
Es ist nicht näher bekannt, ob Frank Fuhrmann, in der Fußballszene im Kreisgebiet ausschließlich als „Zecke“ bekannt, ein großer Fan von Loriot ist. Aber mit einer einzigen Anleihe an dessen „Weihnachten bei Hoppenstedts“ aus dem Jahr 1978 hat er bei der Fachschaftssitzung in Recklinghausen eine Grundproblematik angesprochen, die anno 2023 aktueller denn je ist.
„Früher war eben mehr Lametta“, meinte der Trainer des A-Kreisligisten SW Röllinghausen – und von dem Ausflug vom kabarettistischen ins sportliche Fach heißt das ganz simpel übersetzt: Die Zeiten ändern sich. Aber sie werden nicht besser. Im Gegenteil: Das Kreissportgericht ist im Dauereinsatz – wohl gemerkt, wir reden hier immer noch von Sport, vom Freizeitverhalten...
Man muss sich schämen
Ja, früher – und für diese Erkenntnis müssen wir nicht sentimental oder verklärend werden – ging es auf einem Fußballplatz auch kräftig zur Sache. Aber Beleidigungen gegenüber Schiedsrichtern in übelster Gossensprache? Schlägereien und Rudelbildungen? Spielabbrüche? Nein, das nimmt längst Formen an, für die man sich vielfach nur noch schämen muss.
Jürgen Schmidt, Vorsitzender der SG Hillen, brachte es während der Fachschaft-Tagung auf den Punkt. „Es ist mal wieder an der Zeit, vielen zu vermitteln, dass der Fußballplatz kein rechtsfreier Raum ist.“ Was so selbstverständlich klingt wie die Tatsache, dass jetzt im Herbst wieder die Blätter von den Bäumen fallen, wird zur erneuten Schwerpunkt-Aufgabe für Vereine. Bittere Realität eben.
Es funktioniert, wenn alle mitmachen
Daher wollen die Recklinghäuser Klubs nun einen Weg beschreiten, über den auch in Nachbarstädten durchaus nachgedacht werden darf. Wer sich auf einem Fußballplatz nicht benehmen kann, andere beleidigt oder gar handgreiflich wird, muss ausgeschlossen werden. Und zwar nicht nur aus seinem Verein, sondern in der gesamten Stadt. In ganz Recklinghausen danach zur Persona non grata erklärt zu werden, das ist konsequent. Funktioniert allerdings auch nur, wenn alle Klubs an einem Strang ziehen…
Diesen Testballon steigen zu lassen, es macht dennoch Sinn. Frei nach dem Motto: „Wir in RE haben keinen Platz für Gewalt, Beleidigungen und Rassismus. Und im Verein einen Stadtteil weiter ist für Euch eben auch kein Platz.“
Im Ruhrpott würde man sagen: „Kloppt Euch einfach woanders.“ Ist zwar auch keine Patentlösung. Aber eine eindeutige Botschaft.
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