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Ältester Fußballer Dortmunds: 82-Jähriger spielte einst mit Watzke und gegen Adi Preißler
Fußball-Alte Herren
Mit stolzen 82 Jahren tritt Berthold Goreth immer noch gegen den Ball. Sein Erfolgsrezept scheint simpel, aber effektiv. Er hält es mit dem BVB, gegen den er früher selbst auch gespielt hat.
Berthold Goreth blickt auf eine lange Karriere als Fußballer zurück - eine sehr lange. Fast 60 Jahre steht er nun schon auf dem Platz. In dieser Zeit hat er viel erlebt – aber wenn man ihn nach seinem Höhepunkt seines Fußballlebens fragt, kommt die Antwort schnell. „Zur Einweihung der Flutlichtanlage Mitte 1960er Jahre durften wir gegen die Traditionsmannschaft des BVB spielen. Da waren meine Idole Adi Preißler und Heinrich Kwiatkowski dabei. Und ich durfte meine Mannschaft als Spielführer auf den Platz bringen“, erzählt der heute 82-Jährige.
Seine Mannschaft – das war damals der TuS Eintracht Dortmund. Gleichzeitig auch sein erster Club, bei dem er mit dem Kicken begann. Berthold Goreth, im Kreuzviertel geboren, wuchs in Huckarde auf und begann erst mit 23 Jahren das Fußballspielen.
Berthold Goreth: “Ich bin bis heute Anhänger des BVB geblieben“
Davor war das runde Leder auch schon in seinem Fokus – aber auf andere Weise. 1947 besuchte Goreth das erste Mal ein Spiel seiner Borussia – damals noch im Stadion an der Roten Erde. Anschließend wurde er leidenschaftlicher Fan. „Ich bin bis heute Anhänger geblieben, wobei es den letzten Jahren durch die Kommerzialisierung etwas abgenommen hat.“

Berthold Goreth dort, wo er am liebsten ist: an der frischen Luft. © Privat
Daher waren Preißler, Kwiatkowski, Max Michallek und Co. die Helden seiner Kindheit. Die Verbindung mit dem BVB ging soweit, dass er zu Auswärtsspielen regelmäßig mit dem Fahrrad fuhr. „Nach Düsseldorf, Münster oder die Spiele bei Marathon Remscheid – überall bin ich mit Rad hin, um das Team zu sehen.“
Das war damals noch zu Zeiten der Oberliga West, der höchsten Liga vor Einführung der Bundesliga. Borussia Dortmund schloss die Oberliga in den 1940er und 1950er Jahren insgesamt sechsmal als Sieger ab und qualifizierte sich so für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. 1956 und 1957 wurde das Team Deutscher Meister.
Während seiner eigenen Karriere kickte er in den 1960er Jahren lange für die erste Mannschaft des TuS Eintracht, ehe der Verein 1969 mit dem Dortmunder SC 95 fusionierte und der TSC Eintracht Dortmund entstand. „Dann kamen viele neue Spieler hinzu und das Niveau wurde deutlich höher. Da habe ich keine Zukunft gesehen. Also ging ich zur BSV Fortuna“, erzählt der 82-Jährige.
Vom BSV Fortuna ins Sauerland
Das Praktische: Goreth war mittlerweile ins Kreuzviertel gezogen und der Sportplatz war fußläufig erreichbar. Beim BSV spielte er noch eine Zeit in der ersten Mannschaft, ehe er dann in die Alten Herren wechselte. Dort blieb er bis 1995. Dann gab es noch einen überraschenden Wechsel, der so eigentlich nicht geplant war.
Seine Frau kommt aus Marsberg im Sauerland. Also verbrachte das Ehepaar viele Wochenenden dort. Auch auf dem dortigen Fußballplatz schaute der Ur-Dortmunder öfter vorbei. „Und dann kam der Gedanke, dass ich auch für das dortige Team spielen könnte“, berichtet Goreth.
Also schloss er sich dem SV Rot-Weiß Erlinghausen an – immerhin schon mit 58 Jahren. Trotzdem hatte er noch viel Freude am Kicken. „Ich bin einfach gerne auf dem Platz. Und auch die Gemeinschaft in einem Team ist etwas tolles.“
In Erlinghausen ging in der Zeit, in der Goreth dort kickte, viel voran. Unter anderem wurde ein neues Vereinsheim gebaut. „Meine Aufgabe war es, den Kasten Bier zu besorgen“, sagt er halb im Scherz – schließlich ist der 82-Jährige gelernter Statiker und weiß worauf es bei der Entstehung von Gebäuden ankommt.

