Der Menschenversteher Klaus-Dieter Friers?
Ich habe schon ein positives Menschenbild, sonst hätte ich im Vereinsleben auf Dauer wohl auch keine so angenehmen Zeiten gehabt. Aber ich sage ja auch, dass ich mit der heutigen Spielergeneration nicht mehr verhandeln möchte. Die Denkweise, wie sie reden, das hat sich doch so sehr verändert. Ich sage das aber ohne Groll. Aber auch die Brünninghauser berate ich gerne ab und an, wenn sie es wünschen.
Und sonst: Enten im Westfalenpark füttern?
Haha, nein, ich gehe lieber mit meinen beiden Hunden, herzallerliebsten Möpsen, spazieren. Am Wochenende fahre ich dann mit den beiden zum Timmendorfer Strand. Meine Frau bekommt neun Damen zu Besuch. Auch das tue ich mir nicht mehr an.
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