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18-Jähriger steht beim BSV Schüren immer in der Startelf - Zum Training ist er lange unterwegs
Fußball
Der BSV Schüren hat in den vergangenen Jahren einen Kulturwandel durchzogen. Der Klub setzt vermehrt auf junge Talente. Auch in dieser Spielzeit hat sich ein ganz junger Akteur durchgesetzt.
Zu den positiven Entwicklungen des Dortmunder Amateurfußballs zählt, dass es hier nicht mehr einen geschlossenen Kreis an Trainern und Spielern gibt, die innerhalb der Stadt die Vereine tauschen. Nein, da kommen zum Teil bekannte Namen von außerhalb oder welche, die in Dortmund dazu werden. Und dann gibt es ganz junge Talente, die den Sprung schaffen. Eins davon spielt in Schüren fast schon wie ein Routinier.
Michael Rzeha (18) kam aus der Talentschmiede von RW Ahlen zum BSV in die Westfalenliga. Zuvor hatte er in der U17 des SC Paderborn gespielt, davor für die Spielvereinigung seiner Heimatstadt Hamm. In Schüren hat er bislang alle Spiele mitgemacht, ist nach Torwart Sascha Samulewicz der Spieler mit den meisten Einsatzzeiten. Da sein Name dennoch nicht so oft fällt, ist es Zeit, ein neues Talent kennenzulernen.

Michael Rzeha ist gleich ein Stammspieler geworden. © Laryea
Michael Rzeha, zunächst die Frage: Wieso zieht es einen jungen Mann nach Dortmund? Von Hamm nach Schüren ist es ja nicht gerade ein Katzensprung.
Die Ahlener haben mich für das Seniorenteam nicht übernommen. Mein U19-Coach kennt unseren Trainer Arthur Matlik. So kam der Kontakt zustande. Und da ich mit Roem Subasi gewechselt bin, bilden wir eine Fahrgemeinschaft. Wir wechseln uns ab. Und die Fahrtzeit geht schnell rum.
18 Jahre jung, Führerschein. Und gleich der mutige Schritt, mehrmals die Woche für Fußball ein ganzes Stück zu fahren. Ein bisschen Zeit geht ja schon für das Hobby drauf. Lernen Sie vorher für die Schule oder arbeiten Sie schon?
Ich mache eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Das bekomme ich ganz gut hin.
Wenn jemand in Paderborn und Ahlen gespielt hat, könnte die Westfalenliga entweder Rückschritt oder Chance sein. Wie schätzen Sie das ein?
Als Chance, als Sprungbrett in den Seniorenbereich. Jedenfalls ist Schüren für mich eine sehr gute Adresse, um mich an den Seniorenfußball zu gewöhnen. Und die Westfalenliga ist ja auch eine gute Liga.
Und was nicht ist, kann ja noch werden…
Das stimmt! Natürlich wünsche ich es mir, vielleicht irgendwann noch einmal höher zu spielen. Ich bin ja noch sehr jung. Jetzt bin ich aber erst einmal froh, in Schüren gut angekommen zu sein.
Ein Hauch von sogar deutlich höherklassigerem Fußball weht ja schon durch Ihre Mannschaft. Sie spielen links in der Abwehrreihe. Wie ist es, Jonas Acquistapace neben sich zu haben, der mehrere Jahre für den VfL Bochum in der 2. Liga spielte?
Ein sehr schönes Gefühl! Jonas erklärt mir, wie ich besser stehe, zeigt mir die Wege. Er sagt mir, wie ich mich am besten verhalte. Ich profitiere sehr von ihm. Und ich möchte unbedingt viel lernen.
Das hören ältere Spieler immer gerne. Sascha Samulewicz und Kamil Bednarski könnten fast Ihre Väter sein. Wie ist es, mit Ihnen in der Mannschaft zu sein?
