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Amateurfußball-Re-Start am 2. Mai: „Vereine werden in den Ruin gezwungen“
Amateurfußball
Es gibt eine Perspektive für den Amateurfußball in Westfalen. Schon am 2. Mai könnten die Kicker bei einem entsprechenden Inzidenzwert um Punkte spielen. Aber was halten Spieler und Trainer davon?
Die Amateurfußballer in Westfalen haben wieder eine Perspektive. Wie der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) am Dienstagabend auf Anfrage mitteilte, plant der Verband eine Rückkehr zum Spielbetrieb am 2. Mai. Grundvoraussetzung dafür ist, dass der Inzidenzwert in Nordrhein-Westfalen dauerhaft unter 100 bleibt. Rund einen Monat vorher – am 5. April – dürften die Kicker bei einem NRW-Wert unter 100 wieder trainieren. Was halten Spieler und Trainer davon? Wir sind in Dortmund auf Stimmenfang gegangen.
Samir Habibovic, Sportlicher Leiter ASC 09 Dortmund:
„Natürlich freuen wir uns, wieder zurück auf den Platz zu kommen. Das war nach dem ersten Lockdown ja auch schon so. Dass wir die Saison aber weiter durchballern sollen, finde ich schwierig. Ich fand die Aussagen störend, dass wir auch gezwungen sind, weiterzuspielen, wenn es keine Wertung geben sollte. Wir hätten dann auch weiterhin Kosten, aber keine Einnahmen, weil ja keine Zuschauer zugelassen sind. Wir haben dann ein Riesenproblem. Einzelne Vereine haben dann keine Chance und werden in den Ruin gezwungen. Und auch für den Kopf der Spieler ist es schwierig, ohne Wertung zu spielen.“

Samir Habibovic hat Bedenken. © Stephan Schuetze
Patrick Rudolph, Spieler TuS Bövinghausen:
„Ich bin für die Spielfortsetzung. Wir Spieler möchten ja an die Pille zurück. Natürlich darf man aber Corona nicht vernachlässigen und muss alle Vorschriften einhalten. Ich glaube aber, dass Outdoor eine Ansteckungsmöglichkeit nicht so hoch ist. Ich möchte auf jeden Fall aufsteigen und die Saison zu Ende spielen. Das ist unser großes Ziel, für das wir hart gearbeitet haben.“

Patrick Rudolph würde sich über den Re-Start freuen. © Stephan Schuetze
Leon Broda, Torwart und Kapitän FC Brünninghausen:
„Also erstmal würde ich mich brutal freuen, wenn wir am 5. April wieder mit dem Mannschaftstraining beginnen dürfen und umso mehr dann, wenn am 2. Mai die Saison wieder losgeht. Ich würde schon sagen, dass es auch sinnvoll ist, weil wir langsam mit dem Virus leben und damit umgehen müssen. Durch die Impfungen und den Schnelltest hoffe ich, dass der Wert einigermaßen stabil bleibt, sodass die 50 Prozent der Saison machbar sind. Wir wollen natürlich direkt da sein und probieren, uns oben weiterhin festzusetzen und Druck auf die beiden Teams vor uns auszuüben.“

Leon Broda blickt den Plänen des FLVW mit Freude entgegen. © Nils Foltynowicz
Daniel Dukic, Sportlicher Leiter Westfalia Wickede:
„Es ist mit Vorsicht zu genießen. Der Inzidenzwert in Dortmund lag bei 62. Wenn ich gucke, dass in Hagen der Inzidenzwert bei über 100 ist, in Herne ist er nicht gut, im Sauerland auch nicht. In der Kreisliga kann man da spielen. Aber wie soll man Westfalenliga spielen? Deshalb bist du da als überkreisliches Team nicht so happy, weil du nicht wirklich weißt, ob du dich drauf vorbereiten kannst. Wir werden uns aber darauf vorbereiten und werden uns mit Marko Schott in den kommenden Tagen besprechen.“

Daniel Dukic ist ob der FLVW-Planungen zwiegespalten. © Nils Foltynowicz
Simon Rudnik, Spieler Kirchhörder SC:
„Ich kann nur für mich sprechen, aber ich fiebere dem Trainingsbetrieb enorm entgegen. Mir fehlt das Training einfach. Man merkt auch in den WhatsApp-Gruppen, dass die Motivation nicht mehr da ist, Online-Workouts zu machen. Seit Dienstag haben wir aber wieder eine Perspektive und darüber freue ich mich enorm. Ich denke, dass an der frischen Luft das Risiko gering ist, sich anzustecken. Mittlerweile gibt es aber auch gute Möglichkeiten, sich zu separieren. Was den Spielbetrieb angeht, muss man abwarten, wie der Trainingsbetrieb läuft. Wenn wir das System gut im Griff haben, dann sehe ich auch dem mit Freude entgegen.“

Simon Rudnik freut sich in erster Linie vor allem auf den Trainingsbetrieb. © Patrick Schröer
Muhammed Acil, Torwart Türkspor Dortmund:
„Ich würde den Vorschlag des Verbandes sehr begrüßen, weil wir langsam einrosten. Wir wollen alle zurück in die Normalität und da wäre das ein erster und richtiger Schritt. Wir haben gelernt, mit der Pandemie umzugehen und davon zu lernen. Wahrscheinlich wird uns Corona nie wieder verlassen. Wir müssen aber langsam Lösungen finden. Diese Entscheidung des Verbandes gibt uns ein gutes Gefühl.“

Muhammed Acil begrüßt die Pläne des FLVW. © Patrick Schröer
Marc Risse, Trainer TuS Eichlinghofen:
„Als Fußballer freue ich mich natürlich, wenn es wieder losgeht. Ich würde mich in meinem letzten Jahr natürlich auch über einen sportlichen Abschied freuen. Aber unabhängig von persönlichen Interessen halte ich den Zeitplan für extrem und nahezu unschaffbar ehrgeizig. Das wird die Vereine und Verantwortlichen vor Mammutaufgaben stellen, die für die Vereine kaum organisierbar sind. Deswegen halte ich das für sehr ambitioniert und extrem schwierig.“

Marc Risse hat gemischte Gefühle. © Foltynowicz
Dominik Grobe, Trainer DJK Tus Körne:
„Natürlich waren wir glücklich über die Nachricht, dass es eventuell bald wieder losgehen kann – wenn die Zahlen es erlauben. Ich hoffe nur, dass die vier Wochen Vorbereitung ausreichend sind, um anschließend in den Wettkampf zu starten. Hierbei habe ich aus gesundheitlicher Sicht einige Bedenken. Spätestens ab heute müssen die Jungs individuell einen Gang höher schalten.“

Dominik Grobe hat aus gesundheitlichen Gründen Bedenken. © Folty
Ist bereits seit Kindesbeinen an von Ballsportarten – insbesondere Fußball – fasziniert. Stets neugierig auf der Suche nach Geschichten, auch abseits des Ballsports. Die Liebe zum Journalismus entdeckte er über sein großes Hobby: Fotografie.

Journalismus ist meine Passion. Seit 2017 im Einsatz für Lensing Media. Immer auf der Suche nach Hintergründen, spannenden Themen und Geschichten von Menschen.