Berthold Goreth (untere Reihe, ganz rechts) mit den Alten Herren des SV Rot-Weiß Erlinghausen. Mit dabei war auch Hans-Joachim Watzke (obere Reihe, zweiter von rechts). © Privat
In Erlinghausen kam es dann auch zu einem besonderen Aufeinandertreffen. Mit ihm spielte bei den Alten Herren ein gewisser Hans-Joachim Watzke zusammen. Der Geschäftsführer des BVB kommt gebürtig aus Marsberg und absolvierte – immer wenn es die Zeit zuließ – ein paar Spiele für den SV Rot-Weiß.
„Auch bei meinem Abschiedsspiel im Jahr 2007 war Aki mit dabei. Leider musste er nach dem Spiel gleich wieder los und konnte nicht mehr mit uns im neuen Vereinsheim feiern“, berichtet der Fußballer, während er stolz Fotos von der Abschiedsfeier zeigt.

Beim Abschiedsspiel von Berthold Goreth in Erlinghausen reisten die Alten Herren von Borussia Dortmund an. © Privat
Nach seiner Zeit im Sauerland ging er wieder zum BSV Fortuna zurück – und spielt dort bis heute. Einmal die Woche ist Training bei den Alten Herren. Zudem werden einige Freundschaftsspiele absolviert. „Ich kann sicher keine 50 Meter mehr sprinten auf dem Platz. Aber meine Teamkollegen machen es mir leicht, indem sie immer Anspielstationen schaffen“, erzählt er, der auch gerne mit den Mannschaftskameraden Zeit in der Gaststätte zur Sonne – so etwas wie das Vereinsheim des Klubs – verbringt.
Berthold Goreth: „Und wenn es doch mal einen Spruch gibt, nehme ich einfach mein Hörgerät raus“
Und der Altersunterschied – viele der Kicker beim BSV seien um die 40. „ Das ist kein Problem. Ich fühle mich akzeptiert im Team. Und wenn es doch mal einen Spruch gibt, nehme ich einfach mein Hörgerät raus“, scherzt der 82-Jährige, „oder ich drücke einen Spruch zurück.“
Sein Erfolgsgeheimnis, dass er im hohen Alter immer noch auf Platz steht. „Ich führe ein gesundes Leben, bin viel an der frischen Luft. Fahre viel Rad und ernähre mich gesund. Außerdem war der Alkohol nie mein Ding.“
Viermal am Meniskus operiert
Zudem verbringt er seine Urlaube sehr aktiv. Egal, ob die Dolomiten, das Elbsandsteingebirge oder die Alpen: Wanderungen sind immer enthalten. Das ist auch auf vielen Fotos in seiner Wohnung zu sehen. Überall Berge, soweit man gucken kann.
Trotzdem blieb er von Verletzungen nicht verschont. „Viermal musste ich am Meniskus operiert werden – zweimal links und zweimal rechts“, berichtet Goreth, der noch eine Anekdote hinten dranhängt. „Der Arzt fragte mich, ob ich Fußballer bin, weil er unterhalb die Knies einige rote Splitter, die in die Haut gelangt waren, von den Ascheplätzen fand.“
Wenn er mal nicht auf dem Fußballplatz oder im Vereinsheim ist, verbringt der gebürtige Dortmunder viel Zeit in seinem Schrebergarten. Dort sprudeln die Rosen und andere Blumen vor lauter Farbenpracht, wie Goreth stolz auf den vielen Fotos zeigt. Das Fotografieren ist nämlich ein weiteres Hobby des Statikers, der lange beim Stahl- und Montanunternehmen Hoesch arbeitete.
Für die nächste Zeit hofft der 82-Jährige auf ein Ende der Coronakrise. Dann kann er endlich wieder auf Platz zurück und dem runden Leder nachjagen.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