Auch von ihnen profitiere ich sehr. Ich bin bestimmt keiner, der sagt: ‚Erzählt mir nicht, was ich zu tun habe.‘ Wir sind aber eine Mannschaft, in der keiner Berührungsängste hat. Jeder spricht mit jedem. Jeder hilft jedem. Das ist ein Super-Team. Ich fühle mich sehr, sehr wohl mit allen in Schüren.
Das zeigt sich auch in Ihren Leistungen. Sie sind der Feldspieler mit den längsten Einsatzzeiten. Wüsste manch ein Zuschauer nicht Ihr Alter, könnte er glauben, da spielt ein Routinier…
Vielen Dank! Dass ich immer spielen durfte, tut mir gut und zeigt mir, dass der Schritt nach Schüren genau richtig war. Ja, wir sind zum Großteil dann doch eher jung. Mit den reiferen Spielern und den Kollegen in meinem Alter passt das. Und mir gefällt, dass die Älteren uns Jüngeren vertrauen. Ich freue mich über jeden Einsatz, denn ich spiele, um Spaß am Fußball zu haben. Den habe ich in Schüren definitiv. Ich habe immer große Lust. Und wenn die Leute meine Leistung schätzen, tut mir das natürlich sehr gut.
Nun sind Sascha Samulewicz und Kamil Bednarski vielleicht doch zu jung, um echte Vaterfiguren für Sie zu sein. Was sagt denn Ihr echter Papa dazu, dass der Sohn sein Glück in der Ferne versucht?
Er freut sich. Meine Eltern und meine Schwester kommen zu jedem Spiel. Sie sind sehr freundlich als Fußballfamilie und loben mich häufig. Wenn ich schlecht spiele, sagen sie es aber auch. Aber nett!
Dass Sie schlecht spielen, müssen wir in Dortmund noch nicht über Sie berichten. Helfen Sie uns dennoch ein wenig präziser auf die Sprünge: Dass Sie selbstbewusst sind, um mit gerade mal 18 Jahren mit gestandenen Spielern regelmäßig zu überzeugen, versteht sich fast von selbst. Die Internetseite Transfermarkt.de listet Sie als Stürmer. In Schüren aber spielen Sie als Linksverteidiger: Wo sehen Sie denn Ihre fußballerischen Qualitäten?
Dass die das nicht geändert haben, wundert mich auch. Schon in Paderborn haben sie mich zum Verteidiger gemacht. Ich mag diese Position in der Abwehr, denn ich glaube schon, schnell zu sein und doch meinen guten Schuss einsetzen zu können.
Immer besser in Schuss kommt der BSV auch als Mannschaft. Sehen Sie einen Trend?
Ja, ich denke, wir verbessern uns immer mehr. Und wir können uns auch in der Tabelle steigern und bessere Ränge anpeilen. Momentan sind wir Achter. Das ist schon besser als zu Anfang. Ich zähle uns zu den besseren Mannschaften der Liga.
Mit Ihnen als Stammspieler?
Das wäre schön. Ich versuche, Woche zu Woche auch im Training meine Leistung zu bringen.
Jetzt steht die Partie in Hohenlimburg an. Den Gegner könnten Sie distanzieren. Wann beginnt die Vorbereitung auf die Spiele?
Um ehrlich zu sein, sagt mir heute Hohenlimburg noch nicht so viel. Aber unser Trainer beginnt während der Woche, uns mit dem Gegner vertraut zu machen. Unsere Aufgabe ist es, weniger Gegentore zu kassieren. Ich fand, dass wir beim 3:1 gegen Obercastrop gut gespielt haben.
Und wenn die Stimmung innerhalb der Mannschaft stimmt, dürften auch von Ihnen weitere gute Spiele folgen.
Ich freue mich erst einmal, überhaupt so häufig spielen und dabei noch viel lernen zu dürfen. Dass es bei uns sehr harmonisch zugeht, ist mit Sicherheit von Vorteil.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
