Die versprochenen Brötchen für die Fans waren geschmiert, und die dritte Mannschaft des SC Blau-Weiß Wulfen ließ sich im Topspiel der Kreisliga C 1 Recklinghausen auch die Butter nicht vom Brot nehmen. Zwischendurch sah es für die Blau-Weißen allerdings gar nicht gut aus.
Schon in der ersten Halbzeit musste Torjäger Christian Häberlein ausgewechselt werden. Der Oberschenkel schmerzte. Für die Wulfener natürlich ein herber Verlust. Immerhin hatte Häberlein bis dahin in der Liga schon 14 Mal für den Tabellenführer getroffen. Und im Duell gegen den Tabellenzweiten aus Nordvelen war kurz vorher das 2:2 für die Gäste gefallen.
Die Wulfener Aktien verloren mit Häberleins Ausscheiden also entschieden an Wert. Auch wenn Ersatzmann Dennis Heming die Blau-Weißen zunächst mit einem satten 18-Meter-Schuss zum 3:2 unmittelbar vor der Pause wieder jubeln ließ (45.).

Nach dem Seitenwechsel aber übernahmen die Sportfreunde aus Nordvelen mehr und mehr das Kommando. Das 3:3 – der dritte Treffer von Gäste-Torjäger Tobias Sundrum – verunsicherte die Wulfener spürbar. „In der Phase habe ich befürchtet, dass das 3:4 auch noch fällt“, gab Blau-Weiß-Trainer Joel Malter zu. Doch dann konnten er und sein Trainerkollege Martin Baumann plötzlich unverhofft noch einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen: Christian Häberlein.
Ich musste einfach wieder rein“, sagte der Stürmer hinterher. Und die Verletzung? „Zerrung oder Muskelfaserriss“, meinte er. Wie man damit spielt? Häberleins Kollegen hatten schnell eine Antwort parat: „Der hat schnell ‚ne Kippe geraucht, und dann ging‘s wieder.“ Doch Häberlein hatte ein anderes Wundermittel: „Ich hab‘ auf der Bank rumgefragt, ob einer eine Ibu dabei hat, und hab die eingeworfen.“
Jugendliche Unbedarftheit? Kann man Häberlein wohl nicht vorwerfen. Denn der Torjäger der Wulfener Dritten ist schon 43. Als er vor fünf Jahren von Bochum-Leithe nach Wulfen zog, war es Zeit, eine lange Fußballpause zu beenden. „Die Kinder waren inzwischen alt genug, und wenn du von der Stadt aufs Land ziehst, ist der Sportverein das Beste, um Kontakte zu knüpfen“, erzählt er. In Leithe hatte er in der Jugend gekickt. „Danach nur noch drei Jahre Senioren und dann irgendwann ein bisschen bei den Alten Herren.“
Letzteres schwebte Häberlein auch in Wulfen vor. „Aber da gab es dann keine Alten Herren.“ So trainierte er bei der dritten Mannschaft mit und fand schnell Spaß daran. „Ohne Fußball hätte mir was gefehlt. Ich brauche das als Ausgleich. Mit den Kumpels trainieren, danach noch ein Bierchen.“
Wie lange noch? „Das frag‘ ich mich jedes Jahr“, gibt er zu. Aber die Antwort ist einfach: „Solange es Spaß macht.“

Und Spaß gemacht hat es am Sonntag wieder sehr. Denn nachdem die eingeworfene Schmerztablette Wirkung zeigte und er in der Schlussphase aufs Feld zurückgekehrt war, erspielte sich Wulfen wieder ein Übergewicht, und in der 82. Minute stand Christian Häberlein dann dort, wo ein Torjäger eben steht, und köpfte einen Eckball zum vorentscheidenden 4:3 ins Tor.
Am Ende siegte Wulfen mit 5:3, und es wurde kräftig gefeiert. Die nächsten Trainingseinheiten werden allerdings ohne Christian Häberlein stattfinden. „Der Oberschenkel braucht doch eine Pause. Das muss ich erst mal auskurieren.“
Allzu viel Zeit setzt der Stürmer dafür allerdings auch nicht an: „In zwei Wochen spielen wir gegen Reken V. Das ist wieder so ein wichtiges Spiel. Da will ich unbedingt dabei sein.“
Er mag 43 sein. Doch der Ehrgeiz dieses Christian Häberlein würde auch einem 18-Jährigen noch alle Ehre machen.
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